Ärzte warnen

Nerven in Gefahr: Wir halten unsere Handys falsch!

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21.02.2022 14:59

Der Daumen scrollt, Zeige-, Mittel- und Ringfinger liegen auf der Rückseite und der kleine Finger stützt von unten und verhindert dadurch ein Wegrutschen - so halten wohl die meisten von uns ihr Smartphone in der Hand. Doch Mediziner warnen: Eben diese Haltung könnte unter anderem Nerven im Arm und das Handgelenk schädigen.

Vom sogenannten Smartphone-Daumen haben Ärzte bereits in der Vergangenheit gewarnt, doch auch der kleine Finger - im Englischen „pinkie“ genannt - kann bei übermäßigem Smartphone-Gebrauch Schaden nehmen, sich verkrampfen und entzünden, wie Ann Lund, Ergotherapeutin und zertifizierte Handtherapeutin an der Mayo Clinic, gegenüber der „Washington Post“ erklärt. Aufgrund seiner geringen Größe halte der kleine Finger den Druck und die Positionierung nicht so gut aus wie ein größerer Finger, so die Spezialistin.

Michelle G. Carlson, Handchirurgin am Hospital for Special Surgery in New York, fügte hinzu, dass die Verwendung des kleinen Fingers, um das Gewicht des Smartphones zu halten, das Band belasten könne, das den Finger mit der Hand verbindet.

„Wir neigen dazu, unsere Telefone so zu halten, dass der kleine Finger dessen Gewicht trägt und unser Handgelenk nach innen gedreht wird, um den Bildschirm an unser Gesicht zu halten. Dies kann zu einer Kompression des Nervus ulnaris führen, wenn es über einen längeren Zeitraum geschieht“, warnt auch Ben Lombard, Mitglied der britischen Chartered Society of Physiotherapy, in der „Huffington Post“.

Schlecht für Nerven
Der Ulnarisnerv oder auch Ellennerv ist einer der drei Hauptnerven im Arm und verläuft von der Achselhöhle bis zum Ellbogen, entlang der Elle und schließlich bis zum kleinen Finger in der Handfläche. Wie lifehacker.com unter Berufung auf die Cleveland Clinic berichtet, steuert er fast alle kleinen Muskeln in der Hand. Eine Einklemmung des Ellennervs liegt vor, wenn direkter Druck auf den Nerv „im Ellbogen oder Handgelenk ausgeübt wird, was zu einem eingeklemmten Nerv, Nervenschmerzen (neuropathischen Schmerzen) und Neuropathie (Nervenschäden) führt“.

Neben dem Ulnarisnerv kann jedoch auch der Medianusnerv, der uns hilft, unsere Unterarme, Handgelenke, Hände und Finger zu bewegen, in Mitleidenschaft gezogen werden, wie Peter White, Assistenzprofessor an der Polytechnischen Universität Hongkong, bereits 2017 in einer Studie über die Auswirkungen einer übermäßigen Nutzung elektronischer Geräte herausfand. Er stellte demnach fest, dass Studenten, die elektronische Geräte mehr als fünf Stunden am Tag in der Hand hielten, mehr Handgelenk- und Handschmerzen hatten als „Nicht-Intensivnutzer“ (weniger als fünf Stunden am Tag). In einer Folgestudie fand White zudem heraus, dass eine Abweichung des Handgelenks von der neutralen Position (alle Finger sind gestreckt) zu einer stärkeren Verformung des Medianusnervs führen kann.

Um den Schaden zu minimieren, „ist es wichtig, das Handgelenk bei der Arbeit am Computer so weit wie möglich in der neutralen Position zu halten und zu vermeiden, dass sich Daumen und Finger bei der Verwendung von mobilen Geräten in einer statisch gebeugten Position befinden, insbesondere bei der einhändigen Verwendung“, zitiert lifehacker.com aus Whites Studie.

So halten Sie Ihr Smartphone richtig
In einem Interview mit der Fernsehnachrichtensendung „The National Desk“ sagte der Handchirurg Dr. Steve Beldner, dass sich zwar jeder ein kleines, dünnes Gerät wünscht, „aber unsere Hand ist nicht dafür gemacht, kleine Gegenstände zu handhaben.“ Anstatt den Daumen auf ein dünnes Objekt zu richten, was das Gelenk ungünstig belastet, sollten wir den Daumen idealerweise in die sogenannte Abduktion bringen, also von der Handfläche wegbringen und abspreizen (siehe Video oben).

Um dies zu erreichen, so Beldner, sollte man das Gerät dicker machen, indem man etwa einen zusammengerollten Waschlappen oder ein T-Shirt dahinterlegt, um das Gelenk zu entlasten. Der Chirurg empfiehlt außerdem, den Ellbogen und das Handgelenk so gerade wie möglich zu halten, um eine bessere Durchblutung zu ermöglichen.

Die Handtherapeutin Dina Delopoulos rät Smartphone-Nutzern, häufige Pausen einzulegen und die Beuge- und Streckmuskeln zu dehnen, indem sie die Finger senkrecht zum Handgelenk nach oben und hinten schieben. Sie empfiehlt außerdem, eine nicht einschränkende, aber unterstützende Neoprenschiene zu verwenden und, wann immer dies möglich ist, das Telefon auf eine flache Oberfläche zu legen, um mit anderen Fingern als dem Daumen zu scrollen.

Weniger ist mehr
„Letztendlich gibt es keine ‘optimale‘ Art und Weise, das Telefon zu halten“, räumt jedoch Lombard gegenüber der „Huffinton Post“ ein. Er plädiert daher für einen achtsameren Umgang mit dem Smartphone. „Denken Sie einfach daran, wie lange Sie es benutzen und wie Sie es benutzen.“

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