Störsender installiert

Kinder am Handy: Vater nimmt ganzes Dorf vom Netz

Web
21.02.2022 08:42

Regelmäßige Ausfälle im Mobilfunknetz haben in der südwestfranzösischen Gemeinde Messanges die Behörden auf den Plan gerufen. Der für die Störungen Verantwortliche konnte schließlich ausfindig gemacht werden: Um seine Kinder vom Smartphone zu entwöhnen, hatte ein Vater kurzerhand zum Störsender gegriffen.

Laut einer Mitteilung der für die Überwachung und Verwaltung von Funkfrequenzen zuständigen Agence Nationale Des Fréquences (ANFR) war man unlängst der „ungewöhnlichen Beschwerde“ eines Mobilfunkanbieters nachgegangen, der regelmäßige Störungen in seinem Netz beklagte. Diese betrafen Telefon- und Internetdienste in allen Mobilfunkfrequenzbändern in der knapp 1000 Einwohner zählenden Gemeinde.

Soweit nicht ungewöhnlich. Ein Detail „faszinierte“ die Behörde laut eigenen Angaben jedoch: Die Störung trat nie vor Mitternacht auf und hörte meistens gegen 3 Uhr morgens auf, ausnahmslos jeden Tag der Woche! Ein ANFR-Ermittler aus Toulouse machte sich daher auf die Suche nach der Störquelle - und wurde mitten in der Nacht mithilfe eines Spektrumanalysators in einem Nachbarort nahe der Atlantikküste fündig.

„Um 1.30 Uhr war die Quelle des Signals identifiziert und unbestreitbar. Aber die ungewöhnliche Stunde und die Abwesenheit eines Polizisten machten es notwendig, die Jagd einzustellen: Es war unmöglich, die Bewohner des Hauses vor dem nächsten Morgen kennenzulernen“, schilderte die ANFR.

Multiband-Störsender zwang Kinder zur Nachtruhe
Nach einer kurzen Nachtruhe nahm der Ermittler seine Arbeit wieder auf und fand im besagten Haus einen sogenannten Multiband-Störsender, der der Behörde zufolge sowohl Mobilfunk als auch WLAN neutralisieren konnte. Installiert hatte diesen der Familienvater, um zu verhindern, dass seine Teenager anstatt zu schlafen des Nachts mit ihren Smartphones auf das Internet zugriffen.

„Seine Kinder waren tatsächlich süchtig nach sozialen Netzwerken und anderen Anwendungen geworden, insbesondere seit der aufgrund der Covid-19-Pandemie verhängten Ausgangssperre. Nach Konsultationen im Internet entschied der Vater, dass ein Störsender die beste Lösung sei, um diesen Auswüchsen ein Ende zu bereiten“, schilderte die französische Behörde die Beweggründe des Vaters.

Vater drohen Haft- und Geldstrafe
Eine radikale Lösung, aber vor allem illegal und unverhältnismäßig, so die ANFR. Denn der Störsender legte in den Stunden zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens nicht nur die Telefonie und das mobile Internet im Haus der Familie, sondern auch in der gesamten Nachbarschaft - bis eben ins nahe gelegene Messanges - lahm.

Der Vater wurde daher angezeigt. Ihm drohen nun wegen des unerlaubten Besitzes und Gebrauchs eines Störsenders bis zu sechs Monate Freiheitsstrafe und eine Geldstrafe von 30.000 Euro. Bereits zahlen musste er der Behörde nach eine „Interventionsgebühr“ in Höhe von 450 Euro.

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