Verhandlungs-Marathon

Prozess in Innsbruck: 19 Prostituierte ausgenutzt?

Tirol
18.02.2022 07:00

Wer sich bei einem Prozess um Zuhälterei zwielichtige Schlägertypen auf der Anklagebank erwartet, war am Donnerstag am Landesgericht Innsbruck überrascht. Denn die großteils rumänischen Beschuldigten waren unbescholten und gingen normalen Berufen nach. 19 Damen sollen sie der Prostitution zugeführt und ausgenutzt haben.

Der Schlag gegen die Gruppierung war der Polizei im Dezember gelungen. Zwei der sieben Angeklagten blieben dem Prozess unentschuldigt fern, in einem Fall beantragte die Staatsanwältin daher die Festnahme. Abseits vorgeworfener Rotlicht-Aktivitäten arbeiten die Angeklagten als Taxi- oder Paketfahrer, ein Paar betreibt in Tirol einen Obsthandel. Arbeitsteilig sollen sie angeworbenen Damen Freiern zugeführt haben.

„Zentrale“ in Wien
Eine Schlüsselposition nahm eine Kaffeehausbetreiberin (37) aus Wien ein, die dort bereits eine Escortagentur leitete. Sie selbst fungierte von Wien aus als Telefonistin und schaltete Inserate auf einschlägigen Internetseiten. Drei mitangeklagte Fahrer kutschierten die Damen in Tirol zu Freier-Wohnungen.

Fahrer erklärt das Abrechnungssystem
„Die Frauen kassierten in der Regel 170 Euro. 30 Euro lieferten sie dann bei mir ab“, packte einer der Fahrer aus. An die Kaffeehausbetreiberin und mutmaßliche Chefin mussten weitere 70 Euro abgeliefert werden. Geld für sexuelle Extra-Dienstleistungen haben die Prostituierten selbst behalten dürfen, ergänzte der rumänische Chauffeur.

Verteidigung: Frauen waren freiwillig dabei
Kern des Prozesses war die Frage, ob das zwischen Anfang 2018 und Mai 2021 bestehende System ein Ausnutzen der 19 Frauen gewesen sei - was die Angeklagten und deren Anwälte verneinten. Abgesehen davon ist in Tirol die Prostitution außerhalb von Bordellen verboten, dies ist aber nur ein Verwaltungsdelikt.

Prostituierte als Zeugin
Nur eine Prostituierte sagte als Zeugin aus. Sie sprach von „psychischem Druck“ und sie sei wegen der Befolgung der Regeln auch angeschrien worden. Man habe Kunden nicht absagen dürfen, habe ständig erreichbar sein müssen und sie sei teils auch zu Sex ohne Kondom genötigt worden.

Nach elf Stunden wurde die Verhandlung zwecks Ladung weiterer Zeuginnen vertagt.

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