Porträt des Paten

Tod durch die Hand der USA war Bin Ladens Traum

Ausland
02.05.2011 10:35
Der erste Teil seines größten Wunsches ist am Sonntag in Erfüllung gegangen: Osama bin Laden starb durch die Hand der USA. Der zweite Teil, nämlich dass daraufhin alle Gotteskrieger der Welt der verhassten Supermacht den Garaus machen würden, wird wohl die US-Behörden und Geheimdienste noch länger beschäftigen. Bin Laden wurde binnen weniger Jahre zum Inbegriff des religiös motivierten Terrors und zum Hassobjekt und Idol für Millionen. Bei seinem ersten großen Terroranschlag verfehlte der Terrorpate übrigens seine amerikanischen Ziele und tötete bzw. verletzte mehrere Österreicher.

Das Attentat auf das Hotel "Gold Mohuir" im jemenitischen Aden am 29. Dezember 1992 gilt aus heutiger Sicht als Bin Ladens erster großer Terroranschlag. Im Visier hatte der gebürtige Saudi mit seinem damals noch im Aufbau befindlichen Terrornetzwerk Al-Kaida eigentlich amerikanische Truppen, die dort auf ihrem Weg nach Somalia Station gemacht hatten. Doch die Soldaten waren bereits abgerückt, als die Bomben explodierten. Ein Österreicher und zwei Jemeniten wurden getötet, sechs weitere Hotelgäste, darunter drei österreichische Urlauber, wurden schwer verletzt.

Ein Reicher wird zum Radikalen
Osama bin Laden wurde vor 54 Jahren als Sohn von Mohammed bin Laden geboren, einem ursprünglich aus dem Jemen stammenden saudiarabischen Großunternehmer. Seine Mutter stammte aus Syrien und war die vierte Frau seines Vaters. Bin Laden soll insgesamt 50 Geschwister haben. Im Haus des gläubigen Baumagnaten, der sich mit Niedrigpreisen die Gunst der Scheichs erkaufte, gingen Hunderte von Moslems ein und aus, darunter wichtige islamische Schriftgelehrte, die den jungen Osama schon damals beeindruckt haben sollen. Zunächst ging er aber an die renommierte Universität von Jeddah, um Bauingenieurswissenschaften zu studieren.

Doch ab 1973 wandte er sich islamistischen Gruppen zu und dürfte sich von da an zunehmend radikalisiert haben. Dazu trug auch der frühe Tod seines Vaters bei und die Ausgrenzung, die Bin Laden in den höheren Kreisen Saudi Arabiens aufgrund seiner syrischen Mutter erfuhr. Seinen Erbanteil erhielt Bin Laden jedoch - und war als junger Mann plötzlich reich. Experten zufolge soll er kurze Zeit ein westlich orientiertes Leben nach Vorbild seiner Geschwister geführt haben, die Geschäftsleute wurden und gute Verbindungen in die USA pflegten. Nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan ging Bin Laden ins Nachbarland Pakistan, wo er mehrere Führer der afghanischen Widerstandsbewegung traf. Dem späteren Präsidenten Burhanuddin Rabbani bot er damals seine Hilfe an.

Bestimmt vom Hass gegen die "arrogante Supermacht"
Seine erste Basis richtete Bin Laden in der pakistanischen Grenzstadt Peshawar ein. Dort erwarb er sich sehr schnell den Ruf eines mutigen Kämpfers - obwohl er selbst nur einmal direkt an Kampfhandlungen beteiligt war, wie es in einem Porträt der "New York Times" heißt - und band sich an die radikalsten unter den Fundamentalistenführern. Unter ihnen war der Ägypter Aiman el-Zawahiri, der die rechte Hand Bin Ladens werden sollte. Allmählich baute Bin Laden sein Netzwerk auf: Bald finanzierte er eine Brigade mit mehreren tausend Männern, die größtenteils aus arabischen Ländern stammten. Bei seinem erbitterten Kampf gegen die Sowjetarmee wurde der Extremist zunächst - über Pakistans Geheimdienst als Mittelsmann - von der CIA unterstützt. Später wird er dann behaupten, diese Verbindung mit den verhassten USA sei nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Experten datieren die Gründung seiner Terrororganisation Al-Kaida ("Die Basis") auf 1988.

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen kehrte Bin Laden zunächst nach Saudi-Arabien zurück. Doch als sein Heimatland der US-Armee beim Golfkrieg 1991 bereitwillig als Stützpunkt zur Verfügung stand, griff der Fundamentalist die Königsfamilie heftig an. Riad erklärte ihn zur "persona non grata", drei Jahre später wurde ihm die saudiarabische Nationalität entzogen. Bis 1996 blieb Bin Laden im Sudan, wo er die Ausbildung seiner Al-Kaida-Leute in paramilitärischen Lagern vorantrieb. Doch dann verwies auch die Regierung in Khartum ihn auf Druck Washingtons des Landes.

Bin Laden ging wieder nach Afghanistan, wo er mit immer glühenderem Hass gegen die "arrogante Supermacht" USA predigte. Nach der Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban wurde er deren "Ehrengast". Vor Bin Laden hatten Staaten den Terrorismus finanziert, Bin Laden finanzierte als Terrorist einen Staat. Unter wohlwollender Patronage der Taliban errichtete er Dutzende Al-Kaida-Camps für Tausende Gefolgsleute.

Erst US-Botschaften, dann das World Trade Center
Der Anschlag auf das Hotel im Jemen 1992 wurde lange Zeit als Protestaktion fundamentalistischer Muslime gegen Alkohol-trinkende Touristen ausgelegt. Auch das erste Bomben-Attentat auf das World Trade Center 1993, das Bin Ladens Al-Kaida später in Schutt und Asche legte, wird heute dem Terrorpaten zugeschrieben. Die ersten großen Anschläge, die Bin Laden öffentlich zur Last gelegt wurden, waren aber erst die Bombenattentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen im August 1998 insgesamt 224 Menschen getötet wurden. 1999 setzte ihn die US-Bundespolizei FBI auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der Welt. Auch für den Sprengstoffanschlag auf das US-Kriegsschiff USS Cole vor der Küste Jemens, bei dem im Oktober 2000 17 US-Soldaten getötet wurden, wurde Bin Laden verantwortlich gemacht.

Die US-Geheimdienste wussten Anfang 2001, dass die Al-Kaida etwas Größeres plante. Doch man kam Bin Laden nicht auf die Schliche. Am 11. September 2001 schließlich starben bei den Terroranschlägen in den USA fast 3.000 Menschen. In einem am 9. September 2002 vom katarischen Sender Al-Jazeera ausgestrahlten Interview bekannte sich Bin Laden zu den Attentaten.

Bin Laden entwischte zehn Jahre lang
Die USA suchten fast zehn Jahre lang erfolglos nach dem Extremistenführer, beim Einmarsch in Afghanistan zerbombten sie seine Höhlenbehausung - doch er entkam. Insgesamt wurden 25 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt. Lange Zeit wurde Bin Laden in unwegsamen Gebieten Afghanistans vermutet, doch wurde dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush vorgeworfen, nach dem Sturz der radikal-islamischen Taliban im Jahr 2002 nicht gründlich genug nach dem Terrorführer gesucht zu haben.

Immer wieder wurde spekuliert, dass der nieren- und zuckerkranke Bin Laden schon längst tot sei. Allerdings wandte er sich sporadisch in Video- und Audiobotschaften an seine Anhänger und rief sie zum "Heiligen Krieg" gegen den Westen auf, zuletzt im Jänner dieses Jahres. In dieser Botschaft machte Bin Laden den Abzug der französischen Soldaten aus Afghanistan zur Bedingung für die Freilassung zweier französischer Geiseln in Afghanistan.

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