War es Racheakt?

Spionage-Thriller um Ex-Diplomat aus Wien

Ausland
09.11.2021 06:00

Berlin und Wien: Zwei Millionenstädte, Drehscheiben zwischen Ost und West. Und spätestens seit Beginn des Kalten Krieges Hochburgen der Spione. Jetzt sorgt ein neuer Agenten-Thriller für Schlagzeilen.

Schauplatz Berlin in den frühen Morgenstunden des 19. Oktober: Auf dem Gehsteig vor der russischen Botschaft liegt der leblose Körper eines Mannes, im zweiten Stock steht ein Fenster offen. Es war kein Unfall, keine Verzweiflungstat – es war ein Mord in Spionagekreisen, sind sich Insider sicher. Denn auch das Opfer selbst ist – oder besser gesagt war – kein unbeschriebenes Blatt: Auf dem kalten Asphalt liegt die Leiche von Kirill Zhalo, Sohn von Generalmajor Alexey Zhalo (66), seines Zeichens Vize-Chef des berüchtigten russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.

Und was macht man in Agenten-Kreisen mit einer so einer brisanten Leiche? Man lässt sie verschwinden. Die russische Botschaft stimmte einer Obduktion durch deutsche Behörden nicht zu, Tatzeitpunkt und Todesursache bleiben also unbekannt, wie unter anderem auch „Bild“ und „Spiegel“ berichten. Zhalo wurde 35 Jahre alt.

Von der Donau an die Spree versetzt
Rückblick: Vor seinem Engagement in Berlin versah der Top-Spion seinen Dienst in Wien. Die Stadt an der Donau gilt wie Berlin als Tummelplatz für Agenten aus Ost und West. Im Juni 2019 wurde Zhalo mit einer neues Mission betraut, die ihn an die Spree führte. Nur 70 Tage später kam es in der deutschen Hauptstadt zu einem spektakulären Mord, der an einen Hollywood-Thriller erinnert: Im Kleinen Tiergarten wurde ein georgischer Staatsbürger mit Schüssen aus einer Pistole eiskalt hingerichtet. Ein Zufall?

Wohl kaum. So wird nämlich Zhalos Vater als Strippenzieher und Auftraggeber der Bluttat ins Spiel gebracht – ein Mord im Auftrag des Kremls! Zhalo junior soll Teil jenes Teams gewesen sein, das die Liquidierung vorbereitet hat. Aber: Der Mörder wurde verhaftet und seine wahre Identität aufgedeckt.

Wer hat aber das mysteriöse Ableben des 35-Jährigen veranlasst? Dazu gibt es in Behördenkreisen zwei Theorien. Entweder es handelt sich um einen Racheakt westlicher Agenten. Oder innerhalb der russischen Geheimdienste tobt ein Machtkampf. Denn Zhalos Leute werden für eine Serie misslungener oder aufgeflogener Attentate in Europa und Russland verantwortlich gemacht. Dass dabei auch immer wieder Spione enttarnt werden, gilt in diesem Geschäft als völlig inakzeptabel. Wer auch immer Zhalos Tod zu verantworten hat, dahinter verbirgt sich eine klare Botschaft: an Alexey Zhalo – die Nr. 2 des FSB.

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