Neues Album „Neon“

Philipp Poisel: Zwischen Deutschpop und Schlager

Musik
21.09.2021 06:00

Dem Poetischen, dem Melancholischen, dem Romantischen ist Philipp Poisel auch in seinem neuen Werk „Neon“ weitgehend treu geblieben. Nach den ersten erfolgreichen Alben mit Titeln wie „Wo fängt dein Himmel an“ oder „Mein Amerika“ wirkt „Neon“ dennoch wie die Platte eines Songwriters, der sich freigesungen hat vom Gedankengut früher Jahre. Ein bisschen erwachsener, ein wenig reifer, aber auch weniger festgelegt, andere würden es vielleicht auch „willkürlich“ nennen.

(Bild: kmm)

So macht sich Poisel Gedanken über seine späten Jahre und malt sich begleitet vom perlenden Klaviersound seine späte Liebe aus („Irgendwo in einem ganz normalen Leben. Ein Haus, ein bisschen Garten und du gießt Kräuter am Balkon“), er schwingt kurz darauf um zum tiefen Liebeskummer und sinniert über den, der zurückbleibt, „der sich dann fragt, was der andere wohl treibt. Und was ihm vom Anderen am Ende noch bleibt“. Zwischendurch wird Poisel für seine Verhältnisse sogar ein bisschen politisch, wenn er sich in „Was von uns bleibt“ fragt, wie es wohl sein wird, wenn auf den Meeren kein Eis mehr schwimmt.

Den Fans aus dem Herzen singen
Seinen Fans singt er mit seinen Versen zumindest aus dem Herzen. Sie zeigen sich bei jüngsten Auftritten des 38-jährigen früheren Straßenmusikers stets textsicher, sie mögen sich wiederfinden, wenn er seine zarten Gefühle ebenso besingt wie seine Trauer und sein „Jammertal“.

Seit knapp zehn Jahren auch den breiteren Massen bekannt, hat Poisel mit seiner Mischung einen ganz eigenen Platz gefunden irgendwo auf dem weiten Feld zwischen Deutschpop und anspruchsvollerem Schlager. „Ich bin als Musiker in einer Zwischenposition“, sagt er selbst. „Ich führe nicht die Charts an, will die Musik aber auch nicht an den Nagel hängen. Darunter leide ich manchmal.“ Er wolle aber auch keine andere Musik machen, nur weil sie gefragt sei.

Worte und Bilder
So erzählt Poisel also weiter von Melancholie und Schwermut, aber auch von Liebesglück. Ein Romantiker, der mit seinen Versen bisweilen haarscharf am Kitsch vorbeisingt, der andererseits aber Worte und Bilder findet für das oft schier Unaussprechliche. Worte und Bilder aber auch, die für Poisel am Ende eines Prozesses auf dem Papier stehen, die nicht aus ihm heraussprudeln in einem einzigen kreativen Moment. Erst recht nicht während der Pandemie, in der so viele Künstler an der Isolation gescheitert sind.

„Ich bin keiner, der zu Hause sitzt und alleine an Texten feilt“, sagt der Ludwigsburger. „Meistens finde ich die passenden Worte erst, wenn ich mit der Band im Aufnahmeraum stehe und die Musik stattfindet.“ Sei er abgeschnitten von der Außenwelt, mache er sich nur „konzeptionelle Gedanken“. „Die Emotion, die ich in mir habe, trage ich zwar mit mir herum. Aber ich brauche Hilfe von außen, um mich zu trauen, sie auch auszusprechen.“ Deshalb sei die Zeit des Lockdowns auch nicht besonders fruchtbar gewesen.

Lieber vorsichtig
Corona und die Unsicherheit dieser Zeit, das wird Poisel auch weiter begleiten. Denn die Pläne für eine neue Tournee bleiben zunächst noch in der Schublade. Erst Ende kommenden Jahres will er wieder regelmäßiger auftreten, viel zu Vieles sei bis dahin noch unsicher. „Ich bin jemand, der ein bisschen vorsichtig ist und als wir die Tour geplant haben, war noch nicht sicher, was man überhaupt machen kann.“ Bis zum ersten „Neon“-Auftritt will Poisel die eine oder andere weitere Auskopplung vorstellen, um Fans die Zeit zu verkürzen.

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