Deutscher Experte

Amokfahrt durch Graz: „Es gab Warnsignale!“

Steiermark
02.07.2021 06:00

Immer wieder erschüttern Terroranschläge Europa: Um sie in Zukunft zu verhindern, müsse man frühzeitig handeln, fordert ein Experte. Auch beim Grazer Amokfahrer Alen R. hat es genügend Anzeichen gegeben - aber es geschah nichts.

Der Messerstecher von Würzburg schockte mit seiner brutalen Attacke auch hierzulande viele Menschen: Wieder einmal hat ein offenbar islamistisch motivierter Täter einen Anschlag verübt. Wieder einmal gab es im Vorfeld Hinweise, dass der Mann gefährlich ist. Und wieder einmal passierte nichts

„Man muss eingreifen, bevor es zu spät ist!“, sagt Maximilian Mitera. Der Polizeihauptkommissar aus Deutschland ist ein ausgewiesener Experte für Terrorismus und Extremismus.

Mitera hat sich eingehend mit der Amokfahrt in Graz beschäftigt. Am 20. Juni 2015 raste Alen R. mit seinem SUV mit 100 km/h durch die Innenstadt - er tötete drei Menschen, darunter ein vierjähriges Kind, 36 wurden zum Teil schwer verletzt und leiden bis heute unter den Folgen. Laut Augenzeugen soll der Täter „Allahu akbar“ gerufen haben, die Kampfparole islamistischer Attentäter.

Er sei ein Verlierer gewesen und deswegen wütend, ist sich Mitera sicher: „Er wollte Aufmerksamkeit.“ Zwar hatte der IS im Internet zu solchen Taten aufgerufen, aber R. war nie in Syrien, war nie in einem Terrorcamp - diese Ideologie sei für ihn nur eine „sinnstiftende Rechtfertigung“ gewesen, erklärt der Experte.

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Es braucht unbedingt ein Fall-Management durch Profis. Wichtig ist aber auch, dass mehr für die Integration gemacht wird.

Maximilian Mitera

Solche Taten passieren nicht von heute auf morgen. Dass mit ihm etwas nicht stimmt, war bekannt: seiner Familie, seinen Nachbarn, den Behörden. Er ließ sich einen Bart wachsen. Seine Frau musste sich auf einmal verschleiern, er schlug sie, sie flüchtete ins Frauenhaus. Er ballerte mit einer Waffe bei seinem Haus herum, schächtete in seinem Garten Schafe.

Man müsse aus dem Fall die richtigen Lehren ziehen
Wenn sich jemand radikalisiere, brauche es ein „Fall-Management“, so Mitera: „So ein Verhalten muss zur Folge haben, dass mit dieser Person gesprochen wird.“ Das führe in den allermeisten Fällen dazu, dass sie ihre Absichten überdenkt und davon abrückt.

Dazu seien aber Profis nötig. Mitera lobt die vom Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner ins Leben gerufene Präventionsstelle „Gegenlicht“, die vom ehemaligen Polizisten und Politiker Werner Miedl geleitet wird: „Sie könnte das übernehmen.“ Man müsse aber auch mehr für die Integration tun, so der Experte, der betont, dass es viele Formen von Extremismus gebe.

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