„Kriminell“

34 Frauen klagen Pornhub-Betreiber MindGeek

Web
18.06.2021 14:17

Pornhub droht weiteres juristisches Ungemach: Wegen der unerlaubten Verwendung expliziter Videos von ihnen haben mehr als 30 Frauen in Kalifornien Zivilklage gegen das Porno-Portal eingereicht. Sie werfen dem Betreiber MindGeek vor, ein „klassisches kriminelles Unternehmen“ zu betreiben, dessen Geschäftsmodell auf der Ausnutzung von Aufnahmen basiere, die sexuelle Gewalt zeigen, und fordern Schadenersatz. MindGeek weist die Vorwürfe als „völlig absurd“ zurück.

„In diesem Fall geht es um Vergewaltigung, nicht um Pornografie“, heißt es in der Klage, die der französischen Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Pornhub sei vermutlich „das größte nicht behördliche Lager von Kinderpornografie in Nordamerika und weit darüber hinaus“. Bis auf eine Frau wollen alle Klägerinnen anonym bleiben. 14 von ihnen geben an, sie seien minderjährig gewesen, als sie für später auf Pornhub vertriebene Filme gefilmt worden seien.

Klägerin Serena Fleites berichtete, sie sei 2014 dahinter gekommen, dass ein „sexuell eindeutiges Nacktvideo“, zu dem ihr damaliger Freund sie gedrängt hatte als sie erst 13 war, ohne ihre Zustimmung auf Pornhub gelandet sei. Pornhub habe den Film erst entfernt, nachdem sie sich als ihre Mutter ausgegeben und die Entfernung gefordert habe. In der Zwischenzeit seien die Aufnahmen mehrfach von verschiedenen Usern herunter- und wieder hochgeladen worden, sodass sie für jedes einzelne Mal erneut die Entfernung beantragen musste.

„Ich wusste nicht, dass du Pornos machst“
Eine andere Klägerin erzählte dem US-Sender CBS, dass sie erst 17 Jahre alt war, als ihr Freund sie dazu zwang, ein Nacktvideo zu drehen. Dieses sei später ohne ihre Zustimmung auf Pornhub veröffentlicht worden. Sie selbst habe erst davon erfahren, als sie von einer Freundin eine SMS mit einem Link und der Nachricht erhielt: „Ich wusste nicht, dass du Pornos machst.“

Mehr als 200.000 Menschen hätten sich das Video letztendlich angesehen - „einschließlich aller an meinem College, so ziemlich“, schilderte die Frau. Sie habe daraufhin mit Scham und einem Gefühl der Wertlosigkeit zu kämpfen gehabt, musste die Schule wechseln und zog sich in die Isolation zurück - aus Angst, dass die Leute an ihrer neuen Schule sie erkennen würden, wie sie sagt.

Außerdem hätten sie Selbstvorwürfe geplagt: „Ich habe lange gebraucht, um mich damit abzufinden, dass ich Opfer von etwas bin“, zitierte CBS die Frau.

„Kriminelles Unternehmen“
Die Frauen werfen MindGeek vor, „ein kriminelles Unternehmen“ zu betreiben, Frauen zu Profitzwecken ohne deren Zustimmung auszubeuten, explizite Videos von Vergewaltigungen, Rachepornos und sogar Videos zu hosten und zu bewerben, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigten. Die Anwälte der Klägerinnen werfen dem Pornhub-Betreiber darüber hinaus vor, Opfer von sexueller Gewalt und Ausbeutung einer Form des Psychoterrors mit Gewalt- und Todesdrohungen zu unterziehen.

Alter und Identität nicht überprüft
Laut Anwalt Michael Bowe, der die Frauen vertritt, habe das Unternehmen bei den von Nutzern hochgeladenen Inhalten seit Langem geltende Regeln zum Schutz von Schauspielern in der „traditionellen“ Pornoindustrie umgangen, die von den Produzenten verlangten, das Alter und die Identität der in Videos gezeigten Personen zu überprüfen.

Betreiber weist Vorwürfe als „völlig absurd“ zurück
MindGeek wies die Vorwürfe in einer Erklärung nach Einreichung der Klage als „völlig absurd, völlig rücksichtslos und kategorisch falsch“ zurück. Gegenüber der britischen BBC gab Pornhub an, keine illegalen Inhalte zu tolerieren und sämtliche Beschwerden oder Anschuldigungen dieser Art zu untersuchen.

Das Portal verwies in diesem Zusammenhang auf die eigene Sicherheitsrichtlinie, „die die jeder anderen großen Plattform im Internet übertrifft“. Demnach müssen sich Nutzer vor dem Upload eines Videos verifizieren, die Inhalte würden anschließend von menschlichen Moderatoren überprüft.

Millionen Videos gelöscht
Das ist allerdings erst seit Ende 2020 der Fall. Damals hatte Pornhub rund 8,8 Millionen Videos und damit rund zwei Drittel der zuvor vorhandenen Inhalte gelöscht, die von nicht verifizierten Nutzern hochgeladen worden waren. Der drastische Schritt folgte wenige Tage, nachdem die Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa ihre Geschäftsbeziehung zu Pornhub auf Eis gelegt hatten.

Das Ende der Geschäftsbeziehung folgte auf eine breite Debatte über Videos auf Pornhub, die den sexuellen Missbrauch Minderjähriger zeigen. Pornhub wird vorgeworfen, als Plattformanbieter solche Uploads zu dulden, zu wenig dagegen zu unternehmen und letzten Endes Geld damit zu verdienen. 40 Frauen, allesamt Opfer der Porno-Website GirlsDoPorn, die nach einer Klage im Herbst 2019 Anfang des Vorjahres vom Netz genommen worden war, hatten daraufhin Klage gegen MindGeek eingereicht.

Das Unternehmen habe jahrelang GirlsDoPorn-Videos gehostet und davon profitiert, obwohl das Unternehmen gewusst habe, dass die Plattform in Sexhandel verwickelt gewesen sei, so der Vorwurf. Die Frauen fordern daher jeweils mindestens eine Million US-Dollar Schadenersatz. Ein Urteil ist noch ausstehend.

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