Ach, übrigens...

UEFA-Präsident Ceferin: Heiliger ohne Wunder?

Vorarlberg
03.05.2021 13:55

„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl betrachtet die Folgen des „Super League“-Chaos, die für UEFA-Präsident Aleksander Čeferin einen willkommenen Nebeneffekt mit sich gebracht haben.

Sankt Čeferin
Bei der Heiligsprechung handelt es sich bekanntlich um einen nicht ganz unkomplizierten Verwaltungsvorgang, bei dem es darum geht, dass ein nicht mehr unter uns weilender Mensch sich in der „seligmachenden Gottesschau“ befindet und daher als Heilige(r) verehrt werden darf. Voraussetzung ist, dass dieser Mensch ein Mehrtürer war oder aber (senza dolore) der Nachweis eines Wunders. So war es auch beim heiligen Severin von Norikum, der sich irgendwelche cis- und transdanubischen Verdienste erworben hatte und daher heute als Patron von Bayern, Vizepatron des Bistums Linz und Schutzheiliger der Winzer geführt wird. Bei der UEFA laufen derlei Verfahren hemdsärmeliger ab und so hat sich Präsident Aleksander Čeferin neulich ohne großes Aufhebens und ohne wahrnehmbares Murren aus den kirchlichen Machtzentralen noch zu Lebzeiten selbst zum Heiligen ernannt, ohne dafür irgendein Wunder gewirkt zu haben.

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Sankt Čeferin produziert sich als Retter des europäischen Profifußballs, weil er in einem Akt von geradezu exorzistischen Dimensionen die satanischen Pläne der apostolischen Super League (zwölf Clubs bzw. Unternehmen, genau!) zum Scheitern gebracht habe.

Harald Petermichl

Ablenkung von eigener Reform
Sankt Čeferin produziert sich nämlich als Retter des europäischen Profifußballs, weil er in einem Akt von geradezu exorzistischen Dimensionen die satanischen Pläne der apostolischen Super League (zwölf Clubs bzw. Unternehmen, genau!) zum Scheitern gebracht habe. Für ihn hätten die letzten Tage nicht besser laufen können und eigentlich müsste er stündlich ein Kerzlein in der Stolnica svetega Nikolaja am Ciril-Metodov-Platz im Zentrum seiner Heimatstadt Ljubljana anzünden, um seine Dankbarkeit zu zeigen. Dankbarkeit dafür, dass kein Schwein mehr über die von ihm angezettelte Dödelreform der Champions League spricht, bei der wir künftig nach dem hier bereits ausführlich gewürdigten „Schweizer Modell“ hundert zusätzliche sinnlose Spiele begähnen dürfen, auf dass die Zasterschere zwischen den superreichen Clubs und dem Rest der Fußballwelt sich nicht schließen möge und der rundlederne Geldadel weiterhin unter sich bleiben kann.

Keine ersthafen Konsequenzen
Fast schon schade, dass die Super Monster League wegen des olympiareifen Zurückruderns fast des gesamten dreckigen Dutzends so schnell wieder von der Bildfläche verschwunden ist und die Champions League daher ganz normal weiterläuft, ohne dass die UEFA ihre Drohung, Vereine kurzerhand auszuschließen, in die Tat umsetzen musste. So wird uns leider manche in irgendwelchen Fantreffpunkten gedichtete und brillant ausformulierte Anrufung des Heiligen Čeferin entgehen, die am Dortmunder Borsigplatz, in Anlehnung an einen beliebten Brandbekämpfungsheiligen-Appell, vermutlich gelautet hätte: „O heiliger Sankt Čeferin // Schmeiß Juve raus // Lass Dortmund drin.“

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