„Krone“-Interview

Durchstarter Lost: „Schwächen sind keine Schande“

Musik
22.04.2021 06:00

Als Spaßvogel der erfolgreichen österreichischen Boyband Tagträumer erfreute er Teenie-Herzen und eroberte die Charts. Doch der Steirer Kevin Lehr hat auch eine nachdenkliche, düstere und depressive Seite. Unter dem Pseudonym Lost startete er eine Solokarriere auf Englisch, mit ehrlichen und offenen Texten aus seinem Leben. Auf seinem Debütalbum „Long Nights Good Friends Red Wine“ verbindet er zeitgemäßen Pop und R&B mit durchaus schweren Inhalten. Wir sprachen mit ihm über seine neue musikalische Identität, das nach-außen-tragen psychischen Problemen und warum das Leben eine ewige Suche ist.

(Bild: kmm)

„Krone“: Kevin, wie hast du das Jahr 2020 hauptsächlich verbracht?
Kevin Lehr/Lost: Die meiste Zeit habe ich in der Nase gebohrt. (lacht) Nein, Scherz. Ich war im beruflichen Sinne zum Glück kein Opfer der Pandemie, weil ich keine Livekonzerte plante. Das Projekt Lost steckte noch in den Kinderschuhen und es ging darum, die Songs zu schreiben, kreativ zu sein und die Lieder auszuproduzieren. Konzerte sind noch in weiter Ferne.

Hat sich die Arbeitsweise für dich 2020 stark zu früher verändert?
Eigentlich gar nicht. Alles wurde vielleicht etwas intensiver, aber ich hatte in der Pandemie die Chance, mich stärker auf die Musik zu fokussieren. Es gab keine Ablenkungen in Form von Bars oder Clubs. Normal rufen am Wochenende Freunde an und wollen weg und ich konnte da oft nicht widerstehen. Das fiel jetzt natürlich weg und ich war voll auf das Projekt konzentriert.

Standen die Songs für das Debütalbum schon vor dem Einbruch der Pandemie?
Es ging fließend. Ich habe bei Songs meist eine Grundidee, also eine Strophe oder einen Refrain im Kopf, und dann kratze ich solche Ideen nach sechs Monaten aus der Schublade und stelle sie fertig. Ich habe einen sehr wirren Arbeitsprozess. Manchmal fange ich den Hausbau beim Dach an und manchmal im Keller. (lacht)

Viele Künstler konnten in der Pandemie nicht schreiben, weil sie schon lange nichts mehr wirklich erlebt haben. Das scheint bei dir trotz allem nicht der Fall gewesen zu sein?
Korrekt, damit kann ich mich nicht so identifizieren. Ich habe während der Pandemie mehr erlebt als davor, weil sich in mir einiges getan hat. Ich hatte im Herbst eine schwere depressive Episode. Ich habe mich verstärkt mit mir selbst beschäftigt und erstmals eine Therapie gemacht und aus der Krise entstand der schöne Song „Killers In My Mind“. Durch das Leiden war ich dazu gezwungen, mich stärker mit mir selbst zu beschäftigen. Ich war nicht viel auf normalen Reisen, aber in mir ging es ordentlich ab.

War es für dich offensichtlich, dass du diese schwierige Phase in einen Song gießt und damit einen Teil deiner Therapie selbst in die Hand nimmst?
Es war nie der Plan, den Song zu veröffentlichen, aber irgendwann dachte ich mir, dass psychische Probleme und mentale Leiden so arge Tabuthemen sind, dass ich mit dem Song ein Zeichen setzen wollte. Auf meinen Kanälen wollte ich das Thema enttabuisieren. Wenn ich mich öffne und meine innersten Ängste preisgebe, dann kann ich hoffentlich andere dazu ermutigen, das auch zu tun. Aus der Erfahrung weiß man, dass wenn das einer macht, es durchaus einen Effekt erzielen kann. Es ist keine Schande, Schwäche zu zeigen. Ganz im Gegenteil.

Musstest du erst an den Punkt kommen, an dem du diese Schwäche zeigen konntest? Wäre dir das vor ein paar Jahren auch so gelungen?
Früher wäre das überhaupt nicht gegangen, weil ich ganz anders sozialisiert wurde. Das soll nichts gegen meine Eltern oder Großeltern sein, aber es war daheim immer ein Tabu, über Probleme zu sprechen. Als Kind wurde mir eingeredet, dass man stark sein soll und das Aufsuchen eines Psychologen nur beweisen würde, dass man nicht ganz normal wäre. Dieses Bild hat sich natürlich eingeprägt und deshalb konnte ich früher nicht über Gefühle sprechen. Es musste aber sein, weil sich sonst nie was ändert.

Wie hat denn deine Familie auf „Killers In My Mind“ reagiert?
Am Anfang waren sie verwundert, dass es mir nicht so gutgeht. Nach außen hin war ich immer der Sonnenschein und Entertainer, der den Schmäh führt. In meinem Umfeld waren viele verwundert, dass ich eine Therapie brauchte und depressiv bin. Ich glaube schon, dass die Toleranz in der Familie gegenüber dieser Sache größer wurde. Es haben sich in der Familie und in meinem Freundeskreis auch andere geöffnet und über das Thema gesprochen. Es herrscht natürlich etwas Berührungsangst, aber nach einer gewissen Zeit haben sie von ihren eigenen negativen Seiten oder Ängsten erzählt.

Konntest du mit der Therapie und dem Lied die „Killers“ in deinem Kopf schlussendlich besiegen?
Ich habe mich mit ihnen angefreundet. Schlechte Gefühle und depressive Phasen kann man nie ganz besiegen, aber man kann lernen, damit zu leben. Ist man einmal so weit, dann ist die Spannung draußen. Wenn man einen schlechten Abend hat bleibt man einfach daheim und zwingt sich nicht dazu, fortzugehen und die Leute zu unterhalten.

Hat das Schreiben des Songs bei der Ursachenforschung geholfen? Hast du damit in dich hineinhorchen und zu Antworten kommen können?
Ich bin nicht auf Ursachenforschung gegangen und habe auch nichts gefunden, aber ich glaube der Auslöser ist die Summe von Ereignissen, die in meiner Vergangenheit passiert sind. Es war nichts Dramatisches, aber als Kind wurde man da oder dort ausgegrenzt und in gewissen Situationen als klein und schwach empfunden. Das ist aber alles nicht so wichtig. Man muss einfach lernen, damit umzugehen, darauf lege ich meinen Fokus.

Kannst du dir vorstellen, mit diesem Thema auch weiterhin nach außen zu gehen und andere zu inspirieren? Vielleicht auch außerhalb der Musik selbst?
Ich will Depressionen nicht mehr in meinen Songs thematisieren, weil „Killers In My Mind“ alles perfekt auf den Punkt bringt. Wenn ich aber öffentlich auftrete oder Interviews gebe, dann werde ich das Thema gerne wieder ansprechen, um die Leute zu ermutigen, über ihre seelischen Leiden zu sprechen und offen zu sein. Ich will gerne dabei mithelfen, das Thema zu entstigmatisieren.

Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober, der schon 2012 ein Burn Out hatte, ging bei seinem Rücktritt sehr offen mit Schwäche und mentaler Müdigkeit um. Wie wichtig sind solche Schritte berühmte Menschen, um eine Enttabuisierung zu fördern?
Man kann über ihn sagen was man will, aber dieser Abgang zeugte von enormer Größe. Es macht einen Politiker menschlich, wenn er so zu seinen Schwächen stehen kann. Manche kompensieren solche Phasen mit Alkohol und Drogen, andere gehen offen damit um und versuchen so sich und anderen zu helfen. Er steht dazu und Personen der Öffentlichkeit wie Politiker oder Künstler können eine wichtige Vorbildwirkung haben. In der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sollte es verdammt normal sein, einen Psychotherapeuten aufsuchen zu dürfen. Der Trainer schickt dich ja auch nicht mit einem gebrochenen Bein auf den Fußballplatz.

Diese Offenheit und Ehrlichkeit hätte man sich von dir wohl auch deshalb nicht so erwartet, weil du früher als Teil der Boyband Tagträumer als Spaßvogel bekannt warst.
Ich habe meine Unsicherheiten total mit Selbstbewusstsein und extra viel Lautstärke überspielt. Ich wollte nicht als nachdenklicher, verkopfter und manchmal depressiver Typ entlarvt werden. Ich habe den Entertainer präsentiert, obwohl ein großer Teil von mir introvertiert ist. Da bin ich letzten Herbst sehr stark draufgekommen, dass das ein Teil von mir war, der akzeptiert werden wollte - weil er sonst Unruhe stiftet.

Ein Comeback habt ihr nie ganz ausgeschlossen, obwohl es derzeit nicht danach aussieht.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Comeback undenkbar. Unsere musikalischen Interessen und Wege gehen so weit auseinander, dass wir uns derzeit nicht treffen können.

War für dich klar, dass du als Lost jetzt allein weitermachen willst und nicht noch einmal in einem Bandkorsett tätig sein wolltest oder könntest?
Lost ist ein Feature-Projekt. Von zwölf Songs werden sechs von anderen gesungen, aber die Inhalte sind meine Geschichten. Mir war aber schon bewusst, dass ich jetzt mein Ding durchziehen müsse. Ich trage die komplette Verantwortung für das Projekt und bin natürlich auch alleine schuld, wenn es scheitern sollte. Andererseits kann ich mich kreativ komplett verwirklichen und muss im Studio überhaupt keine Kompromisse mehr eingehen. Ich spiele und sage was ich will und muss mit niemandem einig werden und diskutieren. Es gibt die Floskel, dass zu viele Köche den Brei verderben und das ist oft wirklich so. Wenn man eine klare Vision hat, dann sollte man die auch durchziehen und oft ist der Kompromiss die schlechteste Lösung. Wenn ich meine Gefühle ausdrücken will, dann brauche ich niemand anderen dafür.

Bei Tagträumer war alles auf Deutsch, als Lost singst du auf Englisch. Ist die Fremdsprache eine Schutzfunktion, weil die Inhalte so dermaßen persönlich sind?
Vielleicht ist das so, darüber habe ich noch gar nie wirklich nachgedacht. Wenn ich die Frage nach den englischen Texten bekomme, dann antworte ich, dass mir die Sprache musikalisch besser gefällt und wenn ich mich hinsetze und mit der Gitarre jamme, dann singe ich automatisch auf Englisch dazu. Ich würde aber nicht ausschließen, dass es Selbstschutz ist, da hast du mich vielleicht ertappt. (lacht) Auf Deutsch ist die ganze Sache natürlich noch entblößender.

Musikalisch hat sich auch viel getan. Lost klingt sehr international und kann man irgendwo zwischen Pop, R&B, Justin Bieber und Lauv einordnen. Letzterer ist ein Favorit von dir und dir in seiner Zugangsweise in punkto Texten, Musizieren und auch Produzieren nicht unähnlich.
Ich bin ein großer Fan von Lauv und er hat mich sehr stark inspiriert was den Sound und die Thematik betrifft. Er muss auch seinen Rucksack tragen und hat keine Scheu davor, seine innersten Dämonen in die Öffentlichkeit zu tragen. Das finde ich extrem cool und das macht ihn authentisch und nahbar, weil es mir ähnlich geht. Lauv macht fast alles alleine und ist sehr vielseitig unterwegs. Der Song „Paris In The Rain“ hat einen jazzigen Zugang und beinhaltet einen Kontrabass. Er ist sehr mutig.

Ist bei Lost auch alles möglich? Ist das Projekt klanglich völlig offen oder gibt es schon gewisse Grenzen?
Ich habe keinen objektiven Zugang nach 5000 Mal hören, aber wenn man sich das Album anhört, passt kein Song zum anderen. (lacht) Die Geschichten und Inhalte haben wohl einen roten Faden, aber vom Sound her ist alles querbeet und bunt vorhanden. Ein Song ist total akustisch, andere wieder poppig, andere haben einen R&B- oder EDM-Drop. Ich habe nie darauf geachtet, dass der Sound einen roten Faden hat. Ich mache das, was für den Song am besten ist. Einer braucht mehr Akustik, der andere mehr EDM. Das Gefühl leitet mich.

Der Albumtitel ist „Long Nights Good Friends Red Wine“. Ich nehme mal an, das sind drei der wichtigsten Dinge in deinem Leben und deinem Kreativprozess?
(lacht) Das ist richtig. Der Titel erklärt den Albumentstehungsprozess in einem Satz. Ich habe die meisten kreativen Schübe spät am Abend und arbeite dann nachts. Das mache ich dann mit Rotwein und wenn ich ganz verrückt bin, trinke ich Bier. Und Freunde sind mehr sehr wichtig.

Du hast ungefähr 50 oder 60 Songs und Songskizzen für das Album geschrieben, warst ungemein kreativ.
Vieles davon sind eben Skizzen und keine kompletten Songs. Manchmal gibt es nur eine Strophe oder einen Refrain. Manchmal schreibe ich einen Song, den ich am nächsten Tag nicht mehr gut finde. Ich spüre dann schnell, ob etwas passt oder nicht, aber die Ideen bleiben in der Schublade und vielleicht greife ich dann wieder darauf zurück. Jede Idee wird abgespeichert und festgehalten, denn möglicherweise passt sie mal wo dazu.

Ein sehr interessanter Song ist zum Beispiel „Beast Inside“, wo es darum geht, dass jemand Wichtiges in deinem Leben unter Wert verkauft wird und nicht so in der Gesellschaft erstrahlt, wie er sollte.
Ich habe da an einen meiner besten Freunde gedacht. Er ist jemand, dem nicht bewusst ist, was in ihm steckt und wie cool er ist. Manchmal wünschte ich mir, er könnte sich durch meine Augen sehen und all das erkennen, was ich erkenne. Würde er sich so sehen, würde er wahrscheinlich mit herausgestreckter Brust und gereckten Schultern durchs Leben gehen. Der Song ist ein moralischer Arschtritt für ihn.

Wann ist für dich ein Mensch cool? Was definiert für dich Coolness?
Wenn sich jemand selbst so akzeptiert wie er ist. Wenn ich jetzt hier sitze und weine, weil mir gerade danach ist, weil es mir schlecht geht, bin ich auch cool. Ich stehe dann nämlich zu 100 Prozent zu mir und das ist immer das Beste. Genauso, wenn ich auf etwas stolz bin oder meinen Wert erkenne, weil ich etwas gut gemacht habe. Ich würde mich jetzt nicht als cool bezeichnen, aber das war auch ein Tagträumer-Lernprozess. Eine Band ist wie eine Beziehung und das kann nur funktionieren, wenn man Kompromisse eingeht. Irgendwann kommt aber der Punkt, wo man sich zu sehr selbst aufgibt und dann verliert man die Lust - das war irgendwann der Fall. Auch unser Sänger Thomas hat immer gesagt, es ist nicht mehr ganz das, was er will und bei mir war das genauso. Wir hätten auch lukrativ denken können. Wir verkauften Tickets und wurden im Radio gespielt, hätten weiter damit Geld verdienen können, aber das war nicht das Wichtigste. Auch nach der Verkündung, dass wir pausieren, ging der E-Mail-Verlauf für Konzertanfragen über. Damit Geld zu machen, wäre aber der falsche Weg gewesen. Damit schadet man sich und anderen und dann zerreißt es einen komplett. Das ist es nicht wert.

Spricht „Twentysomething“ auch auf deine psychische Krise an, weil du ja in deinen 20ern steckst, oder ist der Song eher allgemein konnotiert?
Das ist eine persönliche Geschichte über meine Ex-Freundin und mir. Wir haben uns damals stark auseinandergelebt, weil sie ein Haus und Kinder wollte und ich noch nicht einmal wusste, was in fünf Minuten passieren wird. Wir mochten uns gerne und hatte eine schöne Zeit miteinander, aber es war nicht der Weg den ich gehen wollte. Der Ausdruck „Twentysomething“ kam mir, weil er die Sache gut auf den Punkt brachte. Die Twentysomethings gelten als die verlorene Generation, die nicht weiß, wo es hingeht. Meine Exfreundin hatte Visionen und ich überhaupt nicht. Es war nicht so schlimm, aber es passt halt nicht zusammen.

Und da sind wir wieder beim Künstlernamen Lost. Verloren sein, wie es dir im Leben öfters geht.
Genau ja. Was mache ich morgen? Das weiß ich heute noch nicht. Ich bin ständig auf der Suche, aber das gefällt mir. Ich will gar nicht fündig werden, weil ich gerne auf der Suche bin. Zu suchen ist schöner als zu finden.

Beziehungssongs sind auch „Acting Strange“ und „Jealous“ - sind die auch direkt aus deinem Leben gegriffen?
Bei „Jealous“ geht es einfach nur um die bittere Eifersucht, die oft unverständlich ist. Ich habe ein Mädchen kennengelernt, dass ich unbedingt wollte, aber sie wollte keine Beziehung. Ich war permanent eifersüchtig, schaute ständig aufs Handy und durch das Anbiedern beim anderen und das ständig eifersüchtig und verfügbar sein, habe ich sie im Endeffekt vergrault. Wenn man etwas so verbissen haben will, kriegt man es auf gar keinen Fall. Ich war so richtig wütend, weil ich dauernd wartete, bis sie mir schreibt und darüber nachdachte, was sie machte. Das Gefühl habe ich vorher nie so erlebt.

Rennst du oft vor Problemen weg, wie es der Song „Running Away“ andeutet, oder hat sich dahingehend viel geändert?
Ich laufe nach wie vor von Problemen weg und versuche mich abzulenken. Ich meine damit auch bewusst Ablenkung, weil es genauso wegrennen bedeutet. Wir alle kennen das von den sozialen Netzwerken. Auch ich hänge sicher drei bis vier Stunden am Tag nur in den Social Networks herum. Wenn man irgendetwas Ungutes in sich spürt, lenkt man sich sofort ab. In gewisser Hinsicht ist der Song das genaue Gegenteil von „Killers In My Mind“, wo ich mich den Problemen stelle und darauf achte, das Gefühl anzunehmen.

Das Album endet mit einem Song, der ein Problem anspricht, das alle Millennials und Generation-Z-Menschen kennen und fürchten: „Where The WiFi Is Low“. Der spielt doch auch wieder auf die ständige Verfügbarkeit und Ablenkung im Netz an.
Genau. Wie der Titel schon sagt geht es um einen Ort, wo ich eben kein Internet habe. Das Internet steht metaphorisch für jede Ablenkung, für Lautstärke und für Trubel. Der Songtitel spricht von einem Ort, wo man sich selbst hören, fühlen und nahe sein kann. Das kann ein Berg sein, ein Wald sein oder irgendwas anderes, wo ich mich mit der Natur verbinden kann.

Bist du prinzipiell ein sehr naturverbundener Mensch?
Ich habe diese Seite letztes Jahr an mir entdeckt. Ich begann zu klettern und war auf vielen Steigen. Ich war sehr oft wandern und habe gemerkt, dass es mir guttut. Ich suche die Ruhe und will mich spüren - ganz ohne Ablenkung.

Ein Schlüsselsong ist zweifellos „Superman“. Diese Figur, die viele in einen setzen, aber in der Realität ist einfach unmöglich, immer und überall der Superman zu sein, der alles im Griff hat.
Das Szenario des Songs ist ein klassisches Date. Man sitzt einer Person gegenüber und normal versucht man sich immer bestmöglich zu verkaufen. Für den Song habe ich das Konstrukt aber umgedreht und verkaufe mich darin sehr schlecht. Ich habe kein Geld, ich war nicht auf der Uni, habe kein schönes Auto und keinen Sixpack. Wenn dir das nicht reicht, dann musst du wieder gehen. Es geht darum sich zu öffnen und offen zu sagen, dass man nicht der Stärkste und Beste ist.

Hast du das schon mal in der Realität versucht?
Bei meiner jetzigen Freundin und es hat funktioniert. (lacht) Sie hat mich so akzeptiert, wie ich bin. Auch ohne Mercedes und viel Geld. So entsteht dann ein sehr schönes, ehrliches Gespräch mit viel Witz und offenen Karten. Es nimmt viel Druck raus und macht einen selbst zufriedener.

Du hast eingangs schon die Kooperationen angesprochen. Auf dem Album hört man unter anderem Onk Lou oder Florian Ragendorfer aka Flowrag. Sind das alles gute Freunde von dir?
Ich verstehe mich mit Flo extrem gut und ich glaube, wir passen einfach gut zusammen. Wir sind auf einer Wellenlänge und ich bin ein großer Fan von seiner Stimme. Er klingt unfassbar international und sein Englisch ist großartig. Ich wollte ihn unbedingt mit im Boot haben. Mit Onk Lou habe ich dasselbe Management, aber wir haben auch einen ähnlichen Musikgeschmack und Zugang zur Produktion. Wir sind auch beide große Jon-Bellion-Fans und wir haben uns auch sofort sehr gut verstanden.

Hast du abseits von Lauv vor allem inhaltlich bestimmte Vorbilder oder Inspirationen, die dich zu deiner Offenheit als Lost führten?
Julia Michales. Sie schreibt für Ed Sheeran, Justin Bieber, Jon Bellion und Rihanna. Sie ist auch solo unterwegs und zeigt sich in ihren Songs authentisch und verletzlich. Sie hat sogar ein Feature mit Lauv und ist seine Ex-Freundin. Es gibt kaum größere Songwriterinnen im Pop-Bereich. Bellion schreibt übrigens auch für Justin Bieber. Und da schließt sich wieder der Kreis. Bei diesen Leuten finde ich mich wieder.

Machst du dir nun schon Gedanken darüber, wie du die ganze Sache, hoffentlich bald, live umsetzen wirst?
Ich will auf jeden Fall mit Band auftreten. Es soll organisch und echt sein. Backing Tracks müssen bei der Musik sein, aber das Livegefühl soll echt und gemeinschaftlich sein. Natürlich wäre es fein, die Sänger dabei zu haben, wenn sie verfügbar sind. Ich bin natürlich der Hauptsänger, vielleicht auch der Flo mit mir zusammen, aber Gäste bei einzelnen Gigs wären schon super.

Arbeitest du daneben auch schon an weiteren Songs?
Permanent. Ich weiß nicht, ob es gleich ein zweites Album geben wird, aber sicher weitere Singles. Ich will mich musikalisch wieder neu entdecken. Ich bin musikalisch nicht ganz dort, wo ich sein will, aber das entwickelt sich gerade. Derzeit geht im Pop alles in Richtung 80er- und 90er-Jahre und ich will nicht direkt mit dem Strom mitschwimmen, aber mich schon auch wiederfinden. Ich will eher einen rockigen Zugang zu den Songs finden. Die Leute erwarten sich sicher etwas Neues, aber ich will keine Erwartungshaltungen schüren. Ich lasse mich einfach treiben und bin selbst gespannt. Das Ziel ist in erster Linie, mich selbst zu überraschen.

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