Für 47% vorstellbar

Große Mehrheit für Liberalisierung der Sterbehilfe

Österreich
11.04.2021 11:30

Eine große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung ist für einen liberaleren Umgang mit der Sterbehilfe. Laut einer INTEGRAL-Umfrage* finden acht von zehn Österreichern das jüngste Urteil des Verfassungsgerichtshofs zum assistierten Suizid gut. Etwa ein Drittel (32 Prozent) denkt, dass die Entscheidung noch zu wenig weit geht. Knapp jeder Zweite kann sich vorstellen, einmal selbst Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Der VfGH habe dem Gesetzgeber bis Jahresende Zeit gegeben, um einen entsprechenden Gesetzesentwurf auf den Weg zu bringen. 

Laut der Umfrage begrüßen 80 Prozent die VfGH-Entscheidung, die dazu führt, dass ab 1. Jänner 2022 die Beihilfe zum Selbstmord generell erlaubt ist. Laut Umfrage ist diese klare Zustimmung über das ganze Bundesgebiet in allen Bildungs-, Einkommensschichten und Altersgruppen annähernd gleich hoch. 32 Prozent der Befragten wünschen sich außerdem eine rechtliche Möglichkeit, eine Vorab-Sterbeverfügung anzuordnen, insbesondere für den Fall von Krankheiten wie Demenz und Alzheimer.

23 Prozent für aktive Sterbehilfe
Rund ein Viertel der Österreicher (23 Prozent) meint außerdem, dass auch aktive Sterbehilfe erlaubt sein sollte. Nur neun Prozent möchten hingegen am alten Verbot der Sterbehilfe aus dem Jahre 1934 festhalten. Eine Minderheit von elf Prozent wünscht sich ein neues Gesetz, das Sterbehilfe wieder erschwert - auch auf die Gefahr hin, dass dieses Gesetz wieder verfassungswidrig sein könnte. Hingegen verlangen 53 Prozent, dass das Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, welches das Recht auf Sterbehilfe stärkt. In Wien sind es sogar 63 Prozent.

Fast jede zweite befragte Person (47 Prozent) kann sich vorstellen, einmal selbst Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Am wenigsten vorstellbar ist das naturgemäß für die Gruppe der unter 30-jährigen, wobei sich auch diese Menschen zu 40 Prozent für die Möglichkeit der Sterbehilfe in ihrem späteren Leben aussprechen. Ein Drittel (32 Prozent) der Österreicher ist bei dieser Frage unschlüssig.

Parlamentsmehrheit muss handeln
„Sterbehilfe muss ab 2022 für alle Betroffenen ohne Hürden und ohne Bevormundung möglich sein", kommentierte Wolfgang Obermüller von der ÖGHL im Gespräch mit der APA das Ergebnis. Die NEOS forderten am Sonntag, dass die Regierung ein Gesetz zur Sterbehilfe endlich auf den Weg bringen müsse. Der VfGH habe dem Gesetzgeber bis Jahresende Zeit gegeben.

„Darf kein Tabu mehr sein“
Auch für den Tiroler SPÖ-Vorsitzenden Georg Dornauer zeigt das Ergebnis der Umfrage, „dass endlich die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen“. Die Justizministerin müsse endlich die gesetzliche Grundlage erarbeiten und rasch vorlegen. Dornauer spricht sich dafür aus, „dass der unterstützte Suizid auch in Österreich kein Tabu mehr sein darf und eine rechtliche Absicherung dafür geschaffen werden muss“.

*In Auftrag gegeben wurde die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INTEGRAL von der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL), die sich für eine liberalere Gesetzeslage zur Sterbehilfe einsetzt. Befragt wurden Mitte März 1000 Österreicher und Österreicherinnen von 16 bis 69 Jahren. Hintergrund ist das VfGH-Urteil vom Dezember 2020, das die Strafbarkeit der Beihilfe zum Selbstmord gekippt hat.

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