Es ist - eine Tragödie! Hätte sie verhindert werden können? Ja, wahrscheinlich. Wenn die Frau Hilfe angenommen hätte. So aber drehte sich ihre Gedankenspirale nur um den Verlust der Kinder durch Scheidung - bis sie keinen Ausweg gefunden haben will, als sie zu töten.
Es war eine arrangierte Ehe, die die Nepalesin nach Österreich brachte. Ihr späterer Ehemann war schon hier, galt als erfolgreich und gute Partei, weil er es nach Europa geschafft hatte. Sie hätte auch in ihrer Heimat eine Zukunft gehabt - Chandra A. (31) studierte in Katmandu Mathematik, Physik und Chemie.
Hier war sie nun - und rasch Mutter. Nur zwei Monate nach Ankunft und Hochzeit war sie schwanger mit der ältesten Tochter, zwei weitere Kinder sollten in den Jahren folgen. Der Bub Aditya war nicht gesund. Er kam mit einem Loch im Herzen zur Welt. War es die Sorge um das Baby, das die Mutter „unzufriedener“ mit ihrem Leben und ihrer Ehe werden ließ? Sie erlebte vieles, was ihr Mann machte, als gegen sie gerichtet.
Bei den Kindern fanden sich die Merkmale eines Erstickungstodes, wie punktförmige Blutungen in der Gesichtshaut.
Daniele Risser, Gerichtsmediziner
„Hochgradig selbstmordgefährdet“
Streits waren die Folge. Dass er zum Beispiel versuchte, ihre Tante nach Österreich zu holen. Als Unterstützung, wie er sagte. Sie war von Betrug überzeugt und von Scheidung und sah in der Verwandten eine Rivalin, die ihr die Kinder „wegnehmen wollte.“ Da war sie, so Gerichtspsychiater Hofmann, schon depressiv. Zwar orientiert, aber „bereits der Realität entgleist“. Sie sei „hochgradig selbstmordgefährdet“.
Schon einmal war der Ehemann wegen eines gewalttätigen Streits weggewiesen worden. In der Nacht zum 17. Oktober 2020 ging er freiwillig zu einem Freund - gezeichnet von der Weisung. Die Mutter legte sich mit den kleineren Kindern (drei und acht Monate) gemeinsam ins Bett, die Größere (9) schlief in ihrem rosa gestrichenen Kinderzimmer. Als das Baby in der Nacht aufwachte, gab sie ihm noch das Fläschchen, konnte aber dann nicht mehr einschlafen. Das Gedankenkarussell drehte sich, schneller und schneller.
Die Frau ist gefährdet, solche Taten noch einmal zu machen. Sie ist jung genug, um wieder Mutter zu werden.
Peter Hofmann, Gerichtspsychiater
Selbst die Polizei alarmiert
„Ich wollte mit ihnen in den Himmel gehen“, sagt sie Richter Georg Olschak und den Geschworenen im Schwursaal des Wiener Landesgerichtes. Also nahm sie einen gelben Polster, drückte das Kissen auf die Gesichter der schlafenden Kleinkinder, „bis sie sich nicht mehr rührten“. Dann ging sie zur „Großen“, bat sie, Platz zu machen in ihrem Bett - um auch sie zu ersticken. Ihre Selbstmordversuche - Pulsadern aufschneiden, Insektenvernichtungsmittel trinken - scheiterten. Chandra A. alarmierte selbst die Polizei.
Die Geschworenen brauchten nicht lange für die Beratung: lebenslange Haft für Dreifachmord, Einweisung. Nicht rechtskräftig.
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