ÖAMTC-Testreihe

Augenwischerei: E-Autos dominieren Green NCAP

Motor
26.02.2021 12:00

Der ÖAMTC hat 25 Autos nach den Kriterien des Green NCAP getestet, d.h. hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit. Elektroautos, Hybride und Verbrenner. Und vielerorts macht sich Jubel breit, weil die E-Autos ach so großartig abschneiden. Doch das Ergebnis ist nicht das Papier wert, auf das es gedruckt ist, denn es werden nur die Emissionen im Fahrbetrieb gewertet, aber nicht diejenigen, welche bei der Produktion entstehen.

(Bild: kmm)

Und so ist es kein Wunder, dass der VW ID.3 auf Platz 1 landet. Max Lang, Fahrzeug- und Umweltexperte beim Klub, konstatiert auch ganz treffend: „Das ist wenig überraschend, schließlich bewerten wir in diesem Test Treibhausgase, Schadstoffausstoß und Energieverbrauch des Antriebs am Rollenprüfstand und auf der Straße, das heißt, nur im Fahrbetrieb. Elektrofahrzeuge haben im Fahrbetrieb naturgemäß keinerlei Emissionen und sind auch im Verbrauch sehr effizient.“ Freundlich ausgedrückt kann man das als No-na-Ergebnis bezeichnen.

In der Green-NCAP-Reihe des Jahres 2020 schnitten die E-Autos Hyundai Kona Elektro und Renault Zoe sogar noch besser ab.

Untauglicher E-Auto-Vergleich
Doch auf dieser Basis sind Elektroautos nicht seriös mit Verbrennern vergleichbar. Es sind auf diese Art nicht einmal Elektroautos untereinander vergleichbar. Bei ihnen entstehen die Emissionen nicht während der Fahrt, sondern während der Batterieherstellung. Und dabei kommt es darauf an, wo die Batterie produziert wird bzw. mit welcher Energie. Stammt diese aus (z.B. chinesischen) Kohlekraftwerken, trägt das Fahrzeug einen riesigen CO2- und Schadstoff-Rucksack mit sich herum, der aber beim Green NCAP nicht aufscheint. Eine Batterie, die mit regenerativer Energie produziert wird (auch das gibt es in China, aber anderswo), ist da schon günstiger, d.h. ein damit ausgestattetes Elektroauto muss deutlich weniger genutzt werden, um im ökologischen Reifenabdruck günstiger zu sein als ein Verbrenner.

Fünf Sterne für VW ID.3 und Hyundai Nexo
In der aktuellen Testreihe ernteten nun zwei von 25 Kandidaten die Topwertung fünf Sterne. Neben dem VW ID.3 war das der mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betriebene Hyundai Nexo. Hier schränkt Lang nur ein: „Die Effizienz der Brennstoffzellen-Technologie ist ein wenig geringer, weil es Verluste bei der Umwandlung von Wasserstoff in Strom gibt. Umgekehrt ist die Reichweite deutlich höher als bei einem batteriebetriebenen Fahrzeug.“ Einen Akku hat aber auch der Hyundai Nexo, allerdings einen deutlich kleineren als ein E-Auto.

Große Unterschiede bei Hybriden und Verbrennungsmotoren
Bei Hybrid-Fahrzeugen gibt es zwei Ansätze: Benzin- und Dieselhybride laden einen Elektromotor während der Fahrt über den Verbrennungsmotor, bei Plug-in Hybriden kann das Aufladen zusätzlich per Kabel aus dem Stromnetz erfolgen. Beide Konzepte gelten beim ÖAMTC als umweltfreundlich: „Im Green NCAP konnte vor allem der Plug-in-Hybrid Toyota Prius mit vier Sternen überzeugen“, berichtet Lang. Der Toyota Yaris ist als Benzin-Hybrid mit 3,5 Sternen gut dabei, ebenso der Plug-in Hybrid Kia Niro. Weniger gut ist hingegen der Mitsubishi Outlander (Plug-in), der nur zwei Sterne erreicht und damit deutlich schlechter abschneidet als das Gros der Benzin- und Dieselfahrzeuge. „Die Unterschiede erklären sich aus Masse, Größe und Aerodynamik der Fahrzeuge, haben aber auch damit zu tun, wie gut der Elektroantrieb integriert wurde.“ Generell gilt: Bei einem Plug-in-Hybrid braucht man überhaupt nur dann drüber nachzudenken, ob er umweltfreundlich ist, wenn man seinen Akku regelmäßig auflädt, und zwar mit Grünstrom. Sonst ist er einfach nur ein Verbrenner mit mehreren Hundert Kilogramm Ballast.

Bei den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gibt es nach wie vor eine weite Spreizung der Ergebnisse, so der ÖAMTC. Mit dem Skoda Octavia (Diesel) und dem VW Golf (Benzin) sind zwei Autos mit 3,5 Sternen weit vorne dabei und zeigen, wie sehr sich auch der Verbrennungsmotor in punkto Umweltverträglichkeit weiterentwickelt hat. „Am unteren Ende des Feldes stehen mit Hyundai Tucson und Land Rover Discovery einmal mehr zwei große, schwere Fahrzeuge“, hält Lang fest. „Insgesamt lassen sich die relativ großen Unterschiede in der Wertung auch bei den Verbrennungsmotoren auf die Abmessungen, aber natürlich auch auf die Abgas-Nachbehandlung, zurückführen.“

Natürlich ist es aufwendig, die Gesamt-Umweltbilanz eines Elektroautos in die Bewertung einzubeziehen, nur: Ohne dieses Aufwand ist ein solcher Vergleich wertlos.

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(Bild: kmm)



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