Monatelang wurde ein 15-Jähriger (Name der Redaktion bekannt) an der HTL Vöcklabruck von Mitschülern schikaniert, geschlagen, gewürgt und dabei gefilmt. In einem verstörenden Video, das der „Krone“ vorliegt, ist zu sehen, wie der Jugendliche aus einem Fenster gedrängt wird und zwei Meter in die Tiefe stürzt. Die Täter: fünf ältere Mitschüler. Jetzt sollen sie von der Schule geworfen werden. Die Polizei ermittelt.
An der HTL Vöcklabruck spielte sich ein unfassbares Martyrium ab: Ein Jugendlicher wurde laut einer anonymen Quelle über ein halbes Jahr lang von fünf Mitschülern systematisch gemobbt, gewürgt, geschlagen – und das alles wurde noch dazu auf Videos festgehalten. Er wurde sogar mit Gürteln gepeitscht.
Die Täter seien allesamt 20 Jahre alt und mit ausländischen Wurzeln, Mitschüler aus derselben Klasse. (In einem späteren Statement korrigierten Schuldirektor und HTL das Alter der Schüler und betonten, dass es sich ausschließlich um österreichische bzw. EU-Staatsbürger handle, Anm.)
„Es ging ein halbes Jahr so, sein Martyrium“, berichtet die Quelle, die sich schließlich nicht mehr anders zu helfen wusste und sich an die „Krone“ wandte, um den Fall öffentlich zu machen.
Was dann ans Licht kam, ist schwer zu fassen: Auf einem der Videos ist sogar zu sehen, wie 15-Jährige aus einem Fenster im Zwischengeschoß der Schule gedrängt wird. Er stürzte rund zwei Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wunder wurde er dabei nicht schwer verletzt. Doch das Trauma sitzt tief. „Er wurde immer wieder geschlagen, gewürgt, beschimpft, einfach erniedrigt. Und sie haben es gefilmt, als wär’s ein Spiel“, so die Quelle.
Vor zwei Wochen ist alles aufgeflogen. Seitdem ist der Jugendliche im Krankenstand. „Ihm wurde Gewalt angedroht, sollte er in die Schule zurückkommen“, heißt es weiter. Die Täter sollen ihm direkt mit weiteren Angriffen gedroht haben.
Paukenschlag nach Anfrage
Der Reaktion der Schule? Kaum zu glauben: Informationen von krone.tv zufolge ließ der Deutschlehrer der betroffenen Klasse die fünf mutmaßlichen Täter einen Aufsatz über „Gewalt und deren Auswirkungen“ schreiben. Dann, am Mittwoch, der Paukenschlag: Die „Krone“ kontaktierte den Klassenvorstand, versuchte den Direktor zu erreichen, wollte ein Statement. Doch statt einer klaren Antwort verwies man vorerst an die Bildungsdirektion, dort müsse man „alles erst abklären“.
Wenige Stunden später die überraschende Nachricht: Eine SMS der anonymen Quelle erreichte die Redaktion. Kurz und deutlich: „Danke, fünf Schüler wurden rausgeworfen.“ Zufall oder nicht, bleibt offen.
„Mehrere Burschen angezeigt“
Auch strafrechtlich zieht der Fall nun Konsequenzen nach sich. Die Landespolizeidirektion Oberösterreich bestätigt: „Der Fall liegt uns seit fast zwei Wochen vor. Mehrere Burschen wurden wegen Körperverletzung angezeigt. Die Polizei ermittelt.“
Körperlich geht es ihm wieder gut, aber psychisch ist er sehr angeschlagen.
Eine Quelle über den Zustand des Buben
Von anonymen Quellen wissen wir auch, wie es dem Opfer derzeit geht: „Körperlich geht es ihm wieder gut, aber psychisch ist er sehr angeschlagen. Er wird nicht mehr in die Schule gehen und das Schuljahr nicht positiv abschließen. Wegen dieser Aktionen schafft er das einfach nicht.“
Die Bildungsdirektion schickte später eine weitere Stellungnahme: „Die HTL Vöcklabruck reagierte schnell auf die Vorwürfe gegen mehrere Schüler: Die Direktion erstattete Anzeige bei der Polizei und suspendierte die Betroffenen. Am 26. Juni 2025 soll in einer Konferenz über den endgültigen Ausschluss der Schüler entschieden werden. Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens sind derzeit keine weiteren Details verfügbar.“
Videos gesammelt und Behörden übergeben
An der HTL wurden inzwischen von Lehrerinnen und Lehrern mehrere Videos, die von Schülern verbreitet wurden, eingesammelt und den Behörden übergeben. Sie sollen als Beweismaterial dienen. Aus Rücksicht auf das Opfer und aufgrund der Brutalität der Aufnahmen hat sich die Redaktion entschieden, keine Bilder oder Videos zu veröffentlichen.
Mobbing an Schulen
Der Fall ist kein Einzelfall und doch ein besonders drastisches Beispiel dafür, wie entgleiste Gewalt an Schulen lang übersehen oder kleingeredet wird. Mobbing beginnt oft leise, mit einem Lachen auf Kosten anderer, mit Ausgrenzung, mit einem Video auf Snapchat. Manchmal endet es mit Gewalt, mit psychischen Zusammenbrüchen, mit lebenslangen Wunden.
Erst vor wenigen Wochen erschütterte ein Attentat an einer Schule in Graz ganz Österreich. Solche Ereignisse mahnen: Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Kinder und Jugendliche leiden. Schule muss ein sicherer Ort sein für alle.
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