
Die deutsche Finanzaufsicht BaFin nimmt die Internetbank N26 Insidern zufolge enger an die Leine. Die von Österreichern gegründete Smartphone-Bank werde künftig als Finanzholding eingestuft und damit vollständig von der Bonner Behörde beaufsichtigt, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Bisher hatte die BaFin bei N26 wie beim zusammengebrochenen Wirecard-Konzern nur die Kontrolle über die Banktochter und nicht über das ganze Unternehmen, das mittlerweile mit 3,6 Milliarden Dollar (3 Milliarden Euro) bewertet wird. Die BaFin lehnte einen Kommentar ab. N26 erklärte, sich in „engem und kooperativen Austausch“ mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden zu befinden, diese Gespräche aber nicht weiter zu kommentieren.
Expansion liegt vorerst auf Eis
Praktisch macht die Einstufung als Finanzholding bisher kaum einen Unterschied, da N26 bisher vor allem in Europa aktiv ist und das komplette Europa-Geschäft Insidern zufolge von der N26 Bank abgedeckt wird. Die Expansion außerhalb Europas wurde wegen der Coronakrise zuletzt auf Eis gelegt. „Wir sind uns des Vertrauens, das Millionen von Kunden in uns setzen sehr bewusst und haben deshalb bereits 2016 eine Vollbanklizenz erworben“, sagte ein N26-Sprecher. „Als voll lizenzierte Bank erfüllt N26 bereits heute alle rechtlichen Vorgaben und wird dies auch in Zukunft tun.“
Hintergrund für das schärfere Durchgreifen der BaFin ist der Bilanzskandal bei Wirecard, in Folge dessen Investoren, Banken und Kunden viel Geld verloren haben. Wirecard hatte jahrelang nach bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unbemerkt von Wirtschaftsprüfern und Aufsichtsbehörden über Töchter im Ausland Bilanzen gefälscht. Im Juni meldete Wirecard Insolvenz an. Der Zahlungsdienstleister war als Technologieholding und nicht als Finanzholding eingestuft, daher wurde nur die Wirecard Bank von der BaFin überwacht, die nicht im Zentrum des Betrugs stand.
BaFin erntete nach Wirecard-Skandal Kritik
Die BaFin musste wegen des Wirecard-Falls scharfe Kritik einstecken und prüft deshalb bei mehreren Unternehmen, ob eine Einstufung als Finanzholding in Frage kommt. Insidern zufolge ist auch die Deutsche Börse darunter.
Im Mai 2019 hatte die Aufsichtsbehörde bei N26 Mängel bei den Vorkehrungen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festgestellt und Nachbesserungen gefordert.
N26 wurde 2013 von den Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründet und ist seit 2015 in Deutschland und Österreich aktiv. An der Internet-Bank sind Investoren wie der deutsche Versicherer Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur und der chinesische Internet-Riese Tencent beteiligt. Zuletzt wurde bekannt, dass der frühere Zalando-Finanzchefs Jan Kemper in den Vorstand zu N26 wechselt.
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