Agenten-Affäre am Sitz der internationalen Sicherheits- und Friedensorganisation OSZE in Wien. Ein Oberst der Schweizer Armee wurde von seinem Auslandsposten abgezogen und ist suspendiert. Brisanter Verdacht: Der Offizier soll Informationen an Russland weitergegeben haben.
Wien wird wieder einmal seinem Ruf als Drehscheibe für Geheimdienste gerecht. Die eidgenössische Militärjustiz ermittelt seit Monaten zu einem pikanten Fall in den eigenen Reihen. Einem Oberst der Schweizer Armee wird vorgeworfen, im Sommer 2024 möglicherweise Geheim-Informationen an Russland weitergegeben zu haben.
Der damalige Mitarbeiter bei der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OSZE) mit Zentrale im Herzen der Bundeshauptstadt wurde schon nach einem halben Jahr Tätigkeit auf dem Auslandsposten in Österreich strafversetzt bzw. zurückbeordert.
Oberst bleibt vorerst suspendiert
Konkret geht es bei dem Vorwurf um ein Dokument, das der hochrangige Offizier an wichtiger Position widerrechtlich an die russische Delegation übergeben hat. Aus dem näheren Umfeld des Militärangehörigen ist zu hören, dass der Bericht wenige Stunden später ohnehin innerhalb der ganzen OSZE verteilt worden wäre.
Bei den Nachforschungen handelt es sich um eine sogenannte vorläufige Beweisaufnahme, um den Sachverhalt zu klären. Ein militärisches Strafverfahren wird erst eröffnet, wenn es einen genügenden Tatverdacht gibt. Bis dahin bleibt der Schweizer Oberst weiter suspendiert.
„Codename Vienna“
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist der Ruf der Donaumetropole als „Hauptstadt der Agenten“ noch aus der Zeit des Kalten Kriegs zwischen den USA und der früheren Sowjetunion wieder hochaktuell. Die renommierte „Financial Times“ berichtete sogar von Wien als einem „wahren Flugzeugträger für verdeckte russische Aktivitäten“.
Nach Expertenschätzungen sollen sich in internationalen Schattenarmeen bis zu 10.000 globale Agenten in der knapp Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt tummeln. Die Spione werden von den einzelnen Ländern als praktisch unantastbares diplomatisches Personal getarnt.
Immer wieder gibt es auch Ausweisungen. So mussten vor einem Jahr ein enttarnter verdächtiger Offizier des russischen Militärgeheimdiensts GRU sowie ein mutmaßlicher Vertreter des Auslandsgeheimdienstes SWR das Land verlassen.
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