Lieferung abgelehnt

Wenn die Natur dem Handel nicht gehorcht

Tirol
19.12.2020 14:00
Ein Haiminger Biobauer wurde von einer Handelskette mit seinen Süßkartoffeln wieder nach Hause geschickt, weil diese nicht der vorgegebenen Norm entsprachen. Jetzt verschenkt er die gesamte Ernte und möchte den Handel zum Nachdenken anregen, ob das Argument der Regionalität nicht doch nur Schmuck ist.

„Wieso will der Handel der Natur vorgeben, wie die Produkte wachsen sollen? Welchen Wert haben Lebensmittel aus Tirol wirklich?“, fragt sich Christian Kopp, Biobauer aus Haiming. Den Stoff für solche fundamentalen Fragen lieferte eine bestellte Lieferung von Süßkartoffel an eine große Handelskette in Tirol. Die „Ware“ musste der Lieferant postwendend wieder mitnehmen. „Die Süßkartoffel seien nicht innerhalb der vereinbarten Norm, hieß es“, erzählt Kopp.

„Ich solle mir die aus Ägypten anschauen, so sollten sie sein. Da die Natur die Produktionsrichtlinien nicht kennt, waren kleinere und größere Exemplare mit Schönheitsfehlern und einige mit Abbruchstellen durch die Ernte dabei.“ Der Vermarktungspartner „Bio vom Berg“ habe zwar später erwirkt, dass sie doch angenommen würden, doch das habe der Stolz nicht zugelassen. „Lieber verschenke ich die Früchte, an denen unser Herzblut klebt, als sie zu verbetteln.“

„Biobauern stellen nicht industrielle Ware her“
Nach einem schwierigen und arbeitsreichen Jahr ohne Erntehelfer stellt sich der Haiminger die Frage, ob Tiroler Produkte in den Supermärkten nicht nur Lockvögel sind. „Es müsste ein Umdenken stattfinden. Wir Biobauern stellen keine industrielle Ware her, sondern produzieren gesunde und nachhaltige Lebensmittel ohne lange Transportwege.“Faktum ist, dass es zwei Gewichtskategorien gibt: die „Kleinen“ Süßkartoffel zwischen 180 und 500, die „Großen“ bis zu 990 Gramm. Darunter und darüber wolle sie der Kunde nicht, sagt der Handel.

Lieber verschenken, als Bittsteller zu sein
Kopp könne einfach nicht verstehen, warum man der Natur vorschreiben will, wie die Produkte zu wachsen haben: „Wieso müssen sie so rund sein wie die aus Ägypten oder Spanien? Warum nicht länglich?“ Zumal in anderen Supermärkten durchaus bizarre Formen zu entdecken sind. „Lieber verschenke ich die gesamte Ernte, als Bittsteller zu sein“, sagt Kopp erhobenen Hauptes. So stehen ab Montag Säcke mit gratis Süßkartoffeln für jeden in den SB-Läden in Haiming, Silz, Ötztal Bahnhof, Sautens und Umhausen zur Abholung bereit. Schön wäre eine symbolische Arbeitsabgeltung.

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