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Hyundai i30: Die revolutionäre Kupplung im Test

Motor
17.12.2020 16:29

Hyundai revolutioniert die Kupplung des manuellen Schaltgetriebes. Statt direkt per Druck auf das Kupplungspedal wird das Ein- und Auskuppeln elektrisch ausgelöst. Da stellt sich dem neugierigen Autofahrer sofort die Frage: Merkt man einen Unterschied? Und: Was bringt das?

(Bild: kmm)

Letzteres ist leicht erklärt: Mit der Intelligent Manual Transmission (iMT) kann das Auto automatisch auskuppeln und mit abgestelltem Motor „segeln“, also antriebslos und ohne Spritverbrauch rollen. Das ist bisher nur bei automatischen Getrieben möglich, nun funktioniert das auch mit einem manuellen Getriebe.

Wir haben das System in der Facelift-Version des Hyundai i30 ausprobiert. Er hat klassisch drei Pedale (es gibt iMT in anderen Fahrzeugen des Konzerns auch ohne Kupplungspedal), im Fall des Testwagens einen 120 PS starken Einliter-Dreizylinder-Benziner unter der Haube und in Verbindung mit dem iMT immer ein 48-Volt-System.

Leicht nerviges Startprozedere
Der wahrscheinlich einzige Nachteil an der elektrischen Kupplung fällt noch vor dem Losfahren auf: Man kann nur im Leerlauf starten, muss also vorher den Gang herausnehmen. Der Rest ist im Prinzip wie mit einer klassischen Kupplung. Man merkt nicht, dass man nicht direkt „in die Hydraulik steigt“. Und in den Fahrmodi Normal und Sport gibt es tatsächlich keinen Unterschied.

Doch auf Eco spielt iMT seine Vorteile aus. Geht man während der Fahrt vom Gas, wird automatisch und unmerklich ausgekuppelt und der Motor wird abgestellt. Dann rollt man praktisch ungebremst weiter, bis man bremst oder Gas gibt oder bis das Auto zu langsam für den eingelegten Gang wird. Denn es muss ja noch möglich sein, wieder einzukuppeln. Der Gang bleibt eingelegt.

Wenn man ohne zu kuppeln anhält, passiert das Gleiche wie mit einer klassischen Kupplung: Man würgt den Motor ab. Tritt man anschließend wieder aufs Kupplungspedal, startet der Motor von selbst wieder.

Vom Motorabstellen oder vom Neustart merkt der Fahrer auch beim Ampelstopp nichts, die Start-Stopp-Automatik arbeitet maximal unauffällig. Man kann sagen, das IMT trägt die Bezeichnung intelligent in jeder Hinsicht zu Recht im Namen.

Allerdings hat iMT im Test einmal versagt. Beim Abfahren von der Autobahn hat es ausgekuppelt, der Motor hat sich abgestellt und trotz Gasgeben und sogar runterschalten ist er nicht wieder angesprungen. Erst nach dem Anhalten ist das System wieder zum Leben erwacht.

Verbrauchsvorteil im Zehntelliterbereich
Im WLTP-Verbrauch liegt der Wagen 0,1 bis 0,2 Liter unter dem identischen mit klassischer Kupplung, aber ohne 48-Volt-System. Hyundai gibt 5,3 bis 6,0 statt 5,4 bis 6,2 Liter auf 100 Kilometer an, im Test waren es 7,1 l/100 km im Schnitt.

Mit einem maximalen Drehmoment von 172 Nm ab 1500 Touren fühlt sich der Dreizylinder angenehm kräftig an, obwohl der Sprint von 0 auf 100 11,2 Sekunden dauert. Das Höchsttempo liegt bei 196 km/h. Das Dreizylinder-Röhren ist gewöhnungsbedürftig, aber recht gut weggedämmt.

Dennoch ist es im Innenraum recht laut ist. Das macht Unterhaltungen auf der Autobahn leicht anstrengend. Telefonieren ist fast unmöglich, was aber nur in zweiter Linie am Umgebungsgeräusch liegt, sondern an der miserablen Freisprecheinrichtung.

Das ist schade, insbesondere weil der i30 beim Lifting auch ein Technik-Update mitbekommen hat, jedenfalls optional (bzw. in der N-Line serienmäßig). Der Touchscreen ist neuerdings bis zu 10,25 Zoll groß und mit dem Bediensystem kann man auch klarkommen. AppleCarPlay gibt es auch, wenn auch nur kabelgebunden.

Der teilautonome Fahrassistent lenkt das Auto von allein und hält dabei das Tempo. Eine Abstandsregelfunktion ist aber nicht erhältlich, dadurch kann man sich nicht wirklich entlasten lassen, schon gar nicht im Stau. Noch ein Aber: Obwohl der Hyundai i30 gefühlt ständig vor irgendetwas piepsend warnt, verabschiedet sich der Lenkassistent lautlos, ohne erkennbare Warnung, wenn er etwa in einer Autobahnkurve aufgibt. Dass ein kleines Symbol am (sehr übersichtlichen!) digitalen Tachodisplay grau statt grün wird, hilft nicht.

Das kostet der Hyundai i30 mit iMT
Der Testwagen steht mit knapp 30.000 Euro in der Preisliste, er ist die günstigste Möglichkeit, das iMT im Hyundai i30 Hatchback mit Benzinmotor zu fahren. Allerdings ist das die Topausstattung N-Line. Um 2000 Euro mehr gibt es den 160 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner.

Ansonsten könnte man sich vielleicht mit dem Fastback anfreunden, der mit dem 1,5-Liter und iMT als „Trend Line“ um 27.000 Euro erhältlich ist. Es gibt auch einen 1,6-Liter-Diesel mit iMT (27.000 als Hatch-, 28.000 Euro als Fastback).

Unterm Strich
Die elektrische Kupplung ist wirklich ein tolles Feature. Wenn der Rest des Autos genauso durchdacht und hochwertig wirken würde, dann wäre das nicht nur angenehm, sondern auch adäquat im Verhältnis zu der revolutionären neuen Technik.

Warum?
Jedes Mal rollen ohne Motor macht das Gewissen ein Stück besser
Sehr gut umgesetztes System

Warum nicht?
Startprozedere etwas mühsam

Oder vielleicht ...
... den stärkeren Benziner, um dem Dreizylindersound zu entgehen

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(Bild: kmm)



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