"Präzise" Ideen

Wiener für mehr Individualität beim eigenen Begräbnis

Wien
29.10.2010 15:17
Mehr Individualität und weniger Tradition bei der eigenen Trauerfeier, das wünscht sich fast die Hälfte der Wiener. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage unter 500 Personen, die von der Bestattung und Friedhöfe Wien (B&F Wien) in Auftrag gegeben worden war. Ein Viertel der Befragten präferiert die bewährten Rituale, neun Prozent sind unentschlossen. Der Rest machte keine Angaben. Festgestellt wurde auch ein Geschlechterunterschied: Männer tendieren eher zur traditionellen Bestattungsvariante, Frauen zur individuellen Trauerfeier.

"Wir haben den Trend hin zur Individualisierung", erklärte Meinungsforscher Peter Hajek, der die Umfrage durchführte bei am Freitag. Das "ideal-typische Wunschbegräbnis" sei eher schlicht, ohne Trauer, im Kreis der Vertrauten und an einem besonderen Ort. Der persönliche Musikwunsch des Verstorbenen finde Beachtung, die Feier werde teilweise geistlich begleitet. Es seien keine Kränze gewünscht, dafür aber Blumenschmuck und Spenden für den guten Zweck.

"Präzise Vorstellungen" vom eigenen Begräbnis
"Interessant war: Die meisten Wiener haben präzise Vorstellungen, wie das Begräbnis auszusehen hat", unterstrich Hajek. Fast die Hälfte will für sie wichtige Lieder oder ein Erinnerungsvideo bei der Trauerfeier. Dabei wurde die Musik deutlich häufiger genannt als das Video: "Das Verhältnis beträgt zehn zu eins", verdeutlichte er. Die Befragten - sie waren alle über 40 Jahre alt - äußerten teils ungewöhnliche Begehren: Diese reichten vom Begräbnis bei "Sturm und Regen in der Nacht", über das Aufstellen eines Casino-Spieltisches bis hin zu "mit einer Rakete ins All geschossen werden".

Immerhin 29 Prozent der Wiener präferierten weltliche statt geistliche Worte auf ihrem letzten Weg: Sie würden sich an einen professionellen Nachrufredner wenden. 28 Prozent würden einen Pfarrer wählen. Nur 13 Prozent wünschen sich eine "besondere Person" wie etwa den besten Freund oder ein Familienmitglied als Redner.

44 Prozent präferieren "alternative" Bestattung
Generell äußerten 44 Prozent der Wiener einen "alternativen" Bestattungswunsch. In dieser Kategorie am häufigsten genannt wurde die Einäscherung mit 23 Prozent, gefolgt von der Baum- und Waldbestattung (sechs Prozent) und der Seebestattung (fünf Prozent). Ein Prozent der Befragten will nach ihrem Ableben den Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Für eine Sargbestattung sprachen sich 37 Prozent der Wiener aus.

Im Vergleich zur Umfrage sieht die Realität etwas anders aus: In Wien werden rund 70 Prozent Sargbestattungen und 30 Prozent Einäscherungen durchgeführt. "Die traditionelle Erdbestattung ist nach wie vor die häufigste Form der Bestattung in Wien", betonte B&F Wien-Geschäftsführer Christian Fertinger. Er folgerte aus den Umfrageergebnissen, dass die "Tabuisierung etwas zurück geht", was das Thema Tod betreffe.

Asche im Hanappi-Stadion verstreuen geht nicht
Man müsse den Wünschen der Hinterbliebenen Rechnung tragen, betonte Fertinger - wenn auch nicht grenzenlos: "Die Grenze liegt bei der Pietät." Ebenso gebe es gesetzliche Beschränkungen, an die es sich zu halten gelte. Aus diesem Grund musste erst kürzlich das Ansinnen eines Wieners abgelehnt werden, der nach seinem Ableben seine Asche von der Mittelfeldauflage des Hanappi-Stadions verstreut wissen wollte. Generell würden Begräbnisse immer mehr "Eventcharakter" annehmen, so Fertingers Beobachtung.

Als Inspiration für Individualisten offerierte er eine Idee, die auch erfüllbar sei - beispielsweise eine kryonische Konservierung nach dem Ableben. Bei diesem Verfahren wird der Körper des Toten bei minus 196 Graf auf Trockeneis gelagert und in ein spezielles Institut in der Nähe von Detroit (USA) überführt. "Dort hofft man, eines Tages in der Lage sein zu können, den Toten wieder zu erwecken", weiß er.

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