Neuer Kuschelkurs

Harmonie bei konstituierender Landtagssitzung

Steiermark
22.10.2010 09:35
Drei Stunden und 50 Minuten hat am Donnerstag die konstituierende Landtagssitzung gedauert. Es hat schon kürzere gegeben. Aber dafür wurde ein Gefühl vermittelt, das Anlass zu viel Hoffnung gibt. Landeshauptmann Franz Voves und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer wollen es ernsthaft angehen. Das war zu greifen. Worte, Mimik, Gestik, da war nix Verlogenes dabei, da war nur Bemühen (und auch Sorge) um das Land zu spüren...

58 Minuten - so lange haben die Klubchefs der fünf im Landtag vertretenen Parteien - Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne), Georg Mayer (FPÖ), Christopher Drexler (ÖVP) und Walter Kröpfl (SPÖ) - für ihre Grundsatzreden gebraucht. In Grazer Schulen muss Kreide Mangelware sein, so viel wie die Akteure gefressen haben.

"Reformpartnerschaft"
Das Zauberwort der Großparteien heißt "Reformpartnerschaft", der wird alles unterordnet. Lediglich die Opposition hat ein bisserl herumgemotzt! Ungenügendes Programm (Grüne), Harmonie hält keine zwei Jahre (FPÖ), beklagenswerte Polit-Kultur (KPÖ). Vier Minuten 30 Sekunden - so lange hat's gebraucht, die 56 Abgeordneten des Landtags anzugeloben. Rekord...

51 Minuten dagegen dauerte es, die lediglich neun Regierungsmitglieder zu wählen. Im neuen Sitzungssaal gibt's keine Möglichkeit für elektronische Abstimmung. Deshalb muss für jeden Wahlgang ein Abgeordneter mit Kupferkessel, wie er noch bei Asterix in Gallien verwendet wurde, Zettel absammeln. Ein Anachronismus...

50 Sekunden stehenden Applaus - als ob jemand Regie geführt hätte - gab's jeweils für Franz Voves (Redezeit 13 Minuten) und Hermann Schützenhöfer (Elf-Minuten-Rede) für ihre (kompakten und inhaltlich bemerkenswerten) Erklärungen. Neun Minuten Redezeit wiederum brauchte Neo-Landesrat Gerhard Kurzmann: Bettlerunwesen, organisierte Kriminalität, schleichende Islamisierung - dagegen werden seine Freiheitlichen weiterhin auftreten.

53 Sekunden hat der Applausmesser für Kurt Flecker, den scheidenden Landtagspräsidenten, gestoppt. Der sich übrigens eindrucksvoll verabschiedet hat. Mit einem Appell, die Rechte des Landtages zu stärken. Das war's dann, noch während der Ovationen fiel die Tür hinter Flecker ins Schloss. Nicht aus der Welt ist der Konflikt mit Voves. In seiner (Abschieds-)Rede erwähnte ihn Flecker nicht einmal.

Versprecher des Tages
Zum Schluss der Versprecher des Tages: Manfred Wegscheider, der neue Landtagspräsident, hat dem alten und neuen Agrarlandesrat einen neuen Vornamen verpasst. Aus Johann Seitinger wurde eine Johanna. Da lief der Schmäh dann ordentlich. Der beste kam von Kollegin Kristina Edlinger. Die offensichtlich literaturaffine Landesrätin taufte ihn brechtisch und zum Ressort passend: Heilige Johanna der Schlachthöfe...

"Steiermark Inoffiziell" von Gerhard Felbinger, "Steirerkrone"

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