Knalleffekt in Kitzbühel! Am Dienstagabend legten Signe Reisch, Präsidentin des Tourismusverbandes sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Josef Burger völlig überraschend ihre Funktionen mit sofortiger Wirkung zurück. Auslöser dürfte ein seit Wochen schwelender Konflikt primär mit Bürgermeister Klaus Winkler sein.
Die Tagesordnung war Dienstag am frühen Abend abgearbeitet, eigentlich alles besprochen. Fast alles. Plötzlich ergriff Josef Burger das Wort und gab seinen sofortigen Rückzug als Aufsichtsratsvorsitzender bekannt. Dabei betonte er, mit Dankbarkeit auf seine achtjährige Tätigkeit in dieser Funktion zurückzublicken. Seinen Verzicht auf die Ausübung seiner Funktion sehe er als eine gleichermaßen selbstlose wie verantwortungsvolle Entscheidung, die einen positiven Beitrag zur Normalisierung der angespannten und für das touristische Gemeinwohl schädlichen Beziehung zwischen Stadtführung und Kitz-Tourismus leisten möge.
Burger in Richtung Bürgermeister Klaus Winkler: „Es war immer mein oberstes Ziel, die Kräfte zu bündeln, Stärke durch Gemeinsamkeit zu erreichen und alle zum Ziehen am selben Strang einzuladen. Bedauerlicherweise ist mir dies in letzter Zeit, in der historisch tiefsten touristischen Krise, immer weniger gelungen.“
Bürgermeister Winkler blieb Sitzungen fern
Deutlich zeige sich dies darin, dass Bürgermeister Winkler von 14 Sitzungen des Aufsichtsrates in dieser Funktionsperiode seit Ende November 2017 lediglich an vier teilgenommen habe und sich selbst seit Beginn der Corona-Krise von der Teilnahme an den Aufsichtsratssitzungen entschuldigen habe lassen. „Aber wann, wenn nicht jetzt, ist Zusammenhalt und Zusammenhelfen angesagt“, fragte Burger.
„Ziehe mich keinesfalls aus der Verantwortung“
Im Anschluss an Burgers Erklärung stand dann Signe Reisch auf und gab den ohnedies bereits überraschten Aufsichtsratsmitgliedern ebenfalls ihren Rücktritt bekannt. Sie betonte, dass der Rückzug kein „sich aus der Verantwortung entziehen“ bedeute. Jeder, der sie kenne, wisse, dass sie diese Position stets mit viel Herzblut ausgeübt habe. Aber: „Unter Berücksichtigung aller Interessen an einem Strang zu ziehen, genau das war mir nicht mehr möglich. Den Grund dafür kenne ich nicht und ich verstehe es auch nicht, nachdem wir über viele Jahre in Harmonie großartige Erfolge einfahren konnten und ich den Herrn Bürgermeister auch immer hervorgehoben habe.“
Persönliche Antipathie gegenüber Signe Reisch
Aber sie habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Stadt Kitzbühel sie mehr und mehr geschnitten habe und zuletzt praktisch offen die Zusammenarbeit aufkündigt habe. „Es gibt offenbar eine persönliche Antipathie mir gegenüber. Ich klebe aber an keinem Sessel und stelle die Sache vor meine Person. Wenn also meine Person einer Zusammenarbeit mit der Stadt Kitzbühel im Wege steht, dann will ich den Schaden, der daraus zwangsläufig entsteht, nicht verantworten und mache den Weg frei“, sagte Reisch.
Abschließend legte die Präsidentin noch einige beeindruckende Zahlen ihrer Amtszeit vor. So etwa, dass der Umsatz pro Bett im Verbandsgebiet von Kitzbühel Tourismus mit 19.667 € (laut Berechnungen des Management Center Innsbruck) nahezu doppelt so hoch ist wie im Tirolschnitt (10.154 €) und die Steigerung in ihrer Verantwortungsperiode seit 2012 mit einem Plus von 6400 € das 2,4-fache des Tirolzuwachses (plus 2700 €) ausmacht.
Claus Meinert, Kronen Zeitung
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