Acht-Stunden-Umzug

Beeindruckende Darbietung von 16.000 Teilnehmern

Kärnten
11.10.2010 13:00
Knapp acht Stunden hat der große Festumzug am 10. Oktober in Klagenfurt gedauert. Aus allen Landesteilen kamen die insgesamt 16.000 Trachtenträger, die an der Ehrentribüne auf dem Neuen Platz vorbeimarschiert waren. Die Zuschauer erlebten dabei hautnah Geschichte und das Brauchtum unserer Heimat. Es war wohl der längste Festumzug in der Geschichte der 10.-Oktober-Feiern.

Die Tragenträger kamen aus allen Ecken und Winkeln unseres Landes. Fahnenschwinger machten den Anfang, es folgten eine Leistungsschau des Bundesheeres und Salutschüsse der Metnitzer Schützen. Immer wieder mischten sich die Klänge der rund 80 Musikkapellen ineinander. Und immer wieder wurde der Umzug gestoppt.

Drei Kilometer langer Festzug
Die Schlange der Teilnehmer erstreckte sich über drei Kilometer in der Innenstadt, beginnend am Völkermarkter Ring über den Heuplatz, von Villacher Ring bis zum Neuen Platz und anschließend vorbei bei der Ehrentribüne und dem Lindwurm am Neuen Platz. Im Vergleich zum Jubiläumsfestzug im Jahr 2000 verzeichnete die Veranstaltung in diesem Jahr allerdings eher mäßiges Zuschauerinteresse.

Ob Gesangsverein oder Volkstanzgruppe, jeder wollte sich den hohen Vertretern der Politik präsentieren und Darbietungen bringen. Eines hatten aber alle Umzugsteilnehmer gemeinsam: Sie waren stolz, dabei zu sein. Wie Helga Freithofnigg, die mit Nichte Maya Elisabeth aus Micheldorf bei Feldkirchen in die Landeshauptstadt kam: "Ich war schon früher, als ich noch bei einem Chor gesungen habe, immer dabei. Das hat einfach Tradition."

Auch Denise und Martin aus Rosegg hatten Spaß und marschierten neben dem geschmückten Wagen des örtlichen Abwehrkämpferbundes mit. "Als ein Dankeschön, dass man in diesem schönen Land leben darf", sieht Karin Wulz aus Bad Bleiberg den Sinn der 10.-Oktober-Feier. Und daran werden am Sonntag wohl auch Tausende andere Kärntnerinnen und Kärntner gedacht haben, die das bunte Bild des Umzuges, die fröhlichen Menschen, die harmonischen Chorgesänge und die flotten Klänge der Musik miterlebt haben.

Mit Bad Eisenkappel, Globasnitz, Ludmannsdorf und Feistritz ob Bleiburg präsentierten sich auch vier zweisprachige Kärntner Gemeinden beim Umzug - zweisprachig natürlich. Außerdem zeigten sich Vertreter aus angrenzenden Regionen wie Friaul-Julisch-Venetien oder Regionen in Slowenien mit bunten Trachten und geschmückten Wagen.

"Die Zeit ist reif - Cas je zrel"

"Die Zeit ist reif - Cas je zrel", sagte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Rede am Neuen Platz und rief alle Beteiligten zu "verantwortungsvollem Handeln auf, um diese Reifeprüfung der Geschichte zu bestehen". Die Politiker sollen "Mut zur Zukunft haben" und den "Streit der Geschichte hinter sich lassen", meinte der Bundespräsident.

Auch Bundeskanzler Werner Faymann sprach das Thema Ortstafeln an. Er habe die "berechtigte Hoffnung, dass wir bis 2012 eine Lösung haben". Er erinnerte daran, dass 1920 rund 60 Prozent der Wahlberechtigten für Österreich gestimmt hätten, darunter wären viele Slowenen gewesen. Auch Landeshauptmann Dörfler zeigte sich konsensbemüht: "Es ist unsere Aufgabe, das Vermächtnis der 90-Jahr-Feier so zu verstehen, dass wir eine gute Lösung finden", erklärte er.

Bereits am Vormittag gab es einen ökomenischen Gottesdienst im Klagenfurter Dom mit Bischof Alois Schwarz und Superintendent Manfred Sauer. Beide Würdenträger riefen die Bevölkerung in ihren Predigten zu gegenseitigem Respekt und Wertschätzung auf. "Statt eines auseinandertreibenden 'Entweder-Oders' brauchen wir ein neues 'Sowohl-als-auch' in unserem Land", betonte Schwarz. Sauer hob in seiner Rede die gemeinsamen Wurzeln der beiden Volksgruppen hervor und hoffte, dass "das Vertrauen wächst, das Misstrauen verschwindet".

Das geschah am 10. Oktober 1920 
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges beanspruchte der SHS-Staat - das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen - jene Gebiete in Südkärnten, die überwiegend von Slowenen bewohnt wurden. Es kam zum bewaffneten Widerstand, dem sogenannten "Kärntner Abwehrkampf", in dessen Folge eine Volksabstimmung festgelegt wurde.

Am 10. Oktober 1920 entschieden sich mehr als 59 Prozent der Bevölkerung in der Abstimmungszone für den Verbleib bei der damals noch jungen Republik Österreich. Auch die Kärntner Slowenen hatten mehrheitlich für einen Verbleib bei Österreich gestimmt.

von Wilfried Krierer ("Kärntner Krone") und kaerntnerkrone.at

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