Sterbehilfe für Freund

„Man merkte, er hat ein Problem, war aber nett“

Oberösterreich
28.09.2020 07:00

War es psychische Überforderung oder Nibelungentreue, warum ein Linzer (36) seinen Freund erstickt haben soll? „Ich hab dem Alexander versprochen, ihm beim Sterben zu helfen“, behauptete Christoph H. nach einer Selbstanzeige zur Polizei. Die Nachbarn sagen, dass der Verdächtige wohl psychische Probleme hatte, aber immer nett war. Mittlerweile wurde die U-Haft verhängt.

Es war am Samstag gegen 17.30 Uhr, als Christoph H. zur Polizeiinspektion Lenaupark kam und erklärte, seinem Freund Alexander L. (29) aktiv Sterbehilfe geleistet zu haben. Als Kriminalbeamte in der Wohnung des 36-Jährigen nachsahen, fanden sie die Leiche des 29-Jährigen, der mit einer Decke und einem Polster erstickt worden war.

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Wir haben keinen Streit gehört. Nachbar H. war zu unserem Sohn Daris immer nett. Dass er so etwas getan haben soll, überrascht uns.

Nachbarfamilie Elias K. und Berina S. mit Sohn Daris

Klagte über Schmerzen
„Wir haben keinen Streit gehört. Nachbar H. war zu unserem Sohn Daris immer nett. Dass er so etwas getan haben soll, überrascht uns“, erzählt Familie Elias K. und Berina S. mit Sohn Daris, Nachbarn des Verdächtigen. „Das Obduktionsergebnis liegt frühestens am Montag vor“, sagt Staatsanwältin Ulrike Breiteneder. Der beschäftigungslose L. dürfte schon mehrfach versucht haben, sich zu töten. „Er hat seit längerer Zeit über starke Schmerzen im Körper und am Bewegungsapparat geklagt“, so LKA-Chef Gottfried Mittlehner. Beide Freunde litten außerdem an psychischen Problemen.

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Dass der Herr H. jetzt in der Justizanstalt sitzt, tut uns leid. Man hat gemerkt, dass er Probleme hat, doch er war stets freundlich.

Nachbarehepaar Roman und Silvia Spring

„Er war stets freundlich"
Am Freitagabend wollte L. sich in der Wohnung des Freundes umbringen. Frühpensionist H. erklärte sich bereit, ihm zu helfen. „Er hat ausgesagt, dass das Opfer Neuroleptika einnahm, die er ihm besorgt hat“, sagt Mitterlehner. Doch der Suizid funktionierte nicht. Als L. Samstagmittag noch atmete, soll H. beschlossen haben, sein Versprechen umzusetzen und „nachzuhelfen“. „Dass der Herr H. jetzt in der Justizanstalt sitzt, tut uns leid. Man hat gemerkt, dass er Probleme hat, doch er war stets freundlich“, sagt das Nachbars-Ehepaar Roman und Silvia Spring.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

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