„Krone“-Ombudsfrau

Teure Hilfe: Kammerjäger war nur auf Geldjagd

Ombudsfrau
23.09.2020 08:00

Mehr als der Wespenstich schmerzte einen Wiener die Rechnung, die ihm eine Schädlingsbekämpfungsfirma ausstellte. Wegen zweier Wespennester hatte der Leser das Unternehmen zu Hilfe gerufen. Für den rund viertelstündigen Einsatz verlangte man 400 Euro. Ohne jedoch das eigentliche Problem zu beseitigen.

In der Nähe von Wien besitzt Marcel D. ein Haus, das er noch nicht bewohnt. Als er dort kürzlich nach dem Rechten sah, stellte er fest, dass sich in zwei Räumen zwischen Fenstern und Rollläden Wespen eingenistet hatten, und wurde dabei auch gestochen. Der Wiener suchte daraufhin online einen Kammerjäger. Und stieß dabei auf die Internetseite schaedlinge-weg.at. „Ich habe die Gratisnummer gewählt. Die Dame dort meinte, dass in einer bis eineinhalb Stunden jemand komme“, so der Leser. Tatsächlich erschienen sei der Mitarbeiter deutlich später. Und der informierte nur kurz über einzelne Preise, wollte vielmehr gleich eine Abendpauschale zusätzlich verrechnen - obwohl schon nachmittags angerufen wurde.

Dann habe sich der Mann ans Werk gemacht, in den Räumen und auf die Nester eine Flüssigkeit versprüht. Nach 15 Minuten habe er gesagt, man dürfe die Räume etwa eine Stunde nicht betreten, dann sei alles erledigt. Für den Einsatz musste Herr D. stolze 404,40 Euro überweisen, das Bankomat-Gerät sei angeblich kaputt gewesen. Die übergebene Rechnung enthielt weder eine laufende Nummer noch die Firmenanschrift oder eine Umsatzsteueridentifikationsnummer. Dann war der Mann weg. Die Wespen jedoch waren Stunden und auch tags darauf noch aktiv. Weshalb sich Herr D. bei der Hotline beschwerte. In einem Rückruf sei er lediglich ausgelacht worden, dann wurde aufgelegt.

Firma schweigt, VKI: „Klarer Fall von Abzocke“
Auf Anfrage hat schaedlinge-weg.at, eine Firma mit Sitz in Deutschland, bis dato jedoch nicht reagiert. Für Maria Ecker, Juristin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), ist das ein klarer Fall von Abzocke. „Hier dürfte es sich um ein Netzwerk mit Sitz im deutschen Essen handeln, das durch Notdienst-Angebote wie Schädlingsbekämpfung oder Schlüsseldienste versucht, Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.“ Rat der Expertin: Stets kritisch prüfen, wen man zu Hilfe ruft!

Tipps der Ombudsfrau

- Bei der Suche im Internet gerade bei den ersten Suchergebnissen kritisch sein. Hier finden sich immer wieder bezahlte Anzeigen unseriöser Anbieter.
- Vorsicht bei kostenlosen Hotlines (0800er-Nummern), bei denen man in ein deutsches Callcenter verbunden wird.
- Im Zweifelsfall prüfen (z.B. durch eine Anfrage bei der Wirtschaftskammer), ob die Firma überhaupt eine Gewerbeberechtigung hat.

Infos, Beratung und Hilfe: www.vki.at

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