„Befund per Brief“

Wiener positiv getestet – keiner kontaktierte ihn!

Wien
14.09.2020 12:06

Der Wiener Francis Rafal infizierte sich mit dem Coronavirus. Doch auf seinen positiven Befund musste er Tage warten. Denn dieser kam erst per Post. Die Behörden hatten schlichtweg vergessen, den Chef einer Filmproduktionsfirma, der auch regelmäßig Seminare abhält, zu informieren.

Wo, wann und bei wem sich Rafal angesteckt hat, weiß er nicht: „Meine größte Vermutung ist, dass mich jemand angesteckt hat, der/die asymptomatisch ist. Das zeigt noch mehr, wie wichtig Maske tragen ist, weil ihr auch ohne Symptome nicht wissen könnt, ob ihr nicht vielleicht Corona habt.“ Einen Test machte der Wiener eigentlich nur zufällig, nämlich nachdem er aus dem Urlaub in der Steiermark zurückkehrte und sich kostenlos bei der Teststraße vor dem Ernst-Happel-Stadion testen ließ.

„Ich habe mir gedacht, wenn es diese Möglichkeit gibt, nutze ich das gleich und bin deswegen am 26. August mit dem Auto hingefahren, um den Gurgeltest zu machen. Vor Ort musste ich meine Kontaktdaten und E-Card angeben und ich wurde darüber informiert, dass ich das Ergebnis innerhalb von 2-4 Tagen per Telefon oder E-Mail erhalten würde“, schrieb Rafal auf Facebook. Doch das Ergebnis ließ auf sich warten ... erst fünf Tage später erhielt er einen Brief vom Labor mit dem Ergebnis: SARS-CoV-2: positiv!

92 Kontaktpersonen selbst angerufen
Der Wiener begab sich umgehend in Selbstisolation, ein Anruf bei der Gesundheitshotline 1450 brachte wenig Erkenntnis: „Nach einer Stunde Wartezeit war dann der Mitarbeiter komplett perplex, dass ich nicht angerufen wurde, wie es normal passieren sollte.“ Seine 92 Kontaktpersonen, die er in der fraglichen Zeit getroffen hatte, informierte Rafal übrigens selbst, denn der versprochene Anruf für das Contact Tracing kam nie. 

Zitat Icon

Nach einer Stunde Wartezeit war dann der Mitarbeiter komplett perplex, dass ich nicht angerufen wurde, wie es normal passieren sollte.

Rafal über seinen Anruf bei 1450

Mittlerweile ist bekannt, dass er niemanden angesteckt hatte, die Covid-19-Tests seiner Kontakte fielen allesamt negativ aus. „Die Wartezeiten und Probleme sowohl bei 1450 als auch bei der MA15 zeigen mir, dass die Gesundheitsbehörden viel zu wenig Ressourcen haben. Sie brauchen definitiv mehr Mitarbeiter/innen. Ich glaube, dass alle, die dort arbeiten, gerade ihr Bestes geben, aber auch extrem überfordert sind“, bricht Rafal eine Lanze für die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden. 

Für bessere Absicherung von Selbstständigen
Und er spricht sich für eine bessere Absicherung von Selbstständigen aus: „Für meine Quarantäne hier habe ich ja vollstes Verständnis. Mir geht es um die Situationen, wo ich z.B. mit einer nicht ganz auskurierten Grippe arbeiten gegangen bin. Weil ich mir den Verlust nicht leisten konnte. Und wie vielen Selbstständigen geht es ähnlich? Das ist nicht nur ein Problem der Selbstständigen, sondern ein Problem für die gesamte Gesellschaft, weil wir damit Krankheiten verbreiten, an denen am Ende des Tages Menschen sterben.“

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