Wien-Wahl 2010

Grüne bringen nun Anzeige wegen FPÖ-Comic ein

Wien
26.09.2010 12:59
Das jüngste Comic der Freiheitlichen, in dem ein Bub aufgefordert wird, einem Türken ("Mustafa") mit der Steinschleuder eine "aufzubrennen", wird die Justiz beschäftigen. Die Grünen werden am Montag Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einbringen, teilten sie am Sonntag mit. Die Grünen sind der Ansicht, dass der Straftatbestand der Verhetzung erfüllt ist.

Die knapp zwei Wochen vor der Wien-Wahl am 10. Oktober versandte FP-Broschüre trägt den Titel "Sagen aus Wien" und enthält kurze Darstellungen alter Sagen sowie comicartige Zeichnungen. Deren Hauptprotagonist ist dem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nachempfunden. In der an die Staatsanwaltschaft gesandten Darstellung zeigen sich die Grünen überzeugt, dass vor allem die Comics nur oberflächlich mit den Sagentexten bzw. mit der Türkenbelagerung in Verbindung stehen.

"EU-Beitritt der Türkei als moderne Türkenbelagerung"
Vielmehr seien die Aussagen geeignet, zu feindseligen Handlungen aufzufordern bzw. gegen eine Gruppe zu hetzen. Es sei offensichtlich, dass Strache einen Jugendlichen dazu motiviere, "einem anderen namens Mustafa mit der Steinschleuder eine Körperverletzung zuzufügen" und ihm dafür eine Belohnung verspreche, so die Grünen. "Auch wird die Türkenbelagerung von Wien einem EU-Beitritt der Türkei gleichgestellt bzw. der EU-Beitritt der Türkei als moderne und erfolgreiche Türkenbelagerung dargestellt", heißt es in der Anzeige.

Auch die SP hat zuletzt massive Kritik an dem Comic geübt. "Dieses Hassblatt, das von der FPÖ an junge Menschen versandt wurde, ist reine Menschenhetze und der bewusste Versuch, das Klima in Wien zu vergiften. Es ist eine klare Anstiftung zu Gewalttaten hier und jetzt, ein bewusstes Spiel mit dem Feuer", hatte der Wiener SP-Landesparteisekretär Christian Deutsch am Samstag konstatiert.

Nach Angaben der Blauen steht der "Mustafa" nicht allgemein für Türken, sondern bezieht sich auf "Kara Mustafa, der Heerführer der Türken vor Wien war". Laut FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl könne die "humorlose Chaotentruppe", gemeint sind die Grünen, nicht damit umgehen, dass Wien in der Geschichte schon zweimal von türkischen Aggressoren belagert worden sei. "Was den Grünen nicht passt, muss offenbar verschwinden: die Türkenbelagerungen aus der Geschichte oder die Strachegasse aus Wien-Simmering", so Kickl

Mit Steinschleuder gegen Türken

Recht detailliert wird in der Broschüre von der Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1683 erzählt, illustriert von Comics, in denen ein türkischer Feldherr unter anderem "ÜX-Large Münarette müt Hülbmünd" für den Stephansdom plant. Da greift "HC Strache", Retter in Blau, ein: "Wannst dem Mustafa ane aufbrennst, kriagst a Hasse spendiert", sagt er zu einem Buben. Der betätigt die Steinschleuder und kann einen Erfolg vermelden: "Leiwand, voll auf's Nudelaug! - I nimm a Burenhäutl mit an siaßen Senf und an Buckl, HC!" Eine Karikatur vom roten Bürgermeister Michael Häupl kann da nur grimmig zuschauen und finster murmeln: "Mir is wurscht, wenn die Türken kommen (...)."

Vassilakou: "Absolut widerlich"

Ausgesprochen "türkenfeindlich" sei das, empörte sich Vassilakou, doch vor allem störe sie: "Dass ein Politiker Kinder dazu aufstachelt, mit Steinen auf andere Kinder zu werfen - denn am Ende sind es andere Kinder, die mit Steinen beworfen werden." Daher findet sie die Publikation schlicht "absolut widerlich" und den "ultimativen Beweis dafür, dass diese Partei in den Mistkübel der Geschichte gehört, wo sie offenkundig ständig herumwühlt."

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