Ein "Gastgeschenk"?
Gaddafi hielt Islam-Vortrag vor 500 Models in Rom
Mit Bussen wurden die Frauen zur Residenz des libyschen Botschafters in Rom gebracht, wo Gaddafi kurz nach seiner Ankunft seine Ansprache hielt. Wer genau die Zuseherinnen bezahlte, ist unklar. Bei seinem letzten Besuch in Italien hatte Gaddafi bei einer ähnlichen Veranstaltung vor 200 Models über Religion gesprochen und auch sie zum Übertritt ermutigt. "Wer an Gott glaubt, ist ein Moslem", wurde damals aus seinem Vortrag zitiert.
Der selbst ernannte Revolutionsführer ist für seine bizarren Reden auch auf der Bühne der Weltpolitik bekannt. Vor der UNO-Vollversammlung forderte er heuer bereits einmal die Zerschlagung der Schweiz.
30 Berberpferde eingeflogen
Gaddafi sorgte bereits vor der Ankunft für Chaos in Italien. Erst hieß es, die zunächst am Sonntag geplante Ankunft in Rom sei auf Samstag vorgezogen. Dann Kommando zurück: Der Revolutionsführer blieb bei seinem ursprünglichen Zeitplan. Schließlich landete er am Sonntag - wie gewohnt mit stundenlanger Verspätung - auf dem römischen Flughafen Ciampino, wo er vom italienischen Außenminister Franco Frattini in Empfang genommen wurde.
Zum Gefolge des libyschen Staatschefs gehören neben seiner ausschließlich aus weiblichen Kräften bestehenden Leibgarde, seinem Beduinenzelt samt zwei Kamelen für die Frühstücksmilch diesmal auch 30 reinrassige Berberpferde, die am Montag gemeinsam mit einer Reiterstaffel der Carabinieri eine Parade abhalten sollten.
Zweiter Jahrestag des Freundschaftsvertrages
Es ist bereits Gaddafis vierte Reise zu der früheren Kolonialmacht binnen kurzer Zeit. Mit seinem Besuch wollte Gaddafi den zweiten Jahrestag der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags feiern, in dem Italien dem südlichen Nachbarn eine Entschädigung von fünf Milliarden Dollar für die 30-jährige Besatzungszeit zuerkannte.
Libyen verpflichtete sich im Gegenzug, den Strom von Flüchtlingen über das Meer nach Italien zu stoppen. Gaddafi und sein Busenfreund Silvio Berlusconi wollen am Montagnachmittag eine Fotoausstellung in der libyschen Akademie in Rom eröffnen. Die Gedenkfeier zum Freundschaftsabkommen findet am Abend statt.
Gaddafi hatte Italien erstmals im Juni 2009 besucht und dabei den Beginn einer neuen Ära zwischen beiden Ländern ausgerufen. Die libysch-italienischen Beziehungen haben sich in jüngster Zeit stetig verbessert. Besonders eng sind die Verflechtungen in der Wirtschaft, und hier vor allem im Energiesektor.
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