Haarriss als Ursache

Baby-Tode: Mainzer Spital trifft offenbar keine Schuld

Ausland
27.08.2010 14:20
Das Personal der Mainzer Universitätsklinik trifft offenbar keine Schuld am Tod dreier Babys, die eine verseuchte Nährlösung bekommen haben. Als Ursache für die Verkeimung gilt jetzt ein Haarriss an einer Flasche, in der eine dadurch verkeimte Zutat für die Infusionen an die Spitalsapotheke geliefert wurde. "Wir haben Anlass zu der Annahme, dass es irgendwo zwischen Abfüllung und Eintreffen in die Uniklinik zu der Beschädigung und der Verkeimung gekommen ist", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt von Mainz, Klaus-Peter Mieth, am Freitag.

Die Flaschen gelten eigentlich als bruchsicher und damit als von außen nicht verunreinigbar. Der Schaden, vermutlich ein Haarriss, sei außerdem nicht ohne weiteres erkennbar gewesen, sagte der Staatsanwalt am Freitag. Das Experten-Komitee, das die Utensilien aus der anfänglich unter Verdacht geratenen Spitalsapotheke untersuchte, stieß selbst nur durch einen Zufall auf die defekte Flasche. Als ein Arzt nur leicht mit dem Fuß dagegentippte, zerbarst die Flasche.

Dass die Verunreinigung beim Herstellerbetrieb selbst erfolgte, gilt laut Ermittlern als unwahrscheinlich. Die Flasche sei ziemlich sicher erst beschädigt worden, nachdem die Aminosäure-Lösung (Eiweiß) beim Herstellbetrieb hineingefüllt worden war.

Utensilien der Apotheke nicht verunreinigt
Bei der Untersuchung wurden jedenfalls "sehr hohe" Mengen Endotoxine, also Zerfallsprodukte von Bakterien, gefunden. Nach Darstellung von Mieth ist damit auch auszuschließen, dass die Kontamination an den Schläuchen entstand, in denen die Infusionslösung in der Klinikapotheke hergestellt wurde.

Das gesamte Material der Apotheke sei frei von den entsprechenden Keimen gewesen. Dies habe auch die mikrobiologische Untersuchung bestätigt. Ob die Keime in der Nährlösung tatsächlich zum Tod der drei Babys auf der Intensivstation führten, ist aber nach wie vor noch immer nicht eindeutig geklärt.

Drei Babys nach Infusionen gestorben
Am Freitag vergangener Woche hatten zehn Babys und ein älteres Kind die verunreinigte Nährlösung erhalten. In ihren Blutkreislauf gelangten die Darmbakterien Escherichia hermannii und Enterobacter cloacae. Am Samstag starben zwei Säuglinge mit schweren Grunderkrankungen im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik. Am Montagabend starb das dritte Baby, ein in der 24. Schwangerschaftswoche geborenes Frühchen.

Die anderen vier Kinder mit zunächst kritischem Zustand waren am Dienstag bereits wieder außer Lebensgefahr.

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