Angesichts der strikten Beschränkungen und Absagen im Veranstaltungsbetrieb suchen derzeit viele Künstler, Vereine oder auch Sportler nach kreativen Möglichkeiten, trotz sozialer Isolation in der Coronavirus-Krise mit ihren Fans zu interagieren und mit kreativen Ideen weiterhin Einnahmen zu lukrieren. Als Hauptversammlungsort und Kommunikationskanal erweist sich dabei das Internet und zeigt: Not macht erfinderisch.
Bereits am Mittwochabend hatte der britische Popsänger James Blunt in der Hamburger Elbphilharmonie Geschichte geschrieben. Als erster Musiker überhaupt spielte der 46-Jährige im Großen Saal ein Konzert ohne Publikum. Wegen des Coronavirus war am Nachmittag entschieden worden, den Auftritt vor leeren Rängen stattfinden zu lassen. Das Konzert konnte aber via Livestream kostenlos verfolgt werden. Inzwischen weichen immer mehr Spielstätten und Kulturbetriebe auf das Internet aus.
Staatsoper startet Online-Vorstellungen
So öffnet die Wiener Staatsoper etwa ihr Livestream-Archiv und zeigt ab Sonntag jeden Abend eine Opern- oder Ballettvorstellung. „Dabei kann dieses Online-Programm mit wenigen Ausnahmen sogar dem ursprünglich geplanten Spielplan folgen“, heißt es aus der Staatsoper. Zwischen 15. und 28. März hätte man im Haus am Ring ein letztes Mal die komplette Wagner-Tetralogie in der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf gezeigt. Gestartet wird daher wie im ursprünglichen Spielplan vorgesehen am Sonntag via staatsoperlive.com mit Richard Wagners „Das Rheingold“ - allerdings in der Vorstellung vom 10. Jänner 2016. Der Stream beginnt um 19 Uhr und ist für 24 Stunden verfügbar. Nach der Registrierung auf der Website ist das Abonnement bis auf weiteres kostenlos buchbar.
Musiker verabreden sich zu „Flashmob-Gig“
Bereits eine Stunde vorher, um 18 Uhr, sind österreichische Musiker am Sonntagabend zu einem „Flashmob-Gig“ aufgerufen, um nach dem Vorbild Roms, wo viele Italiener immer wieder an Fenstern und auf Balkonen gemeinsame Konzerte veranstaltet haben, der „Bevölkerung ein großes Gratiskonzert zu schenken“, wie es in einem über soziale Medien verbreiteten Aufruf heißt. Dabei sollen Musiker - in diesem Fall ganz real - zur besagten Uhrzeit mit ihren Instrumenten vom Fenster hinaus spielen.
Das Kabarettistenpaar Gerold Rudle und Monica Weinzettl will sich nach Schließung der Kleinkunstbühnen die Zeit indes auf YouTube vertreiben. Nachdem sie gezwungen seien „alleine zuhause herumzuknödeln“, machen sie ihr Wohnzimmer zur Bühne. Am Mittwoch starteten sie ihre Videoserie „Allein zuhaus“, amSamstag luden sie unter anderem Michael Niavarani, Klaus Eberhartinger und Andreas Vitasek zum Kochen und Plaudern zu sich ein.
Severin Groebner erzählt auf YouTube jeden Tag eine Geschichte
Der in Frankfurt am Main lebende Wiener Kabarettist und Autor Severin Groebner erzählt seit Freitag über das Videoportal jeden Tag eine Geschichte. Zur Sprache kamen bisher wichtige Dinge des Bedarfs im Coronavirus-Alltag, also etwa Klopapier oder Nudeln, aber auch philosophische Abschweifungen. Bisheriger Höhepunkt: das optisch durchaus abwechselnde Durchspielen angeblich parallel existierender „unendlich vieler Möglichkeiten“. Eine Welt ohne Coronavirus und Ausnahmezustand existiert also. Man müsste sie bloß finden.
„Humor mit Handwaschqualität
„Exponentielles Lachtum“ und „Humor mit Handwaschqualität“ verspricht dagegen die Künstleragentur Rideo mit ihrer Kabarettshow „Pandemix“ auf Facebook. Jeden Freitag von 20 bis 21 Uhr will man dort von den Wohnzimmerbühnen der Welt zu 100 Prozent virenfrei „viral gehen“.
Virtuelle Stadion-Bratwürste
Auch der Sport zeigt sich in Zeiten der Coronavirus-Krise kreativ. So haben sich die beiden Formel-1-Piloten Max Verstappen und Lando Norris nach der Absage des Saisonauftakts in Melbourne am Sonntag etwa kurzerhand zu virtuellen Rennen gegen andere prominente Fahrer und E-Sportler verabredet.
Der deutsche Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin hat unterdessen mit dem Verkauf virtueller Stadion-Bratwürste und anderer Speisen sowie Getränke an seine Fans begonnen, nachdem viele von diesen in den vergangenen Tagen gefragt hatten, wie sie den Verein mit einer Spende unterstützen können.
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