Ein US-Amerikaner hat sich selbst immer größere Dosierungen von Schlangengiften verabreicht, sodass er sich schließlich von den Tieren beißen lassen konnte. Damit hat er eine außergewöhnliche medizinische Entwicklung ermöglicht.
Ein großes Problem, um Gegenmittel gegen Schlangenbisse zu entwickeln, ist, dass die Gifte oft aus einem Cocktail verschiedener Toxine bestehen, die unterschiedlich wirken. Normalerweise würden Gegengifte dadurch entwickelt, dass man etwa Pferden oder Schafen das Gift einzelner Schlangenarten verabreiche und die gebildeten Antikörper isoliere, schrieben Forscherinnen und Forscher der Columbia Universität in New York und des Medizinunternehmens Centivax.
Dieses Verfahren könne zwar wirksam sein, aber auch gravierende Nebeneffekte haben, wenn die nicht-menschlichen Antikörper bei Menschen zum Einsatz kämen. Zudem wirken diese sogenannten Antivenome nur gegen die Gifte der jeweiligen Schlangenart. Das ist in diesem Fall anders.
„Einmalige Immungeschichte“
„Das Spannendste an dem Spender war seine einmalige Immungeschichte“, sagte Erstautor Jacob Glenville. Der US-Amerikaner Friede habe sich über einen Zeitraum von 18 Jahren hundertfach von insgesamt 16 verschiedenen, sehr giftigen Schlangen beißen lassen. Er überlebte und ist inzwischen bei Centivax angestellt.
Aus seinem Blut isolierten die Forscherinnen und Forscher zwei besonders breit wirkende Antikörper und kombinierten sie mit einem Enzym-Hemmer zu einem Wirkstoff, der vor gleich mehreren Giften verschiedener Giftnattern schützen soll. In der Studie wurde dieser an Mäusen getestet, die zuvor Gifte verabreicht bekamen. Dabei bot das Mittel vollständigen Schutz gegen Gifte von 13 Schlangenarten, darunter die Königskobra, die Schwarze Mamba und der Inlandtaipan, der als weltweit giftigste Schlange gilt. Gegen sechs weitere Spezies bot der Cocktail zumindest einen teilweisen Schutz.
Mittel soll jetzt an Hunden getestet werden
Das Forschungsteam räumte ein, dass dieser Erfolg an Mäusen noch nicht ausreiche. Das Gegengift soll nun in Tierarztkliniken an Hunden getestet werden, die von Schlangen gebissen wurden. Zudem wurde zu bedenken gegeben, dass die Wirkung auf die Gruppe der Giftnattern begrenzt sei, und sich die Studie nur auf den lebensrettenden Effekt des Gegengifts konzentriere.
So gebe es oft lebenslange körperliche Einschränkungen durch Schlangengifte. Laut den Forscherinnen und Forschern sterben jährlich mehr als 100.000 Menschen an Vergiftungen durch Schlangen, 300.000 weitere tragen dauerhafte Behinderungen davon, wie Sehverlust oder die Amputation von Gliedmaßen.
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