10,40 Euro pro Liter

Moskau hebt Preise an: Wodka bald teurer als bei uns

Ausland
09.06.2010 16:17
Ernüchternder Preis-Schock für Russlands Wodka-Trinker: Der staatliche Mindestpreis für eine 0,5-Liter-Flasche des Nationalgetränks soll bis 2013 auf mehr als das Doppelte steigen. Die Regierung in Moskau stimme in Kürze über eine stufenweise Erhöhung von derzeit 89 Rubel (rund zwei Euro) auf 200 Rubel (rund 5,30 Euro) ab, sagte Vize-Finanzminister Sergej Schatalow am Mittwoch. Damit würde Wodka in Russland teurer als in Österreich, wo Diskonter den Liter schon um sieben bis zehn Euro anbieten.

"Der Staat will die Leute nicht noch zum Trinken animieren", sagte Schatalow der Agentur Interfax. "Die Menschen verdienen mehr als zu Sowjetzeiten, aber der Wodka-Preis ist nicht angemessen gestiegen."

Als Kampfansage gegen Panscher und Schwarzbrenner - jedes Jahr werden rund 750 Millionen Liter Wodka illegal hergestellt - hatte eine Regierungskommission unter Wladimir Putin vor einem halben Jahr erstmals einen staatlichen Mindestpreis von 89 Rubel für die Standardflasche festgelegt.

Damit wollte der Regierungschef, der sich dem Kampf gegen die "nationale Katastrophe" Alkoholismus verschrieben hat, ein Alarmsignal senden: "Achtung, günstigerer Fusel ist gepanscht und damit lebensgefährlich!"

Mit Verboten und Chardonnay gegen den Fusel
Anfang 2010 ließ die Regierung hochprozentigen Alkohol auch aus Sport- und Freizeitanlagen verbannen. Putin wies zudem das Gesundheitsministerium an, umgerechnet acht Millionen Euro für eine Aufklärungskampagne bereitzustellen. Außerdem schüttete die Zentralregierung weitere neun Millionen Euro an die Regionen aus, die mit dem Geld medizinische Geräte beschaffen sollen.

Die Hauptstadt Moskau hat im Jänner 2010 den Verkauf von Hochprozentigem auf seinem Flughafen untersagt, um Vorfälle mit betrunkenen Passagieren einzudämmen. In Sibiren, dem Wodka-Paradies schlechthin, wurde indes Anfang Mai ein Weinprogramm gestartet, um vom Fusel wegzukommen. In der gebirgigen Altai-Region sollen 12.000 Setzlinge der Chardonnay-Traube aus der französischen Weinregion Franche-Comte gepflanzt werden.

Ärzte fürchten Revival des Frostschutzmittels
Ob durch den starken Preisanstieg der Alkoholkonsum tatsächlich sinkt, ist aber fraglich. Russische Ärzte befürchten, dass die Trinksüchtigen sich bei höheren Preisen wieder vermehrt mit Industrie-Alkohol, Frostschutzmitteln oder anderen Ersatzstoffen berauschen. Im größten Land der Erde werden jedes Jahr pro Kopf durchschnittlich 18 Liter reiner Alkohol getrunken, im Vergleich zu europäischen Verhältnissen rund doppelt so viel.

Schon in den 1980er Jahren konnte der damalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow mit einem Verbot das Problem nicht lösen. Zwischen 500.000 und 700.000 Russen sterben jedes Jahr an den Folgen des Alkoholkonsums.

Die Sucht nach dem "Wässerchen" - so die genaue Übersetzung von "Wodka" - schlägt sich sogar auf statistische Größen. Weil vor allem viele Männer an den Folgen des Wodka-Konsums frühzeitig sterben, liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei ihnen laut Moskaus Gesundheitsministerium beinur knapp 62 Jahren. Frauen werden hingegen im Schnitt etwa 74 Jahre alt.

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