'Serientäter möglich'

Zähe Ermittlungen nach Mord im Weinviertel

Niederösterreich
02.06.2010 16:57
Im Zusammenhang mit dem Mord an einer bulgarischen Prostituierten bei Hohenruppersdorf im Bezirk Gänserndorf gibt es laut Polizei nach wie vor "keine entscheidenden Wahrnehmungen". Die mit dem Fall betrauten Ermittler des Landeskriminalamtes würden aber selbstverständlich jeden noch so kleinen Hinweis aufarbeiten, sagte Chefinspektor Leopold Etz am Mittwoch.

Der Straßenstrich sei "anonymer" geworden, beschrieb der Kriminalist. Auch mit Hilfe des Fotos des Opfers, das Kolleginnen der 24-jährigen Petya Filkova gezeigt worden sei, habe sich vorerst nichts Entscheidendes ergeben. Bezüglich ähnlicher ungeklärter Fälle (siehe unten) meinte Klaus Preining, leitender Beamter des niederösterreichischen Landeskriminalamts: "Ein Serientäter ist möglich, wir gehen aber nicht zwingend davon aus."

Bei dem Opfer im Weinviertel handelt es sich um eine bulgarische Prostituierte, die zuletzt unangemeldet in Wien wohnhaft war und seit zwei Jahren auf dem Straßenstrich auf der äußeren Mariahilfer Straße nahe dem Westbahnhof in Wien-Fünfhaus ihr Geld verdient hatte. Dort wurde sie am späteren Freitagabend auch zuletzt lebend gesehen.

Opfer erschlagen und angezündet
Das Verbrechen an der 24-Jährigen, die aus der bulgarischen Stadt Pleven stammte, dürfte sich laut Obduktion in der Nacht auf Samstag ereignet haben: Die Frau wurde erschlagen. Ihre unbekleidete Leiche wurde vermutlich in der Nacht auf Sonntag auf einem Güterweg nächst der L15 zwischen Hohenruppersdorf und Niedersulz im Weinviertel abgelegt. Das Opfer war auch angezündet worden. Es wurde am Sonntag gegen 8.30 Uhr entdeckt.

Chefinspektor Etz zufolge war die 24-Jährige am Freitag gegen 22 Uhr noch bei einem Kebab-Stand auf der äußeren Mariahilfer Straße gesehen worden. Etwa zu dieser Zeit hatte sie auch mit einer Freundin telefoniert. Danach verliert sich ihre Spur. Vermutlich ist die Prostituierte zu einem Freier ins Auto gestiegen.

Parallelen zu drei weiteren Prostituierten-Morden
Drei weitere bis dato ungeklärte Frauenmorde in Österreich weisen Parallelen zum aktuellen Fall auf: Unter anderem wurden alle drei Leichen nackt bzw. nur teilweise bekleidet an entlegenen Stellen angezündet.

  • Pirka bei Graz (Steiermark), Jänner 2005:
    Eine halb verbrannte Frauenleiche wird in der Steiermark an der Südautobahn im Gemeindegebiet von Pirka entdeckt. Die Tote weist Verbrennungen im Gesicht und am Oberkörper auf und ist nur teilweise bekleidet.
    Die Identität der 23 bis 28 Jahre alten Frau ist bis heute ungeklärt. Ermittlungen ergaben, dass sie vermutlich aus Osteuropa stammte und mehrere Jahre in Deutschland verbracht hat, bevor sie von ihrem Mörder erschlagen und an der Autobahn abgelegt wurde. "In ihrer unmittelbaren Lebensumgebung geht die Frau offenbar niemanden ab. Hat sie im Rotlichtmilieu gearbeitet, vermisst sie vielleicht schon jemand, aber diese Person wird dann wohl auch schweigen", meinen die Kriminalisten zu dem ungelösten Fall.
  • Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach), August 2007:
    "Katarina die Große", eine aus dem Wiener Prater bekannte Prostituierte, wird völlig verbrannt und mit abgehackten Händen tot auf einem Feldweg entdeckt.
    Dies geschah - ebenso wie das Anzünden - offenbar, um die Identität der Toten zu verschleiern. Der Auffindungsort ist nur rund 25 Kilometer von Hohenruppersdorf entfernt. Es gebe durchaus Punkte, die Parallelen vermuten lassen könnten, hieß es auch von Kriminalistenseite.
  • Völkermarkt (Kärnten), Oktober 2008:
    Im Stadtwald stoßen Mountainbiker auf die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich erschossen worden war.
    Auch in diesem Fall hatten der oder die Täter versucht, die Tote mit Hilfe von Benzin anzuzünden, was vermutlich wegen starken Regens weitestgehend misslang. Unterschied zum aktuellen Fall: Das bis heute nicht identifizierte Opfer in Kärnten ist am Fundort getötet worden.

In die Ermittlungen nach dem jüngsten Verbrechen sind etwa 20 Beamte eingebunden. Die Fahnder interessiert vor allem, wer die Bulgarin am Freitagabend noch gesehen hat und ab diesem Zeitpunkt über den weiteren Verbleib der Frau Angaben machen kann.

Hinweise werden an das Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 059133/30-3333 oder an jede Sicherheitsdienststelle erbeten.

Die 24-Jährige war 1,55 Meter groß, schlank und hatte schwarzes, schulterlanges Haar. Am Freitagabend soll sie mit schwarzen Jeans, weißer Jacke und einer schwarzen Bluse mit Tigermuster auf der Vorderseite bekleidet gewesen sein. Außerdem hatte die Bulgarin eine schwarze Handtasche bei sich.

von K. Loibnegger, C. Budin, F. Kimeswenger, M. Radinger (Kronen Zeitung) und noe.krone.at

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