Messenger-Chef sicher:

Kampf gegen Hassrede trotz Verschlüsselung möglich

Web
16.05.2019 08:16

Der Chef des Facebooks-Chatdienstes Messenger ist zuversichtlich, auch nach der geplanten Einführung einer Komplett-Verschlüsselung Inhalte wie Hassrede oder Terrorpropaganda effizient bekämpfen zu können. Man werde sich dafür stärker auf Hinweise der Nutzer verlassen müssen - so wie das heute schon bei Facebooks zweitem Chatdienst WhatsApp der Fall sei, sagte Stan Chudnovsky. „Es ist eine andere Vorgehensweise, aber es ist nicht unmöglich.“

Facebook habe aber noch Lernbedarf, so Chudnovsky gegenüber der dpa weiter: „Wir müssen herausfinden, wie genau wir das machen werden.“ Deshalb wolle Facebook sich jetzt zu dem Thema zunächst mit Regierungsbehörden, Datenschützern und Sicherheitsexperten beraten, bevor die Marschrichtung festgelegt wird. Diese Gespräche dürften noch bis Ende des Jahres andauern.

„Das ist neu für uns, das ist nicht, wie wir sonst vorgehen. Vor nicht so langer Zeit hätten wir einfach etwas entwickelt und angekündigt“, sagte Chudnovsky. „Jetzt sagen wir: Wir haben nicht für alles Antworten, aber wir haben eine Vorstellung davon, in welche Richtung wir gehen wollen und die ganze Welt sich entwickelt. Helft uns, den richtigen Weg zu finden.“

Facebook hofft auf Mithilfe der Nutzer
Bei der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind Kommunikationsinhalte grundsätzlich nur für Absender und Empfänger im Klartext sichtbar. Auch Facebook hätte keinen Zugriff darauf. Damit können verbotene oder problematische Beiträge auch nicht mittels Software aufgespürt werden. „Wenn aber Nutzer uns Nachrichten mit einem Screenshot melden, haben wir Zugang zum Inhalt“, sagte Chudnovsky.

Zusammen mit der Auswertung von Metadaten - also zum Beispiel, wer wann mit wem kommunizierte - könne man darauf ein gut funktionierendes System aufbauen. Mit der Einschränkung, dass in Zukunft eventuell auch Metadaten nur über beschränkte Zeiträume gespeichert werden.

Facebook will Chat-Dienste verknüpfen
Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg hatte unlängst angekündigt, die technische Infrastruktur hinter WhatsApp und Messenger zusammenzulegen und das soziale Netzwerk insgesamt stärker auf verschlüsselte private Kommunikation auszurichten. Dem gegenüber stehen Forderungen, Facebook müsse gezwungen werden, seine Zukäufe WhatsApp und Instagram wieder abzustoßen.

Noch viele technische Fragen offen
Bisher ist völlig unklar, wie eine technische Lösung aussieht, mit der die unterschiedlich funktionierenden Systeme hinter den beiden Chat-Diensten ohne einen Eingriff in ihre jeweiligen Funktionsweisen miteinander verknüpft werden sollen.

Beim Messenger melden sich die Nutzer mit ihrem Facebook-Profil an, bei WhatsApp mit der Telefonnummer. Facebook erlaubt ein Login auf mehreren Geräten, WhatsApp dagegen kann nur auf einem Mobiltelefon betrieben werden. Und während die Messenger-Nachrichten auf Facebooks Servern gespeichert werden, liegen sie bei WhatsApp nur auf den Geräten der Nutzer, wenn kein Backup gemacht wird.

„Das war für uns immer tabu“
Chudnovsky betonte, dass beim Messenger der Inhalt der Nachrichten nie zur Personalisierung von Werbung ausgewertet worden sei. „Das war für uns immer tabu.“ Facebook habe lediglich Inhalte an Behörden auf richterliche Anordnung herausgegeben. „In diesem Sinne war der Messenger auch schon vorher privat, auch wenn er bisher nicht standardmäßig Ende-zu-Ende verschlüsselt ist.“

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele