Wendung bei Prozess

Wurde Entführungsopfer ein zweites Mal entführt?

Ausland
12.05.2019 14:11

Dieser Fall im Drogenmilieu macht den deutschen Ermittlern zu schaffen: Ein Entführungsopfer ist mitten im Prozess um die Tat möglicherweise erneut entführt worden. Der Mann, der im Juni 2015 in Verbindung mit Drogengeschäften entführt und kurze Zeit später nach der Zahlung von 25.000 Euro Lösegeld wieder freikam, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Wuppertal derzeit verschwunden. Gut möglich, dass ihn an der ersten Entführung beteiligte Personen erneut ins Visier genommen haben, er könnte in der Nacht auf Freitag erneut gewaltsam verschleppt worden sein, wie Lokalmedien berichteten. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Das Entführungsopfer hätte am Freitag als Zeuge in dem laufenden Prozess am Landgericht Wuppertal aussagen sollen, tauchte aber nicht vor Gericht auf. „Es laufen umfangreiche polizeiliche Maßnahmen“, sagte der Staatsanwalt. Wo der Mann zuletzt gesehen wurde und ob es Spuren gibt, wollte der Staatsanwalt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Laut einem WDR-Bericht soll der Mann aus seinem Kiosk in Wuppertal am späten Donnerstagabend verschwunden sein. Der Kiosk sei an jenem Abend offen und leer gewesen, in einem Hinterzimmer soll Blut auf dem Boden gewesen sein, hätten Menschen aus dem Umfeld berichtet. Das Opfer, so die dramatische Annahme, könnte erneut gewaltsam verschleppt worden sein.

Angeklagt ist in dem Prozess ein 40-jähriger Deutscher, der nach langer Suche mit internationalem Haftbefehl im Jänner 2019 in Polen festgenommen wurde. Ihm wird Menschenraub und Erpressung vorgeworfen. Der Deutsche hatte damals mit einem Mittäter das Opfer von der Adresse seiner Eltern in Wuppertal entführt. Sie hatten Spielzeugpistolen benutzt, die echt aussahen.

Bruder des Opfers sollte 70.000 Euro zahlen
Hintergrund der Entführung: Der Bruder des Opfers sollte 70.000 Euro zahlen, nachdem dieser Betrag bei Geschäften um eine Drogenplantage in Mönchengladbach verloren gegangen sein soll. Das Opfer wurde laut der Anklage mit Kabelbindern gefesselt. In einem Auto sei es dann von Mönchengladbach in die Niederlande und zurück umhergefahren worden. Als der Bruder des Opfers am Folgetag 25.000 Euro an die Täter zahlte, kam der Mann frei.

Laut seinem Anwalt ist der 40-jährige Angeklagte „entsetzt von seiner Tat“. Er hinterlegte sogar einen Scheck über 10.000 Euro für den Geschädigten als erste Wiedergutmachung beim Gericht. Den Betrag hätten ihm Angehörige geliehen, hieß es.

Prozess wird trotz Verschwindens fortgesetzt
Möglich ist nun, dass eine der beiden laut dem Angeklagten an der Entführung beteiligten Personen, zu deren Identität der Mann bislang schwieg, das Opfer vor seiner Aussage erneut ins Visier genommen hat. Der Prozess am Landgericht Wuppertal kann nach Angaben der Richter aber trotz des Verschwindens weitergehen, weil der Angeklagte gestanden habe. Nächster Verhandlungstermin ist der kommende Freitag.

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