Eine Pensionistin verlässt ein Geschäft, ohne zu bezahlen. Der Verkäufer hält sie auf, doch die betagte Frau versteht wegen ihrer Demenzerkrankung den Grund dafür nicht. Die Polizisten müssen die Situation klären. Ein älterer Herr alarmiert die Beamten, da er davon überzeugt ist, bestohlen worden zu sein. Doch er hat das angeblich Gestohlene lediglich verlegt. Die Polizisten müssen die Situation klären.
130.000 Menschen betroffen
Demenz ist eine heimtückische Krankheit, von der österreichweit derzeit rund 130.000 Menschen betroffen sind. Alarmierend ist: Diese Zahl wird sich voraussichtlich bis 2030 verdoppeln!
Der richtige Umgang mit diesen Erkrankten muss gelernt sein. Und da die Polizei häufig Ansprechpartner Nummer eins für die Angehörigen ist, können sich Polizisten seit 2016 die richtigen Verhaltensweisen freiwillig aneignen – und zwar mit dem Online-Tool „Einsatz Demenz“ – siehe Factbox.
58 Dienststellen haben Auszeichnung erhalten
Die beiden Tiroler Beamten Markus Brunner und Daniel Kölli von der Polizeidienststelle Hall haben die Ausbildung bereits 2017 absolviert. „Wir haben ein- bis zweimal in der Woche mit einem Demenzfall zu tun – Tendenz steigend“, berichteten sie damals im „Krone“-Gespräch und führten weiter aus: „Das Absolvieren des Moduls war hilfreich, da wir den Umgang mit diesen Erkrankten gelernt haben.“
Von insgesamt 2300 Tiroler Polizisten haben mittlerweile 1069 Beamte das Online-Tool erfolgreich absolviert. „58 Dienststellen dürfen sich daher über diese Auszeichnung freuen“, sagte Edith Span, Geschäftsführerin der MAS Alzheimerhilfe, im Zuge der gestrigen Verleihung im Wohnheim Lohbach in Innsbruck. Österreichweit haben bisher stolze 8037 Beamte das Tool absolviert – siehe Interview.
Eigene Schwiegermutter an Demenz erkrankt
Rege unterstützt wird das Projekt von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) – und zwar wegen persönlicher Erfahrungen. „Meine Schwiegermutter, die aus Tirol stammt, ist selbst an Demenz erkrankt und hat sich Schritt für Schritt von der Familie zurückgezogen“, erklärte er und führte weiter aus: „Wir wussten anfänglich überhaupt nicht, wie wir mit ihr umgehen sollen. Unsicherheit und Hilflosigkeit hatten alles bestimmt.“ Der Umgang mit Erkrankten müsse somit gut gelernt werden. „Das gilt eben auch für Polizisten“, teilte Kickl mit.
Tiroler Beamte sorgen für Bundesrekord
Übrigens: In Tirol haben sich im Österreichvergleich bisher die meisten Polizisten ausgebildet. „Darauf bin ich natürlich stolz“, sagte Kickl.
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