„Compliments Please“

Self Esteem sorgt für Spaß im britischen Pop

Musik
17.03.2019 07:00

Als Teil der Sheffielder Indie-Band Slow Club ist Rebecca Taylor in gewissen Kreisen schon länger geplant. Unter dem Pseudonym Self Esteem veröffentlichte sie unlängst ihr erstes Soloalbum namens „Compliments Please“. Darauf zeigt sie sich musikalisch rund erneuert und erzählt im Interview, was es mit dem ganzen Projekt so auf sich hat.

(Bild: kmm)

Self Esteem, Selbstachtung, hat Rebecca Taylor als Pseudonym für ihre Solokarriere gewählt. Zuvor war die Sängerin aus Sheffield u.a. mit dem Indiepop-Duo Slow Club unterwegs. „Jetzt habe ich das Kommando, das letzte Wort“, betonte die Britin im APA-Interview. „In Bands musste es immer Kompromisse geben, das hat dem Endresultat geschadet.“ Nachsatz: „Aber ich bin kein Diktator.“

Strukturenbruch
„Compliments Please“ heißt das Debüt von Self Esteem. Stilistisch bewegen sich die Lieder zwischen Pop, Soul, R&B und einem Schuss Dance, wobei mit gängigen Songstrukturen häufig gebrochen wird. „Das war die Idee dahinter, nicht berechenbar zu sein“, erzählte die nun in London lebende Künstlerin. „Ich wollte Popmusik für Leute machen, die gar nicht zugeben wollen, dass sie Popmusik mögen.“ Das britische Blatt „Guardian“ schrieb von „Psychedelic Soul“. „Ja, die Beschreibung passt vielleicht. Es geht allerdings so viel auf dem Album ab.“

„Ich habe Jahre in Indie-Bands verbracht und in Kellerbars gespielt, wo alle auf cool machen“, so Taylor weiter. „Jetzt wollte ich nichts Cooles mehr, sondern etwas, das Spaß macht, das inspiriert. Ich konnte dabei nicht verhindern, dass es etwas eigenartig klingt, weil ich halt so bin.“ Auf alle Fälle tanzbar sollten die Songs sein: „Ich habe genug davon, Konzerte zu spielen, bei denen keine fröhliche Atmosphäre herrscht.“ Besonders auffällig sind die Rhythmen auf „Compliments Please“, die sogar die langsameren Songs prägen. „Das einzige Instrument, das ich spielen kann, ist Schlagzeug“, klärte Taylor auf. „Seit ich ein Kind war, habe ich getrommelt. Außerdem ist mein Produzent Johan Karlberg ein fantastischer Programmierer. Haben wir einen Beat gefunden, dann haben wir den ordentlich zerlegt und verdreht, bis er ungewöhnlich und nicht vorhersehbar klang.“

Emanzipation
Self Esteem sei keine unmittelbare Reaktion auf die Erfahrungen mit Slow Club, betonte Taylor. „Aber ich musste etwas alleine machen, schon deshalb, um nicht durchzudrehen“, lachte sie. „Es ging mir nicht schlecht, aber ich musste meist schreien, um gehört zu werden. Die #MeToo-Bewegung hat mich dazu gebracht, kritischer in meine Vergangenheit zu schauen, zu realisieren, dass manche Sachen zwar nicht wirklich übel, aber unangemessen und nicht fair waren.“

Mit „Girl Crush“ hat „Compliments Please“ einen potenziellen Smash-Hit. Als Ganzes gehört, funktioniert das Album mit seinen Zwischenspielen wie ein dramaturgisch überlegt gestaltetes, musikalisches Drama. „Ich bin ja nicht nur Popmusikerin, sondern auch Künstlerin“, betonte Taylor. „Ich mache Videos, Soundlandschaften, und ich male, wenn auch nicht gut. Das alles beeinflusst meine Arbeit als Musikerin. Ich muss mit meinen Gefühlen und Emotionen irgendwas tun. Vermutlich ist das ungesund, aber ich kann nicht entspannen, ich muss einfach weitermachen und konstant kreativ sein.“

APA/Wolfgang Hauptmann

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