15. Auflage

Donaufestival Krems und die „neue Gesellschaft“

Musik
09.03.2019 07:00

Die Ende April startende 15. Auflage des kultigen Donaufestivals in Krems ist gleichzeitig die dritte unter der Leitung von Intendant Thomas Edlinger. Unter dem Leitmotiv „New Society“ präsentieren sich Künstler aus der ganzen Welt an zwei Wochenenden in Musik, Performance, Talk und bildender Kunst. Wir haben einen kleinen Leitfaden zusammengestellt.

(Bild: kmm)

Obwohl sich das Kremser Donaufestival der künstlerischen Avantgarde verschrieben hat, steht heuer ein Thema im Fokus, „das zuletzt aus der Mode gekommen ist“. Festivalintendant Thomas Edlinger bezog sich damit bei der Programmpräsentation am Donnerstag auf das Leitmotiv „New Society“. Letztlich soll „das Begriffsmonster Gesellschaft“ mittels Performance, Musik und Kunst beackert werden.

Offener Diskursraum
„Leben Veganer und Burschenschafter oder Superreiche und Kriegsflüchtlinge überhaupt in der gleichen Gesellschaft?“, formulierte Edlinger überspitzt, um in seinem Statement zum diesjährigen Festival (26. April bis 5. Mai) auf unterschiedliche Auffassungen, Frage- und Problemstellungen einzugehen. Klar sei natürlich: Das Festival könne keine endgültigen Antworten bieten, sondern sei viel eher als offener Diskursraum zu verstehen. „Alle begreifen sich als besonders und von anderen verschieden“, so Edlinger über die aktuellen Zustände, in denen es zwar „viele Stimmen, aber keinen Chor“ gebe.

Mögliche Diskussionsansätze werden etwa vom Belgier Michiel Vandevelde und fABULEUS geliefert: Ihr Stück „Paradise Now (1968-2018)“ setzt am ersten Wochenende auf jugendliche Darsteller und ein „Reenactment politischer Ereignisse mittels ikonischer Bilder“, wie Performancekuratorin Astrid Peterle erläuterte. „Überlegen zum kollektiven Körper“ stellt wiederum die Österreicherin Karin Pauer gemeinsam mit Aldo Giannotti an, die die Zuseher selbst zu einem mit Schnüren verbundenden Netzwerk werden lassen.

Performative Installationen
Zwei Highlights folgen dann am ersten Mai-Wochenende, wenn einerseits das Rimini Protokoll mit Thomas Melle einen den Autor darstellenden Roboter als „Unheimliches Tal“ inszeniert und so „die Lücke zwischen Realismus und Perfektion“ (Edlinger) schließt. Ein Auftragswerk realisieren wiederum El Conde de Torrefiel aus Barcelona mit „KULTUR“. Das Duo beziehe sich auf „das Selbstverständnis einer Gesellschaft, der die Selbstverständlichkeit abhandengekommen ist“, meinte Edlinger. Für Krems kreieren die Künstler eine performative Installation, die den Theaterraum verlässt und zwischen öffentlichem Raum sowie intimer Castingsituation changiert. Komplettiert wird das Performanceprogramm von Ligia Lewis („Water Will (in Melody)“) und Bully Fae Collins („Plight Notions with Shandy“).

Wie üblich sehr umfangreich fällt das Musikprogramm beim Donaufestival aus, das für Edlinger aus unterschiedlichsten „Wünschen, Stimmen und Argumenten“ des Teams zusammengesetzt wurde. Gemein sei dem Gebotenen, das es um „Vielfalt, Diversität und Heterogenität“ bemüht ist. Das beginnt bei den dunklen Orgelsounds einer Anna von Hausswolff, geht über den Industrial Metal von Godflesh und reicht bis zum körperlichen Dröhnen von Nadja, den verschrobenen Klängen des heimischen Duos schtum oder dem leichtfüßigen Popverständnis einer Lafawndah. „Musik hat genauso keine Adresse wie die Gesellschaft“, versuchte sich Edlinger an einer Verknüpfung zum Festivalthema, „aber Geschichten und Kontexte.“

Neue Facetten
Solche kann auch das bildende Angebot liefern: Jonas Staal bringt ins Museum Krems eine etwas andere Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulisten Steve Bannon und versucht sich an einer „Propaganda Retrospective“. Zufällig entstandenen Gemeinschaften begegnet man in den Arbeiten von Lola Gonzalez, und die Dancefloors der Clubs aus einer anderen Perspektive zeigt Bogomir Doringer mit „I Dance Alone“. Wohin wir uns beim Surfen in den digitalen Weiten bewegen, erfährt man hingegen von James Bridle. Sein Projekt „Citizen Ex“ umfasst eine Browser-Anwendung, die im Laufe der Zeit eine „algorithmische Staatsbürgerschaft“ erkennen lässt.

Wie in den Vorjahren wird auch Edlingers dritte Festivalausgabe von einem Film- und Diskursprogramm ergänzt, das im Kino im Kesselhaus über die Bühne gehen wird. „Löst sich die Gesellschaft auf oder baut sie sich um?“ fragen sich beispielsweise Heinz Bude und Isolde Charim, während sich Christian Höller im Gespräch mit Helen Hester dem „Gender Of Machines“ widmet. Man kann sich also jetzt schon einlesen in den theoretischen Überbau der „New Society“, die in Krems zur Disposition gestellt wird.

Infos und Tickets
Das Donaufestival findet an verschiedenen Locations in Krems statt. Es geht an zwei Wochenenden über die Bühne. Einmal von 26. bis 28. April, dann von 3. bis 5. Mai. Karten und alle Infos gibt es unter www.donaufestival.at

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