Ein etwas anderer Markt begeisterte am Wochenende in Hall Aussteller und Besucher gleichermaßen. Das Besondere daran: Als Verkaufsfläche für kreatives Selbstgemachtes dienen Gepäckstücke. Die Atmosphäre auf dem größten Koffermarkt in Tirol ist sehr speziell.
Samstag, 10 Uhr. Auf dem frisch renovierten Stiftsplatz in Hall herrscht geschäftiges Treiben. Dabei hat der dritte Haller Koffermarkt gerade erst seine imaginären Tore geöffnet. Oder sollte man besser sagen: den Deckel!
Wer hier seine Ware verkaufen will, der braucht Kreativität. Selbst gemacht muss es sein. Und ebenso wichtig: Als Verkaufsfläche dürfen nur Koffer verwendet werden. Kein Standler bekommt mehr Platz als das Viereck, aus dem Reiseträume gemacht sind. „Eine Idee, die eine Dame einmal an uns herangetragen hat. Als wir den Markt erstmals ausgeschrieben haben, waren wir vom enormen Interesse überrascht. Auf 60 Aussteller haben wir heuer erweitert“, erklärt Anny Franzelin vom Stadtmarketing.
Schöne Begegnungen
Beim Rundgang wird klar, was den Charme dieses Handelsplatzes ausmacht. Hier finden sich Koffer voller Ideen, voller Geschichten und wunderbarer Begegnungen. „Durch den limitierten Verkaufsplatz hat man mehr Zeit, mit den Besuchern zu plaudern“, beschreibt es Hannelore Plattner. Die Zirlerin verkauft zarte und facettenreiche Scherenschnitte. Und ihr schöner Koffer? Plattner: „Den hab ich vor dem Sperrmüll gerettet. Eine Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht.“Gepäckstücke erzählenSchön alt ist auch der Koffer von Claudia Grothues. In ihm hat die Absamerin bunte Filzarbeiten mitgebracht. Und eine anrührende Familienerinnerung: „Meine Tante Christl hat den Koffer vor Jahrzehnten bei einem Lehrlingswettbewerb gewonnen. Und er hat sie auf vielen Reisen begleitet.“
Eine schöne Botschaft steckt auch im Koffer von Andrea Bou-Vinals und ihrem Mann Guntram. Die beiden verarbeiten die Früchte ihres Gartens zu köstlichen Gaumenfreuden. Regionalität passt in jeden Koffer! Der kommt übrigens aus der Schweiz und brachte nach dem Krieg Hilfsgüter nach Tirol. Jetzt hat er eine neue wichtige Aufgabe gefunden.
Direkt vom Flohmarkt
Kunstvoll Gehäkeltes in jeder Form und Farbe hängt über dem Koffer von Maria Huber. Die Hülle ihres Verkaufsstandes hat sie am Flohmarkt gefunden, die Fülle füllt ihre Freizeit. „Stricken kann ich nicht, aber häkeln“, zeigt die Hallerin lachend auf ihre prall gefüllte Schatulle. Prall gefüllt ist auch der Koffer von Brigitte Lidl aus Wattens. Die Schmuckdesignerin steht mit Tochter Melanie hier und zaubert Schönes und Edles aus ihrem Flohmarkt-Mitbringsel.
Die Besucher sind fasziniert von den kreativen Dingen in den kleinen und großen, alten und nicht ganz so alten Gepäckstücken. Viele Scherenschnitte, Häkeltücher, Marmeladen und Filzfiguren werden aus den Koffern genommen und in andere Behältnisse gesteckt. In den Koffern ist wieder Platz für Selbstgemachtes, das bis zum nächsten Koffermarkt in einem Jahr entsteht.
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