Bald live in Wien

Maite Kelly: „Ich bin vernünftig verrückt“

Musik
07.10.2018 07:00

Mit ihrem neuen Album „Die Liebe siegt sowieso“ meldet sich Maite Kelly nach längerer Pause wieder im Rampenlicht zurück. Im ausführlichen Interview sprach die 38-Jährige mit uns nicht nur über ihre besondere Beziehung zu Wien und die unterschiedlichsten Facetten von Liebe, sondern auch offen über politische Trends und weshalb ihre Leidenschaft manchmal wahre Leiden schafft.

(Bild: kmm)

Vor genau zehn Jahren verließ Maite Kelly als bisher letztes Familienmitglied den Clan der Kelly Family, um ihre eigene Karriere zu forcieren. Ähnlich wie Michael „Paddy“ Patrick war sie kein Teil der erfolgreichen Reunionstour im letzten Jahr, sondern arbeitete lieber an ihrem neuen Schlageralbum „Die Liebe siegt sowieso“, mit dem sie ab nächster Woche den Angriff auf den Chartthron startet. Die 38-jährige ist aber nicht nur Songschreiberin und Interpretin, sondern auch noch als Unternehmerin, Buchautorin und dreifache Mutter umtriebig. Zeit für die Kreativität muss dennoch bleiben, wie sie der „Krone“ im Interview verriet. „Ich bin drei Tage die Woche aktiv kreativ und die restliche Zeit daheim. Als Mutter führe ich ein ganz konkretes Leben, aber meine Lieder kommen ohnehin knallhart aus der Realität. Das Leben selbst ist das Drama und die Bühne nur eine Übertreibung davon.“

Facetten der Liebe
Drama gibt es auch in Kellys Leben zuhauf. So gab sie erst vor wenigen Tagen bekannt, dass sie sich bereits im Jänner von Florent Raimond scheiden ließ, wodurch die von der Klatschpresse herbeigeschriebene Verbindung zwischen Albumtitel und Privatleben ad absurdum geführt wurde. Das Thema Liebe als solches bedeutet für Maite aber weitaus mehr als bloße Schlagerromantik. „Liebe deckt so viele verschiedene Facetten ab. Es gibt die erotische Liebe, die Liebe zwischen Mutter und Kind, aber vor allem die bedingungslose Liebe. Ohne diese Art von Bedingungslosigkeit ist keine Beziehung möglich. Sie sprengt Raum und Zeit, wodurch trotzdem eine Dynamik der Zeitlosigkeit entsteht. Erst wenn wir bedingungslos lieben können verstehen wir was es bedeutet Mensch zu sein.“

Für Maite ist Liebe nicht zwingend mit dem Zwischenmenschlichen konnotiert. Natürlich ist ihr die Liebe zu ihren Kindern das höchste Gut, doch abseits davon findet sich ihre Form von bedingungsloser Liebe auch zur und in der Musik wieder. „Musik kann einen berühren. Sie ist nicht greifbar und trotzdem spürt man sie. Sie hat Wellen und Schwingungen, die uns geistig und körperlich fordern. Meine Liebe zur Musik ist groß, aber nicht unendlich. Es gibt viele Songs von früher, wo ich mir heute denke, dass ich sie hätte viel besser machen können. Bei anderen wiederum wundere ich mich manchmal, wie ich die damals schon so gut hinbekommen habe und klopfe mir dafür auf die Schulter. Im Endeffekt geht es um den magischen Moment. Bei mir setzt er dann ein, wenn ich eine Idee habe und diese Idee sich zu einem Song entwickelt, der Hittauglichkeit besitzt. Du merkst sofort, dass dann etwas ganz Besonderes passiert.“

Musikalische Zwangspause
Nach dem großen Erfolg des Vorgängers „Sieben Leben für dich“ schraubte Maite akribisch am neuen Album. Songs wie „Ich dreh mich nie wieder um“, „Held (Ein Löwenherz)“ oder „Fortuna trägt ein Kleid aus Gold“ zeigen die Vollblutmusikerin stimmlich und performativ facettenreich. Viele Songs hat sie mit größtmöglicher Akribie erarbeitet. „,Ich lass los‘ lag vier Jahre in der Schublade. Ich habe dann mit einer Freundin ein zweistündiges Gespräch über den Song gehabt und plötzlich war er in einer halben Stunde fertig. Auch George Lucas musste zu Disney gehen, um die Essenz von ,Star Wars‘ wiederzufinden“, bemüht sie einen Vergleich mit der Filmwelt. Dass Passionen Schmerzen verursachen können, wurde Maite schlagartig bewusst. „Ich habe täglich oft 14 Stunden in fünf bis sechs Oktaven gesungen. Als alles vorbei war und der Körper losgelassen hat, merkte ich, dass ich nichts mehr höre. Mein HNO-Arzt hat mir dann vier Wochen Musikpause verordnet, aber wenn du dich selbst nicht spürst, dann hast du kein Album auf die Welt gebracht.“

Abseits der Musik kämpft Maite nicht nur für die Deutsche Krebshilfe gegen die tückische Krankheit, sondern verbrachte auch schon ein Jahr in Togo, um sich sozial zu engagieren. Politik und gesellschaftskritisches Denken lässt sie in ihrer Musik aber bewusst außen vor, weil ihr die Zeitlosigkeit der Themen wichtig ist. Abseits davon scheut sie sich aber nicht davor, klare Positionen zu beziehen. „Politik beginnt doch schon in der Familie. Man lernt dort Mensch zu sein und wenn man seine eigene Familie nicht ehrenhaft und würdig behandelt, dann läuft etwas falsch. Auch als Unternehmerin ist es mir wichtig, meinen Mitarbeitern korrekt zu begegnen, denn hier trage ich politische und ethische Verantwortung. Ich bin selbst ein Flüchtlingskind und mein Ururgroßvater flüchtete von Irland nach Amerika. Zudem ist der Albumtitel ,Die Liebe siegt sowieso‘ durchwegs ein politischer.“

Unaufhaltbare Liebe
Der Angst vor einem weiteren Rechtsruck in ihrer Heimat Deutschland begegnet sie optimistisch. „Alle schreien derzeit wegen der AfD, aber in 20 Jahren ist sie verschwunden. Das ist nur eine bestimmte Generation, die derzeit so blöd ist, daran zu glauben. Es ist aber dennoch schrecklich zu sehen, was passiert, weil es uns in Erinnerung ruft, wie schnell Hitler damals an die Macht kam. Ich kann das Böse einfach nicht verstehen. Würde ich es verstehen, hätte ich wohl Angst vor mir selbst. Vielleicht ist aber auch mein Weg der beste, um die Mauern zu durchbrechen. Indem ich einfach über die Liebe singe. Vielleicht ist das meine politische Aufgabe. Am Ende ist das Leben stärker als der Tod und die Liebe ist nicht aufzuhalten.“

In Wien ist Maite Kelly in näherer Zukunft gleich zweimal zu sehen. Am 25. November bei der „Schlagernacht des Jahres“ in der großen Wiener Stadthalle und dann noch einmal auf Solotour am 20. März in der Stadthalle F. „Freizeit ist das Kostbarste, was du Menschen schenken kannst. Dass sie mir ihre Freizeit anvertrauen ist mir sehr wichtig und dessen bin ich mir auch voll bewusst. Nach einem meiner Konzerte sollten sie gestärkt nach Hause gehen, um mit neuen Impulsen und einer anderen Sicht auf die Dinge den Alltag angehen zu können. Ich tue alle, damit sie nachher wieder atmen können und sich menschlich fühlen.“ Selbst tut sie sich in ihrer Freizeit am Würstelstand Gutes. „Um 1 Uhr nachts schmeckt es dort am besten und wenn man davor etwas zu viel erwischt hat, kann man wieder gerade gehen“, lacht sie, „die Österreicher sind vernünftig verrückt. Das ist ein sehr schönes Gefühl, weil ich dann im Saal nicht die einzige bin, die so tickt.“

Karten für die „Schlagernacht des Jahres“ und Maite Kelly in der Wiener Stadthalle erhalten Sie unter www.ticketkrone.at.

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