Hoffnung in Pakistan

Ex-Kricket-Star Khan erklärt sich zum Wahlsieger

Ausland
26.07.2018 19:53

Der einstige Kricket-Star Imran Khan hat sich zum Sieger der Parlamentswahl in Pakistan erklärt. Die Bevölkerung, vor allem die Jugend, hofft nun auf Veränderung, schließlich hat der 65-Jährige einen islamischen Wohlfahrtsstaat versprochen. Kritiker hingegen werfen Khan Korruption und Wahlmanipulation vor. Man könne „Taliban Khan“ nicht trauen: Er werde vom Militär unterstützt und drehe sich wie ein Blatt im Wind.

Es scheint eine kleine Sensation zu sein: Nach 20 Jahren in der Opposition dürfte der Ex-Kricket-Star Imran Khan den Sprung von der dritten Stelle an die Spitze der Politik der 200-Millionen-Einwohner-Atommacht Pakistan geschafft haben. Die Bevölkerung, vor allem die Jugend, hofft auf Veränderung. Schließlich wurden die beiden großen Polit-Klans und die Familien Sharif und Bhutto auf die Plätze verwiesen.

Doch: Khans „Bewegung für Gerechtigkeit“, Tehreek-e-Insaf (PTI), hat seinen Sieg wohl auch der Unterstützung der Militärs zu verdanken hat, die sich einen in der täglichen Regierungspraxis noch unverbrauchten und entsprechend beeinflussbaren Politiker als neuen Regierungschef heranziehen möchten. Denn in Pakistan verfügt nicht die Regierung über eine Armee, dort hält sich das Militär eine zivile Regierung - seit der Staatsgründung vor mehr als 70 Jahren.

Khan-Sprecher: „Pakistan kann sich auf goldene Ära freuen“
Dennoch sind die Erwartungen an Khan groß, hat er doch einen islamischen Wohlfahrtsstaat und die Bekämpfung der endemischen Korruption versprochen. Ein Sprecher erklärte, alle Pakistanis könnten sich auf eine „goldene Ära“ freuen. Offizielle Bestätigung für Khans Sieg gibt es noch keinen, Khan erklärte sich dennoch am Donnerstag zum Sieger und sagte: „Wir waren erfolgreich.“

Zeitungen und Fernsehsender sagten bereits am Mittwochabend einen Sieg von Khans Partei voraus. Nach Teilergebnissen vom Donnerstag konnte sich Khans PTI mindestens hundert Sitze in der Nationalversammlung, dem pakistanischen Unterhaus, sichern. Zur Regierungsbildung sind 137 Sitze erforderlich.

Regierungsparteien sprechen von Wahlbetrug
Der Urnengang wird von Vorwürfen der Wahlfälschung überschattet. Die beiden etablierten Parteien, die Regierungspartei PML-N und die Pakistanische Volkspartei (PPP), hatten berichtet, Wahlbeobachter ihrer Kandidaten seien aus den Wahllokalen gedrängt worden und hätten keine offiziellen Resultate bekommen. Beide wollen das Ergebnis der Wahl nicht akzeptieren. Auch kleinere Parteien äußerten den Vorwurf der Wahlmanipulation.

Die Wahlkommission wies die Vorwürfe zurück. Der Chef-Wahlkommissar, Sardar Mohamed Raza, verteidigte den Prozess. „Diese Wahlen waren zu 100 Prozent transparent und fair“, sagte Raza.

Khan gilt bei seinen Anhängern als Reformer
Der 65-jährige Khan, der 1992 das Kricketteam des Landes zur Weltmeisterschaft geführt hatte (Bild unten), wird von seinen Anhängern als Reformer verehrt, der die Korruption bekämpfe und soziale Wohltaten verteile.

Seine Gegner attackieren ihn hingegen als „Taliban Khan“, der sich mit radikalislamischen Gruppen verbündet habe und vom mächtigen Militär in Pakistan unterstützt werde. Er drehe sich wie ein Blatt im Wind: An einem Tag gebe er sich aufgeschlossen und weltoffen, am anderen verteidige er das Stammessystem oder das Blasphemiegesetz.

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