Skepsis in Linz:

JKU-Ausbau im Urfahraner Grüngürtel?

Oberösterreich
18.04.2018 10:00

Eine Baugrube neben dem Chemie-Turm der JKU zeugt vom Kommen des „LIT Open Innovation Center“ mit eigener Fabrik - die Spatenstichfeier dafür ist am Donnerstag, dem 19. April. Doch nördlich davon stößt der weitere JKU-Campusausbau mit dem dazugehörigen „LIT College“, einem „akademischen Dorf“ für Studierende und Professoren,  an eine Grenze, nämlich in Form eines rechtlich sehr problematisches Grundstücks, das Teil des Urfahraner Grüngürtels ist.

Land und Stadt Linz wollen der JKU für das LIT College, eine Art akademisches Dorf, wo Studierende und Professoren auch wohnen, ein Grundstück gleich oberhalb des Chemie-Turms zwischen den Sackgassenästen der geteilten  Wolfauerstraße zur Verfügung stellen. LH Stelzer, Vize-LH Strugl, Stadtchef Luger und Rektor Lukas haben das College-Projekt vor ein paar Wochen (bei einer Pressekonferenz am 22. März) schon als Faktum präsentiert. Die Stadt Linz ist hier also in einer Doppelrolle als Mit-Eigentümer und allfälliger Umwidmer; ebenso das Land Oberösterreich als Mit-Eigentümer und raumordnerische Aufsichtsbehörde.

Weitere negative fachliche Stellungnahmen?
Doch innerhalb der Stadt sollen die negativen fachlichen Stellungnahmen dazu nicht abreißen, obwohl das Bauprojekt schon vom Auhofleithenwald weiter weggerückt wurde. Auch wenn nun kein Wald mehr gerodet werden muss, bleiben aber die naturschutzrechtlichen Probleme einer Umwidmung in der regionalen Grünzone bzw. die Probleme einer Umwidmung im Wildbacheinzugsgebiet der „Elmberggräben“.

„Kein öffentliches Interesse an Umwidmung“
Die stadtintern fachlich offenbar immer noch gegebene Skepsis vedichtet sich in einer ablehnenden Stellungnahme von Planungsstadtrat Markus Hein (FPÖ) auf Anfrage der „Krone“: „Das ist rechtlich ein äußerst kompliziertes, hochproblematisches Grundstück. Ich kann kein öffentliches Interesse an der Umwidmung von Grünland dort in der regionalen Grünzone erkennen, zumal es an der JKU ja auch noch Baulandreserven gibt.“ Ginge es nicht um ein politisch unterstütztes Projekt der Kepler-Uni, so würde man über so ein Projekt an diesem Standort gar nicht reden, so Hein. Anders als der bei der Pressekonferenz vermittelte Eindruck dürfte das LIT College also noch nicht „in trockenen Tüchern“ sein.

Es gäbe noch Baulandreserven an der JKU
Die Baulandreserven auf der ca 20 Hektar großen bestehenden Widmung Sondergebiet für die JKU, ca vier Hektar im Westen des Sondergebietes, sind aber im Eigentum der Bundesimmobiliengesellschaft BIG, was das Projekt des „akademischen Dorfes“ verteuern würde, weil an die BIG eine Miete gezahlt werden müsste. Die in Frage kommenden Flächen werden derzeit als Parkplatz genützt. Weitere rund 7000 Quadratmeter an der Altenberger Straße könnten ebenfalls für Einrichtungen der Universität genutzt werden.

Naturschutz-Stadträtin gegen „Anknabbern“ von Grüngürtel
Auf städtischer Behördenebene ist das Projekt „Gemeinschaftliches Wohnen, Leben und Lernen direkt am Campus“ schon einmal, im Herbst 2017, abgelehnt worden; auch eine nun weiter vom Auhofleithenwald weg angesiedelte Variante, immer noch auch in der landesrechtlich  speziell geschützten regionalen Grünzone, stößt auf Widerspruch von Naturschutz und Wildbachverbauung. Nicht nur Planungsstadtrat Markus Hein (FPÖ) lehnt das Projekt ab. Das tut auch Naturschutz-Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne), wenn sie sagt: „Wenn ein Grünzug da ist, dann ist er auch ernstzunehmen und zu schützen. Wenn man hier mit dem Anknabbern anfängt, was sagt man dann anderen Projektwerbern anderswo?“ Das sage auch das Naturschutzgutachten, dass man hier nicht nur aus raumordnerischen, sondern  auch aus Gründen der Gleichbehandlung vorsichtig sein  müsse.

Überflutungsprobleme am Hang
Zweites Hauptproblem ist für Schobesberger die Hochwassersituation mit den Elmberggräben oberhalb des Uni-Bauprojektes: „Das ist jetzt nicht so, dass das eine fiktive Problematik am Papier ist. Wir haben da tatsächlich Hochwasserprobleme, das kann man sich ja oft nicht vorstellen, wenn man diese kleinen Rinnsale kennt. Und die Wildbachverbauung des Landes ist dort auch dran, dass man die Schutzbereiche ausweitet.“ Laut aktuellem Gefahrenzonenplan liegt das gesamte Umwidmungsgebiet in einem „Braunen Hinweisbereich Überflutung“. Neue Umwidmungen müssen sich dort „auf das unbedingt erforderliche Ausmaß“ beschränken und bauliche Vorkehrungen bei Gebäuden vorsehen, unmöglich sind sie aber nicht.

JKU-Rektor Meinhard Lukas nimmt Stellung
JKU-Rektor Meinhard Lukas hat sich inzwischen auch gegenüber der „OÖ-Krone“ geäußert: „Das was ich offiziell sagen kann, ist, dass ich die Bedenken, die uns bisher nicht kommuniziert wurden zum aktuellen Projekt, natürlich ernst nehmen und sensibel darauf reagieren. Ich kann aber nicht nachvollziehen, dass es kein öffentliches Interesse an diesem Projekt gibt, wenn es die Speerspitze einer Leistungsvereinbarung mit dem Bund ist. Der Ausbau der MINT-Studierenden ist der wesentliche Ansatzpunkt für das zusätzliche Geld für die JKU. Und dass wir international Studierende anziehen, dafür ist das LIT-College ein wesentlicher Treiber.“

Ausnahmemöglichkeit in Landesverordnung
Bei ihrem zweiten Versuch, die Umwidmung des Grüngürtel-Grundstücks für das LIT-College zu erreichen, will sich die JKU offenbar auf eine Ausnahmebestimmung in der entsprechenden Landesverordnung aus dem Jahr 2012 stützen, nach der Neuwidmungen von Bauland-Sondergebieten im regionalen Grünzug möglich seien, „
bei denen ein besonderes öffentliches Interesse geltend gemacht werden kann. Darunter sind jene Neuwidmungen zu verstehen, die für die Sicherung von Standorten für Ver- und Entsorgungsanlagen sowie Einrichtungen aus den Bereichen technische und soziale Infrastruktur sowie Gesundheitswesen und Bildung erforderlich sind“.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

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