Anklage fertig:

Tunesier soll nach Linzer Doppelmord in Anstalt

Oberösterreich
27.03.2018 12:30

Ein 55-jähriger Tunesier, der am 30. Juni 2017 ein betagtes Ehepaar in Linz-Urfahr umgebracht haben soll, ist nun von der Staatsanwaltschaft wegen zweifachen Mordes angeklagt worden. Gleichzeitig wurde ein Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher gestellt. Obwohl der Mann bei der Tat laut Gutachten zurechnungsfähig war, geht aufgrund einer psychiatrischen Erkrankung von ihm sehr große Gefahr aus.

Bewaffnet mit einem Messer, einem Spanngurt und einem selbstgebastelten Totschläger war der 55-jährige Gemüselieferant über Hildegard und Siegfried Sch. in deren Linzer Wohnung hergefallen. Der Entschluss, das betagte Ehepaar zu töten, dürfte bei dem Tunesier gefallen sein, nachdem der Magistrat Linz bei ihm die Kosten eines Verwaltungsstrafverfahrens aus dem Jahr 2010 zu exekutieren versucht hatte.
Der an einer querulatorischen Persönlichkeitsstörung leidende Mohamed H. fühlte sich subjektiv vom Staat und dessen Behörden offenbar ungerecht behandelt. Mit dem Mord wollte er darauf hinweisen, dass ihm permanent Unrecht passiert sein soll.

Verwaltungsstrafe
Nach einer Anzeige nach dem Tierschutzgesetz – seine Katze hatte sich zweimal in einem gekippten Fenster verhangen und musste befreit werden – war 2010 eine Verwaltungsstrafe über ihn verhängt worden. Mohamed H. vermutete darin eine Intrige eines Nachbarn mit Beteiligung der örtlichen Polizei. Darüber beschwerte er sich auch erfolglos bei der damaligen Innenministerin und dem Bundespräsidenten.

IS-Verherrlichung
Nach dem Mord versuchte der seit 1989 in Österreich lebende 55-Jährige die Wohnung noch anzuzünden, anschließend stellte er sich bei der Linzer Polizei.
Bei der Auswertung seiner Computer wurde festgestellt, dass der Verdächtige zahlreiche Postings in sozialen Medien verfasst hatte, in denen er die Ideologie des IS verherrlichte, Terroranschläge guthieß, Durchhalteparolen an IS-Kämpfer ausgab und dem IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue schwor.

Protest gegen Unrecht
Laut eigenen Angaben und nach Einschätzung der psychiatrischen Sachverständigen Adelheid Kastner sind diese Postings und das Bekenntnis zum IS aber nur als Protest gegen das vermeintlich erlittenen Unrecht zu betrachten.
Ein Zusammenhang des Doppelmordes mit dem IS kann laut Staatsanwaltschaft ausgeschlossen werden.

Antrag auf Einweisung
H. wurde wegen zweifachen Mordes, versuchter Brandstiftung, gefährlicher Drohung, terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation angeklagt. Gleichzeitig wurde ein Antrag auf Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher gestellt.
Im Fall einer Verurteilung drohen dem Angeklagten zehn bis zwanzig Jahre Haft und eine auf unbestimmte Zeit ausgesprochene Einweisung in eine Anstalt.

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