Radikale Kuhbeschützer

Indien: Elfmal lebenslang für Lynchmord an Muslim

Ausland
22.03.2018 12:30

Mit dem Aufstieg von Premierminister Narendra Modis Partei BJP hat die Gewalt gegen Muslime und Angehörige der niedrigsten Stufe des Kastensystems in Indien zugenommen: Jetzt sind wegen eines Lynchmords erstmals elf selbst ernannte Kuhbeschützer zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Die radikalen Hindus hatten im vergangenen Juni im Bundesstaat Jharkhand einen muslimischen Fleischhändler zu Tode geprügelt, weil sie ihn verdächtigten, Rindfleisch zu transportieren.

Das Urteil am Mittwoch im ostindischen Ramgarh sei landesweit das erste gegen Kuhbeschützer. Laut indischen Medien kündigten die Anwälte der verurteilten Männer an, in Berufung zu gehen.

Die Kuh gilt Hindus, die in Indien rund 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen, als heilig. Das Schlachten von Kühen ist in den meisten Bundesstaaten des Landes verboten. Immer wieder greifen Mobs Menschen an, die sie verdächtigen, Kühe zum Schlachten zu führen oder ihr Fleisch zu essen.

Gewalt gegen Muslime und andere Minderheiten nehmen unter Modi zu
Die Opfer sind meistens Muslime oder Dalits - die früher „Unberührbare“ genannten Angehörigen der untersten Schicht im Kastensystem. Solche Vorfälle kommen häufiger vor, seit die hindu-nationalistische Partei BJP im Jahr 2014 an die Regierung kam. Immer wieder hatten BJP-Politiker gesagt, dass in den Schlachthäusern illegal Rindfleisch verarbeitet werde.

Inoffiziell verläuft die Konfliktlinie jedoch nicht zwischen Kuhschützern und -schlachtern, sondern zwischen Hindu-Hardlinern und der muslimischen Minderheit. Seit Jahrhunderten ist ein großer Teil der Schlachter in Indien muslimisch - nun fühlen sie sich von der Hindu-Mehrheit gegängelt. „Hier wird unter dem Deckmantel des Tierschutzes eine politische und religiöse Agenda durchgesetzt“, sagte Sanober Ali Qureshi von der Fleischhändler-Vereinigung AIJQAC im Vorjahr.

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