21 Jahre Haft

Betreuerin betäubt Kinder – und geht ins Solarium

Ausland
14.03.2018 06:55

Es ist der Albtraum aller Eltern: Kinder im Kindergarten unter der Aufsicht von Menschen, die sich nicht um das Schicksal der Kleinen scheren. So geschehen in der Stadt Bend im US-Bundesstaat Oregon, wo jetzt die Betreiberin einer privaten Kindertagesstätte zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden ist – weil sie ihre Schützlinge betäubte, um dann ins Fitnessstudio und Solarium gehen zu können.

Die 32-Jährige hatte seit der Gründung der privaten Kindertagesstätte vor vier Jahren ihre insgesamt sieben Schützlinge regelmäßig mit Medikamenten ruhiggestellt. Den Eltern der Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und vier Jahren teilte sie zugleich mit, ihren Nachwuchs in der Mittagszeit von 11 Uhr bis 14 Uhr nicht aus der Betreuung abholen zu können. Begründung: Die Kleinen sollen ungestört zu Mittag essen und danach schlafen können.

Doch der wahre Grund für die „Mittagspause“ war ein gänzlich egoistischer - und für die Kinder lebensgefährlicher. Die Kleinen mit Melatonin zum Schlafen gebracht, verließ January Neatherlin ihr Haus und ihre ruhiggestellten Schützlinge, um Fitnessstudio und Solarium besuchen zu können.

Kinder mit Schlafhormon betäubt
Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen - den sogenannten zirkadianen Rhythmus - steuert. Es wird in der Zirbeldrüse aus Serotonin hergestellt. Das Schlafhormon Melatonin wird in den USA, wo es in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten ist, als neues Wundermittel gehandelt. Tatsächlich ist seine Wirkung bislang aber nur unzureichend erforscht – deswegen darf es in Deutschland lediglich als Schlafmittel verwendet werden. Auch über mögliche Nebenwirkungen von Melatonin ist noch zu wenig bekannt.

Weil in Bend aber irgendwann Eltern und Nachbarn Verdacht schöpften und die Behörden einschalteten, flog das Treiben der Kindergärtnerin zum Glück auf. Durch die Auswertung der Besuchszeiten im Fitnessstudio und im Solarium kam heraus, dass Neatherlin in der Tat fast jeden Tag um die Mittagszeit mit sich selbst statt den Kindern beschäftigt war.

Ein Mädchen, das sich in der Obhut der Frau befand, erlitt laut Angaben der Eltern ein Schütteltrauma („Shaken Baby Syndrom“). Andere Eltern sagten aus, ihre Kinder hätten nach ihrer Zeit mit Neatherlin Probleme mit dem Schlafen gehabt. Zudem konnte im Blutkreislauf mehrerer Kinder Melatonin nachgewiesen werden.

Eltern vor Gericht: „Kein Platz für solche Monster“
„Sie hat Säuglingen, Kleinkindern und Kindern wiederholt Schlafmittel verabreicht und ist mit ihrem Auto losgefahren, um ihre narzisstischen Bedürfnisse zu erfüllen. In unserer Gesellschaft gibt es keinen Platz für solche Monster. January hat keinen Respekt vor dem menschlichen Leben“, sagte ein Elternteil vor Gericht.

Nach anfänglichem Leugnen gab die 32-Jährige, die selbst Mutter mehrerer Kinder ist, vor Gericht alles zu. Sie habe als Kinderbetreuerin und als Mutter versagt, so Neatherlin, die um Vergebung bat und in Richtung Eltern sagte: „Es tut mir leid. Aber jeder macht mal Fehler.“ Der Richter zeigte wenig Verständnis: 21 Jahre Haft für January Neatherlin. Der Staatsanwalt hatte 35 Jahre gefordert.

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