Heftige Aussagen

AUA-Chefs: Lauda für Zustand mitverantwortlich

Österreich
04.08.2009 14:27
Die AUA-Chefs haben es offensichtlich satt, sich ständig Ratschläge und Häme des Mitbewerbers Niki Lauda anzuhören, und sehen den Flugunternehmer ("FlyNiki") durchaus mitverantwortlich für den heute so schlechten Zustand der Austrian Airlines. Lauda kritisiert seit Monaten öffentlich die staatliche Mitgift beim AUA-Verkauf an die Lufthansa. Der Ex-Formel-1-Weltmeister war Gründer der seit rund einem Jahrzehnt der AUA gehörenden Lauda Air, die von der AUA seinerzeit aufgefangen werden musste. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass die AUA mit einem Nettoverlust von 166,6 Millionen Euro immer weiter in die Verlustzone gerät.

AUA-Vorstand Peter Malanik sprach bei der Halbjahres-Pressekonferenz von einer "strukturellen Belastung", die man mit einer inkompatiblen Flotte von Lauda zugekauft habe. Man habe sich auch in eine falsche Größenordnung hineingekauft. Die Schulden, die damals mit übernommen wurden, bezifferte er mit 700 Millionen Euro.

Bierwirth: "AUA hat sich verschluckt"
"Die AUA hat sich verschluckt", konstatierte Vorstand Andreas Bierwirth (im Bild). Niki Lauda hingegen hat sich mit seiner Billigairline neu als Wettbewerber etabliert. "Wir verwahren uns dagegen, dass man sich darüber lustig macht", so Bierwirth. Bei der AUA seien es 7.500 Menschen, die mit roten Strümpfen und Hosen durch die Welt fliegen, bei FlyNiki nur einer, der mit seinem Käppchen etwas Rotes auf dem Kopf trage, der Rest sei "anderweitig gelöst", sagte Bierwirth.

Die AUA-Belegschaftsvertretung prangert seit langem die Praxis von FlyNiki an, sich einer eigenen Leiharbeitsfirma zu bedienen. "Wir sind und bleiben der nationale Carrier", betont die AUA-Führung. Die AUA-konzerneigene Marke "Lauda Air" wollen die AUA-Chefs weiter behalten, wie es bei der Pressekonferenz hieß. Es werden künftig aber eher weniger denn mehr Flugzeuge mit diesem Logo abheben, weil in der Wirtschaftskrise der Flotteneinsatz konzentriert wird.

AUA gerät immer weiter in die Verlustzone
Indes meldete die AUA am Dienstag einen Nettoverlust von 166,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2009. Das ist dreieinhalbmal so viel Verlust wie im ersten Semester des Vorjahres (48,7 Millionen Euro). Grund für die Verlust-Ausweitung waren die im zweiten Quartal nochmals verschärfte Krise in der Luftfahrt und neuerlich Flugzeugabschreibungen. Der AUA-Konzernumsatz sank im Halbjahr um 21,8 Prozent auf 934,6 Millionen Euro, die Flugumsätze gaben auf 889 Millionen Euro (Vorjahr: 1,14 Milliarden Euro) nach. Im zweiten Quartal brachen die Flugumsätze gar um 26 Prozent auf 473,7 Milllionen Euro ein.

Für Malanik und Bierwirth zeigt die Krise "schonungslos unsere Schwächen auf". Dass die gesamte Luftfahrtbranche derzeit mit dem Rücken zur Wand stehe, sei nur ein schwacher Trost. Durch hartes Gegensteuern habe man es aber zunächst einmal geschafft, den operativen Verlust im zweiten Quartal zu reduzieren.

Streckenstreichungen, aber kein Kahlschlag
Weitere Streckenstreichungen stehen am Programm, derzeit zwei bis vier, keinesfalls ein "Kahlschlag", versicherten die Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth. Die im EU-Auflagenpaket enthaltenen Slot-Abgaben soll erst die EU beim endgültigen Okay des Lufthansa-Deals erläutern. Die Liquidität wurde zum Stichtag 30. Juni 2009 mit 180 Millionen Euro Euro beziffert. Das reiche bis übers Jahresende hinaus, bekräftigten die Manager.

Das Eigenkapital belief sich Mitte des Jahres auf 162 Millionen Euro, bei einem Grundkapital von 264,4 Millionen Euro. In der AG-Bilanz hat der Verlust mehr als das halbe Grundkapital längst aufgefressen, dafür ist die Jahresmitte aber kein Stichtag. Außerdem kommt in wenigen Wochen ohnedies die Lufthansa mit frischem Geld. Vom 200-Millionen-Notkredit der ÖIAG vom Dezember sind noch 28 Millionen Euro übrig.

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