Böses Spiel

Der Schrecken geht weiter: “Overlord II”

Spiele
14.07.2009 14:58
Das Böse ist immer und überall - vor allem in Videospielen. Während es zumeist jedoch darum geht, als guter Held das Böse zu besiegen, schlägt Codemasters mit "Overlord" den entgegengesetzten Weg ein. Als dunkler Fürst des Bösen gilt es hier, alles zu sein - nur nicht nett. Auch in der jetzt erschienenen Fortsetzung "Overlord II" hat sich daran nichts geändert. Nur die Möglichkeiten, seiner Bösartigkeit Ausdruck zu verleihen, sind noch umfangreicher geworden...

Allerdings muss auch ein dunkler Lord des Bösen erst einmal klein anfangen und sich seine Sporen verdienen. In der Fortsetzung zu Codemasters Action-Adventure aus dem Jahr 2007 beginnt man daher als noch junger Satansbraten, der anfangs recht harmlos ein paar Kindern Schneebälle um die Ohren haut, ehe man durch das Absolvieren politisch eher inkorrekter Missionen wie dem Abschlachten von Robben, putziger Wichtel oder süßer Feen im Ansehen der Unterwelt steigt und endlich als deren neues Oberhaupt agieren darf.

Als solches gilt es sich dann gegen die Bedrohung durch das nach dem Ende der Schreckensherrschaft des einstigen Overlords erstarkte römische Imperium sowie das Volk der Elfen, dargestellt als homoerotische Hippies, zur Wehr zu setzen. Obwohl der neue Overlord selbst über gewisse magische Fähigkeiten und die eine oder andere schlagkräftige Waffe verfügt, ist er für diese Aufgabe abermals auf die Mithilfe seiner Schergen angewiesen.

Diese kleinen Ausgeburten des Bösen unterscheiden sich wie bereits in Teil eins hinsichtlich ihrer Fähigkeiten voneinander: Während sich die braunen Schergen optimal für den Nahkampf eignen, richten die Roten mit ihren Brandpfeilen bevorzugt aus der Distanz Schaden an und durchqueren mühelos Feuerbarrikaden. Dem Element des Wassers zuzuschreiben sind hingegen die Blauen, die nicht nur schwimmen, sondern auch gefallene Schergen heilen können. Die Grünen wiederum sind die Assassinen unter den Schergen und können Gifte unschädlich machen.

Auf Wolf und Salamander in die Schlacht
Neu ist, dass einige Schergen in "Overlord II" nun Kreaturen wie Wölfe, Spinnen oder Salamander zähmen und diese als Reittiere nutzen können, was ihnen gewisse Vorteile im Kampf verschafft. So springen braune Schergen mit Hilfe von Wölfen etwa über Schluchten, während Rote mittels Feuersalamandern Wichtelbauten ausräuchern. Unverändert geblieben ist hingegen, dass sich die Schergen die Hinterlassenschaften ihrer Opfer zu Nutze machen, indem sie Rüstungen und Waffen an sich reißen. Je besser ausgerüstet die böse Gefolgschaft ist, umso größer ist freilich auch der Schaden, den die Horde anrichtet.

Da es jedoch auch dem besten Schergen passieren kann, dass er das Zeitliche segnet, besteht für den Overlord neuerdings die Möglichkeit, seine treuesten Kameraden wieder auferstehen zu lassen. Dafür muss der dunkle Fürst in seinen unterirdischen Turm hinabsteigen, welcher wie in Teil eins anfangs noch stark renovierungsbedürftig ist, mit steigender Boshaftigkeit jedoch zu einer imposanten Festung wächst. Mit dem Morden und Brandschatzen stehen dem Overlord im Spielverlauf zahlreiche Upgrades für sich, seine Schergen und die Festung zur Verfügung. Unter anderem können Waffen und Rüstungen geschmiedet, Schergenbarracken ausgebaut und zu guter Letzt auch die Privatgemächer hergerichtet werden. Wer ein echter Overlord ist, hält sich schließlich eine Mätresse, und die will es nun mal heimelig haben.

Vernichten oder unterjochen?
Vom mächtigen Thronsaal aus geht es dann über eine Karte zu den einzelnen Missionen, in denen der Overlord und seine Schergen eigentlich stets nur zwei Ziele verfolgen: entweder den Wiedersacher zu vernichten oder - und das ist neu - ihn zu unterjochen. Während das Zerstören, nun teilweise auch mittels Katapult, Ballista oder von Bord eines Schiffes aus, Seiner Bösartigkeit unmittelbare Genugtuung und Befriedigung verschafft, helfen versklavte Menschen langfristig, den stetigen Nachschub für die Armeen der Finsternis zu liefern. Wie das funktioniert, kann jeder Overlord selbst ausprobieren, indem er mittels Magie Besitz vom menschlichen Pöbel ergreift und diesen wie seine Schergen in die Schlacht schickt.

Die Handhabung birgt allerdings abermals ihre Tücken, denn mit dem rechten Analogstick wird nicht nur die mitunter bockige Kamera bedient, sondern auch die Schergenschaft gesteuert. Per Schultertaste können zudem alle oder einzelne Schergen ausschwärmen und auf Knöpfchendruck wieder zurückgepfiffen werden. Ganz nebenbei muss sich auch noch der Overlord selbst im Kampf behaupten. Kurzum: Die Steuerung ist recht überladen und die Tatsache, dass ständig Dutzende Schergen um einen herumwuseln, trägt nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei. Wenn die Gefolgschaft dann noch vorschnell vorprescht und die zuvor im Geiste penibel erdachte Angriffsstrategie versehentlich über den Haufen wirft, ist das Chaos perfekt – und der Frust lässt nicht lange auf sich warten.

Für Frust sorgt neben den nur spärlich vorhandenen Speicherpunkten auch, dass man sich trotz Minikarte das eine ums andere Mal verwundert fragt, wo es nun eigentlich lang geht. Dabei sind die Levels selbst meist streng linear aufgebaut und lassen auch nur eine Lösungsmöglichkeit zu, wobei der Puzzleanteil im Vergleich zum Vorgänger eindeutig einem höheren Actionanteil gewichen ist.

Bitterböse und tiefschwarz
Dass "Overlord II" trotz der bereits vom Vorgänger bekannten Schwächen Spaß macht, ist dem bitterbösen Humor und den sarkastischen Dialogen zu verdanken, die abermals aus der Feder von Rhianna Pratchett, Tochter von "Scheibenwelt"-Autor Terry Pratchett, stammen. Mit viel Liebe zum Detail erschuf sie eine aberwitzige Fantasy-Welt, in der die gängigen Klischees von hübschen Feen und edlen Elfen konsequent über den Haufen geworfen wurden. Den Entwicklern ist es gelungen, diese Welt auch optisch ansprechend auf den Bildschirm zu bringen. Wenngleich die Präsentation nicht immer State of the Art ist, wissen doch vor allem die vielen kleinen Details zu begeistern. Insbesondere die Schergen sorgen für den einen oder anderen Lacher, wenn sie erst unter lautem Gebrüll ganze Siedlungen in Schutt und Asche legen, sich anschließend mit gefundenen Mistgabeln und anderen Utensilien ausrüsten und schließlich die Beute mit einem krächzenden "Meister, Meister, für Euch!" ihrem Gebieter überreichen.

Für weitere Unterhaltung sorgt zu guter Letzt der Mehrspieler-Modus, in dem Spieler via Splitscreen oder Xbox Live gemeinsam um ihr Überleben bzw. gegen einen Zenturio kämpfen, oder gegeneinander um die Wette unterwerfen und plündern können.

Fazit: Unübersichtlichkeit ist die große Schwäche von "Overlord II". Das gilt sowohl für die überladene Steuerung als auch die mitunter komplizierten Levelstrukturen. Schade, dass diese bereits vom Vorgänger bekannten Schwächen nicht ausgebügelt wurden. So richtig die Laune verderben können diese Mankos allerdings nicht. Dafür macht es einfach zu viel Spaß, so richtig böse zu sein, zu plündern, zu rauben und zu brandschatzen – auf humorige und unblutige Art und Weise, versteht sich. Wer den Vorgänger bereits liebte, wird auch mit "Overlord II" demnach nichts falsch machen können, wenngleich sich die Neuerungen in Grenzen halten und der Puzzle-Anteil diesmal geringer ausfällt.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Codemasters
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

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