Dreikampf

Ringen um Rettung von Opel

Ausland
21.05.2009 08:30
Im Ringen um die Rettung von Opel haben die potenziellen Investoren Fiat, Magna und Ripplewood am Mittwochnachmittag fristgerecht Angebote für den angeschlagenen Autobauer vorgelegt. Wie der italienische Hersteller Fiat in Turin mitteilte, gilt das Angebot für das europäische Geschäft der General-Motors-Tochter und deren britische Schwester Vauxhall. Einzelheiten nannte Fiat nicht. Sollte die Übernahme zustande kommen, werde ein neuer Konzern gebildet, der Fiat, Chrysler sowie Opel umfassen würde. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna legte laut der "Rheinischen Post" zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz ebenfalls ein Konzept beim deutschen Wirtschaftsministerium vor.

Unter Berufung auf Unternehmenskreise wurde berichtet, dass eine Absichtserklärung genau um 18 Uhr abgesendet worden sei. Magna will mit Gaz und finanzieller Unterstützung der russischen Sberbank die Mehrheit an dem angeschlagenen Konzern übernehmen. Der Zulieferer gab zunächst - wie auch schon Fiat - keinen Kommentar ab. Neben Fiat und Magna wird auch der US-Investor Ripplewood über seine europäische Tochter RHJ International als Interessent gehandelt. Die Bundesregierung bevorzugt jedoch einen Investor, der möglichst selbst in der Automobilbranche tätig ist.

Enormer Zeitdruck
Die Verhandlungen über Opel stehen unter einem enormen Zeitdruck. Die deutsche Regierung versucht den Autobauer aus dem drohenden Insolvenzstrudel der US-Mutter General Motors (GM) herauszuhalten. Für die Konzepte potenzieller Investoren war zunächst eine Abgabefrist bis Mittwochabend gesetzt, dann aber gelockert worden.

Verantwortliche in ständigem Kontakt
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm versicherte, die Bundesregierung werde sich parallel zu GM und US-Regierung umgehend an die Auswertung der Zukunftsmodelle für den deutschen Autobauer machen. Man stehe innerhalb der zuständigen Bundesministerien sowie mit den betroffenen Landesregierungen, aber auch mit GM, Opel, GM-Europe und der US-Regierung in ständigem Kontakt.

GM-Insolvenz bis zum 29. Mai absehbar
Der deutsche Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) kündigte nach einem Treffen der zuständigen Minister mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin an, dem Unternehmen solle möglichst noch vor Ende des Monats eine Perspektive geboten werden. Der amerikanische Opel-Mutterkonzern GM muss seinerseits bis zum 29. Mai der US-Regierung ein tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen.

Doch selbst die Konzernspitze räumt inzwischen ein, dass eine GM-Insolvenz kaum mehr zu verhindern sei. Dies hätte für die deutsche Tochter Opel gravierende Folgen. Grundsätzlich entscheiden der ums Überleben kämpfende GM-Konzern sowie die US-Regierung über einen Einstieg von Investoren. Weder von GM noch von der US-Regierung kamen bisher eindeutige Signale. Da Deutschland aber Bürgschaften für die Finanzierung einer Beteiligung geben soll, werden die Konzepte auch in Berlin vorgelegt und geprüft.

Deutsche Regierung plant Kraftakt
Regierungssprecher Wilhelm sagte, die Runde der zuständigen Minister werde sich in dieser Woche erneut treffen, um die Konzepte zu erörtern. Eine Verhandlungsdelegation stehe weiterhin bereit, kurzfristig nach Washington zu reisen, um eine Herauslösung von Opel auszuloten. In einem ersten wichtigen Schritt hätten sich Bund, Länder mit Opel-Standorten und staatliche Banken am Dienstagabend auf eine Brückenfinanzierung verständigt, die Opel in der derzeitigen unübersichtlichen Lage Zeit für weitere Verhandlungen mit Investoren verschaffen soll.

Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, der Finanzbedarf des Autobauers solle über einen verbürgten Kredit, für den der Bund und die Länder je zur Hälfte geradestehen, gedeckt werden. Thüringen will 51 Millionen Euro beisteuern, Nordrhein-Westfalen 150 Millionen Euro und Rheinland-Pfalz laut Südwestrundfunk (SWR) rund 102 Millionen Euro. Hessen will sich nach Angaben des Wiesbadener Finanzministeriums gar mit 447 Millionen Euro beteiligen. Insgesamt sind 1,5 Milliarden Euro Überbrückung im Gespräch.

Opel-Insolvenz weiter nicht ausgeschlossen
Mit dem Treuhandmodell soll Opel aus dem Gesamtkonzern herausgelöst werden, um negative Auswirkungen einer GM-Insolvenz auf die deutsche Tochter zu vermeiden. Bedingung für das Treuhandmodell ist laut Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), dass die Konzepte der Opel-Interessenten auch wirklich zukunftsträchtig seien, andernfalls hielt er zuletzt auch eine "geordnete Insolvenz" für denkbar.

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