Tiefer und tiefer

Nobelpreisträger sieht kein Ende der Finanzkrise

Ausland
25.10.2008 11:56
Nobelpreisträger Joseph Stiglitz malt ein düsteres Bild zur Lage der Weltwirtschaft. Wenn jetzt die Regierungen das Falsche täten, käme es zum schwersten Wirtschaftseinbruch seit der Großen Depression, sagte er. Derzeit gebe es keinen Grund zu glauben, dass der Tiefpunkt der Krise bereits erreicht sei, so Stiglitz in einem Interview im "Tages-Anzeiger" vom Samstag. Allerdings seien die Börsen ohnehin kein geeigneter Indikator, um zu beurteilen, was wirklich passiere, da diese sich von der Realität abgekoppelt hätten.

Sicher sei, dass es zur schlimmsten Rezession der vergangenen 25  Jahre kommen werde, sagte Stiglitz weiter. Von einer höheren Arbeitslosigkeit betroffen wären auch die Europäer. "Zusammen mit den USA ist Europa die Region, die am stärksten von der Krise betroffen ist."

US-Regierung reagierte falsch
Ausschlaggebend gewesen für den Infarkt, welchen die Wirtschaft erlebe, sei die miserable Leistung der amerikanischen Regierung und ihre Entscheidung, Lehman Brothers nicht zu retten. "Die US-Regierung schwankte hin und her und offenbarte Panik." Im Gegenzug lobte Stiglitz die britische Regierung, die es geschafft habe, schnell und direkt Geld in die Banken einzuschießen und sich gleichzeitig auch eine Mitsprache verschafften, etwa bei der Berufung von Verwaltungsräten.

Stiglitz sieht Fehler bei Ökonomen
Der Wirtschaftsnobelpreisträger ging allerdings auch mit dem eigenen Berufsstand hart ins Gericht. Nicht nur Finanzmärkte hätten versagt, sondern auch die Ökonomen. "Die meisten meiner Kollegen verbrachten kaum Zeit damit, über die Struktur und die Stabilität der Finanzmärkte zu sprechen", sagte er.

Es habe zwar Warner gegeben, nur seien diese nicht an der Wall Street tätig gewesen. "Dort verdienen einfach sehr viele Leute sehr viel Geld." Anderseits sei es aber auch so, dass die Wirtschaftswissenschaft eine antizyklische Branche sei. "Immer dann, wenn es abwärts geht, hören die Leute auf uns", so Stiglitz.

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