Sloweniens Premier

Jansa zahlte für “Exklusivinterview”

Ausland
16.09.2008 11:45
Nachdem er vom finnischen Fernsehen als bestechlich dargestellt wurde (siehe Infobox), in einem Konterinterview von der finnischen Moderatorin völlig blamiert und im eigenen Land nicht bei allen beliebt ist, geht der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa bei seinen Medienkontakten nun auf Nummer sicher. In einem für einen amtierenden Regierungschef eher ungewöhnlichen Schritt gab er einem landesweit wenig bekannten Regionalfernsehsender im nordostslowenischen Murska Sobota ein viertelstündiges „Exklusivinterview“ - und bezahlte auch noch dafür. In Slowenien sind am Sonntag übrigens Parlamentswahlen…

Dass es sich im Grunde um eine bezahlte Einschaltung von Jansas Slowenischer Demokratischer Partei handelte, war nur ganz klein im Abspann zu sehen. Laut der Tageszeitung „Dnevnik“ bietet der Privatsender „TV Idea - Kanal 10“ seinen politischen Auftraggebern für wohlfeile 8.400 Euro ein „Siegerpaket“ an, das Werbespots, Porträts und ein Interview beinhaltet. Dabei werden „auch inhaltliche Wünsche“ der Kandidaten berücksichtigt, „sofern dies im Einklang mit der journalistischen Ethik steht“.

Der Fall erinnert an das „Burgenländische Kabelfernsehen - BKF“, von dem vor der heurigen Nationalratswahl eine Art Bestellformular aufgetaucht war, in dem Parteien vergleichbare „Siegerpakete“ mit 10-Minuten-Interviews buchen konnten.

„Und Elefanten können fliegen“
Kein Vorwahl-Interview mit Jansa bekam dagegen die führende Tageszeitung des Landes, „Delo“. Als einziger der Spitzenkandidaten verlangte der Regierungschef nämlich, dass ihm die Fragen im Voraus schriftlich vorgelegt werden. Allerdings stellte sich Jansa den Fragen des regierungskritischen Blatts „Dnevnik“. Das Interview geriet zu einer Abrechnung mit der Zeitung, die Jansa bezichtigte, die Schmiergeldvorwürfe – er soll vom finnischen Rüstungskonzern Patria Millionen genommen haben - gegen ihn mitinszeniert zu haben. „So viele Lügen, wie ich in den vergangenen 20 Jahren in ihrem Blatt gelesen habe, obwohl ich es nicht oft lese, kann man kaum woanders lesen“, sagte Jansa in dem am vergangenen Wochenende veröffentlichten Interview. Auf den Hinweis der „Dnevnik“-Journalisten, dass noch alle Berichte der Zeitung gestimmt hätten, sagte er sarkastisch: „Und Elefanten können fliegen.“

In finnischem Konterinterview total blamiert
Wenig Glück hatte Jansa vorige Woche auch mit einem Interview für den finnischen Privatsender „Nelonen“, in dem er seinen Standpunkt zu den im öffentlich-rechtlichen Sender YLE erhobenen Korruptionsvorwürfen darstellte. Das Jansa-Interview wurde in der Infotainment-Sendung „maria!“ ausgestrahlt, deren Moderatorin Maria Veitola die von Jansa erhoffte Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Thema vermissen ließ. Sie schenkte dem Premier nach dem Interview einen vorgefertigten Brief an den Weihnachtsmann - dem Jansa schreiben könne, falls er sich im Gefängnis wiederfinde, so der sarkastische Kommentar Veitolas - und versuchte auch andere hochrangige slowenische Gesprächspartner wie Innenminister Dragutin Mate oder Chefanklägerin Barbara Brezigar mit kleinen Geschenken zu „bestechen“.

Nach dem Interview rief Veitola dem verdutzten Regierungschef den aus dem Science-Fiction-Epos „Star Wars“ entlehnten Gruß „May the force be with you“ (Möge die Macht mit dir sein) nach - möglicherweise eine Anspielung an Jansas von seinem langjährigen politischen Gegenspieler Janez Drnovsek geprägten Spitznamen „Fürst der Finsternis“.

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