50 lange Tage

Schlafentzug als Verhörmethode in Guantanamo

Ausland
15.07.2008 20:58
Dem Fahrer von Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden, der jahrelang als mutmaßlicher Terrorist im US-Gefangenenlager Guantanamo inhaftiert war, wurde 50 Tage lang der Schlaf entzogen. Das belegen Verhörprotokolle, die im Verfahren gegen ihn vorgelegt wurden, wie der vom US-Verteidigungsministerium ernannte Verteidiger von Salim Ahmed Hamdan, Korvettenkapitän Brian Mizer, am Montag mitteilte. Mizer forderte, dass im Prozess gegen Hamdan Anklagepunkte gestrichen werden, die auf Aussagen in Verhören der "Operation Sandman" beruhten.

Mizer deutete an, er werde Sanktionen gegen die Anklage fordern, weil sie die Verhörprotokolle erst jetzt - am vergangenen Samstag - zugänglich gemacht habe. Das Militärtribunal hatte den Staatsanwälten eine Frist bis vergangenen Dezember gesetzt, die Dokumente zur Verfügung zu stellen. Der stellvertretende Chef des Verteidigerrats für US-Militärverfahren, Michael Berrigan, bezeichnete das Verhalten der Anklagevertretung als empörend. "Weiter kann man sich von einem fairen Verfahren nicht entfernen", sagte er.

Besuch von "Alfred Hitchcock"
Mizer sagte, Hamdan sei ab dem 11. Juni 2003 der Schlaf entzogen worden. Während der "Operation Sandman" habe er auch Besuch von "Alfred Hitchcock" erhalten, wobei aus den Protokollen nicht hervorgehe, was sich hinter diesem Codenamen verbirgt. Schlafentzug wird oft als unmenschliche Behandlung von Gefangenen kritisiert. US-Staatsanwälte in Verfahren gegen die Guantanamo-Häftlinge Mohammed Jawad und Omar Khadr haben dagegen erklärt, Schlafentzug sei keine Folter. Jawad und Omar Khadr haben sich über Schlafentzug in den vergangenen Monaten beschwert.

Der nun etwa 37-jährige Hamdan wurde im November 2001 an einer Straßensperre in Afghanistan verhaftet. In seinem Auto wurden zwei Boden-Luft-Raketen gefunden. Bei einer Verurteilung durch das Militärtribunal wegen Verschwörung zum und Unterstützung von Terrorismus droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Noch 265 Gefangene in Guantanamo
Derzeit sind noch rund 265 Gefangene in dem US-Lager auf Kuba als "feindliche Kämpfer" inhaftiert, die im "Krieg gegen den Terror" festgenommen wurden. Die meisten von ihnen werden bereits seit Jahren ohne Anklage festgehalten, viele von ihnen haben angegeben, misshandelt worden zu sein. Ein US-Bundesrichter will noch heuer über die Klagen von 35 Guantanamo-Häftlingen auf ihre Freilassung entscheiden.

Das Oberste US-Gericht hatte im vergangenen Monat in einer Grundsatzentscheidung geurteilt, dass die Guantanamo-Insassen das Recht haben, ihre Inhaftierung vor Bundesgerichten anzufechten. Sowohl der republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain als auch sein demokratischer Rivale Barack Obama haben angekündigt, das Lager im Falle ihrer Wahl zu schließen.

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